Die letzte Jungfrau ...
Annie?”
“Ja, ich kümmere mich um ihn.” Annie lächelte zuckersüß. “Danke, dass Sie uns besucht haben, Diana.”
“Den Aufenthalt hier hätte ich um nichts in der Welt versäumen wollen.”
“Ich melde mich demnächst bei dir.” Sam umarmte Diana und gab ihr einen Kuss auf die Wange, dann flüsterte er ihr etwas ins Ohr. Lächelnd nickte sie und ging die Treppe hinunter.
“Ich glaube, ich habe für eine Nacht genug getan”, sagte Annie und ging ebenfalls zur Treppe.
“Du meinst, du hast genug Scherereien verursacht.”
“Na, hör mal! Ich bin nicht diejenige, die innerhalb von nur zwei Tagen zweimal im Schlafzimmer eingesperrt wurde. Rein zufällig natürlich!”
“Was willst du damit sagen?”
“Dass es ein raffinierter Trick war.”
“Du glaubst, ich hätte es absichtlich getan?”, fragte er ungläubig.
“Willst du es etwa bestreiten?” Wohlweislich wartete Annie die Antwort nicht ab, sondern eilte nach unten.
Sam lief ihr nach. “Denk bloß nicht daran, hier ohne mich wegzufahren!”
“Oh, ich verschwende nicht einen einzigen Gedanken daran, ich tue es einfach.”
Nicht wenn er es verhindern konnte! Sie lief zum Motorrad und stieg auf, aber in den wenigen Sekunden, die sie benötigte, um den Motor zu starten, hatte Sam sich hinter ihr auf den Sitz geschwungen. Er legte ihr die Arme um die Taille und presste sich fest an sie.
“Lass uns noch ein bisschen herumfahren”, bat Sam.
Annie gab Gas und fuhr die Auffahrt entlang, wobei sie geschickt die Schlaglöcher vermied. Offensichtlich hatte sie Soundings ziemlich häufig besucht, wenn sie den Weg sogar im Dunkeln so gut kannte.
Auf der Straße beschleunigte sie. Ihr Haar umwehte ihn, und er atmete den zarten Duft ihres Shampoos ein. Eigentlich hätten sie zuerst nach Hause fahren sollen, um die Helme zu holen, und er hätte Annie eigentlich sagen müssen, sie solle langsamer fahren, aber das wollte er ebenso wenig wie sie. Er wollte Geschwindigkeit, er wollte, dass die milde Luft ihm die Haut kühlte, er wollte das Vibrieren des Motorrads spüren.
Als Annie noch mehr beschleunigte, tippte Sam ihr auf die Schulter. “Das reicht, mein Schatz.”
Er hatte nicht erwartet, dass sie auf ihn hören würde, aber sie reduzierte tatsächlich das Tempo. In dem Moment sah er den Widerschein von blitzendem Blaulicht im Seitenspiegel. Verdammt! Zu jeder anderen Zeit hätte Sam nichts dagegen gehabt, die Ordnungshüter der Insel bei der Ausübung ihrer Pflicht zu beobachten, aber jetzt wäre ihm lieber gewesen, dass sie Annies Missetaten ignorierten.
Sie blickte kurz zurück und fluchte.
Sam lächelte breit. “Jetzt steckst du in der Patsche, Prinzessin.”
“Keine Sorge, es ist nur Bertie. Bitte, Sam, provoziere ihn nicht. Wir haben das schon oft durchgespielt. Er hält mir eine Standpauke, ich verhalte mich kleinlaut und entschuldigend, und in kürzester Zeit können wir weiterfahren. Okay?”
“Wenn du meinst.” Er zuckte die Schultern. Es würde bestimmt interessant, Annie bei ihrem Auftritt zu beobachten.
Sie hielt am Straßenrand an und wartete, bis Bertie neben ihr stoppte und ausstieg. “Hallo, Bertie”, begrüßte sie ihn fröhlich.
“Guten Abend, Miss Delacorte. Würden Sie bitte absteigen? Sie auch, Mr. Beaumont.”
“Miss Delacorte?” Lachend stieg sie ab. “Das sind ja ganz ungewohnte Töne.”
“Ja, Madam. Dürfte ich Ihren Führerschein und die Zulassungspapiere sehen?”
“Meinen …” Sie runzelte die Stirn. “Was ist denn plötzlich in dich gefahren, Bertie? Du weißt doch, dass ich meinen Führerschein nie dabeihabe. Der steckt in meiner Handtasche, und die ist zu Hause.”
“Sie geben also zu, ohne Führerschein gefahren zu sein, Madam?”
“Ja, natürlich.” Verwirrt sah sie ihn an. “Was soll denn das Getue, mich mit ‘Madam’ anzureden?”
Bertie räusperte sich. “Ich bin nur höflich.”
Und er hält sich genau an die Vorschriften, dachte Sam. Die Situation war interessanter, als er vermutet hatte. Er lehnte sich ans Motorrad und erwartete, sich köstlich zu amüsieren.
“Miss Delacorte, Ihnen ist doch klar, dass Fahren ohne Führerschein einen Verstoß gegen das Gesetz darstellt?”
“Lieber Himmel, Bertie! Hier nimmt doch niemand die Papiere mit, außer er fährt aufs Festland, weil sie verloren gehen oder nass werden könnten. Warum sagst du mir nicht, was …”
“Wie ich sehe, fahren Sie außerdem Motorrad, ohne den vorgeschriebenen Helm aufgesetzt zu
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