Die letzte Jungfrau ...
die Gitterstäbe und zerrte rücksichtslos seinen Arm mit hoch. “Ich verstehe das nicht. Was, um alles in der Welt, ist bloß in Bertie gefahren?”
“Ich vermute, er konnte deine Überschreitungen nicht länger dulden.”
“Überschreitungen?” Sie funkelte Sam an. “Welche Überschreitungen?”
Behutsam löste er ihre Finger von den Gitterstäben. “Du weißt genau, was ich meine. Ständig fährst du zu schnell, und heute warst du auch noch ohne Helm unterwegs. Du bist viel zu leichtsinnig geworden, und Bertie versucht auf seine Art, dich zur Vernunft zu bringen.”
“Aber warum hat er dich auch verhaftet?”
Sam hatte zwar einen bestimmten Verdacht, behielt den aber lieber für sich. “Wahrscheinlich weil er wusste, dass ich Himmel und Hölle in Bewegung setzen würde, um dich freizubekommen”, erklärte er. “Er hat mich ebenfalls festgenommen, damit ich Rolly nicht aus dem Bett holen kann.”
Sie sah ihn so verwirrt an, dass es ihm zu Herzen ging. “Glaubst du wirklich, wir müssen die ganze Nacht hier verbringen?”
“Vielleicht.” Als er ihre niedergeschlagene Miene sah, legte er den Arm um Annie. “Nein, ich bezweifle, dass sie uns lange eingesperrt lassen”, beruhigte Sam sie. “Die Telefonistin hat uns doch gesehen. Wahrscheinlich alarmiert sie Rolly.”
Annie blickte sich unbehaglich um. “Und was machen wir inzwischen?”
“Mal sehen: Wir haben Handschellen, einen Raum ganz für uns allein, und wir sind relativ ungestört. Was schlägst du denn vor?”
Er hatte den richtigen Ton getroffen, denn sie entspannte sich und lächelte sogar. “Ich schlage vor, wir unterhalten uns, Sam.”
“Das überrascht mich seltsamerweise gar nicht. Wir können es uns allerdings halbwegs bequem machen, während wir warten.” Sam setzte sich mit ihr auf die Pritsche. “Worüber möchtest du denn reden?”
“Über Diana Starr.”
Er seufzte. “Und was genau möchtest du wissen?”
“Zuerst einmal … was hast du ihr beim Abschied ins Ohr geflüstert?”
“Ich habe sie zu unserer Hochzeit eingeladen, mein Schatz.”
“Sehr witzig. Was hast du wirklich gesagt?”
“Wenn du vorhast, alle meine Antworten anzuzweifeln, mache ich lieber ein Nickerchen. Also: Möchtest du streiten oder reden?”
“Reden.” Sofort kam sie auf Diana zurück. “Sie hat dich mehrmals ‘Lover’ genannt. Ist sie deine Geliebte? Vielmehr — war sie es?”
“Nein. Sie nennt jeden so, ihren Ehemann eingeschlossen.”
“Sie ist verheiratet?”
“Ja, und zwar sehr glücklich. Sie war es schon, als ich sie kennenlernte.”
“Warum ist sie dann hierhergekommen?”
“Das hat sie dir doch gesagt, Annie. Sie wollte mir ausreden, die Partnerschaft zu beenden.”
“Hatte sie Erfolg damit?”
“Nicht den geringsten.”
Annie zögerte kurz. “Ihre Frisur ist ziemlich interessant, oder?”
“Oh nein, vergiss es, Schatz. Ich mag dein Haar so, wie es ist.”
“Ich habe dich nicht um deine Meinung gebeten.” Nachdenklich runzelte sie die Stirn. “Eine purpurrote Stachelfrisur würde die Leute hier mit Gesprächsstoff versorgen, stimmt’s?”
“Denk nicht einmal im Traum daran, dich so zu verschandeln.”
“Na gut.” Annie schwieg ziemlich lange, was nichts Gutes verhieß. Schließlich sagte sie: “Da ist noch etwas, was ich mit dir besprechen möchte. Meine … meine Verführung.”
“Wirst du ungeduldig?”
“Nein.” Ernst sah sie ihn an. “Du musst deine Verführungsversuche eine Zeit lang einstellen.”
Das hatte er nicht erwartet, vielmehr gedacht, sie würde ihrem ‘Ruin’ ebenso begeistert entgegensehen wie er. Das hatte sich im Lauf des Tages offensichtlich geändert. “Diana ist wirklich nicht meine Geliebte”, versicherte Sam ihr ruhig.
“Es geht nicht um Diana, sondern …” Sie atmete tief durch. “Du bist erst seit zwei Tagen wieder hier, und wenn ich mit dir zusammen bin, fällt es mir schwer, mich zu beherrschen.”
Er versuchte, sich seine Belustigung nicht anmerken zu lassen. “Das macht mich glücklich.”
“Mich nicht.” Sie zog die Knie an und legte die Arme darum, wobei sie seinen Arm einfach mitzog. “Ich brauche Zeit, um mich wieder zurechtzufinden, um zu entscheiden, ob ich ein …”
“Gefallenes Mädchen sein möchte?”, beendete er den Satz.
Bedrückt sah sie Sam an. “Heute wäre es beinahe so weit gewesen”, flüsterte sie. “Du bist atemberaubend. Ich kann keinen klaren Gedanken fassen, wenn ich mit dir zusammen bin.”
“Mir geht es
Weitere Kostenlose Bücher