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Die Letzte Liebe Meiner Mutter

Die Letzte Liebe Meiner Mutter

Titel: Die Letzte Liebe Meiner Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dimitri Verhulst
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suchen, wenn wir uns nicht verständigen können?«
    »Machen Sie sich darüber mal gar keine Sorgen, unsere Reiseleiter sprechen so viele Sprachen wie der Papst beim Ostersegen. Und außerdem, nichts ist so leicht zu verstehen wie Deutsch. Moment, ich such grad ein Beispiel … Ja, hier: Wissen Sie, was das heißt? Sie werden sehen, es ist ganz einfach …« Und geschickt fremdsprachig fuhr er dann fort: »Hast du Haare am Arsch?«
    » Hast du … – sagen Sie’s noch mal?«
    »Hast du Haare am Arsch?«
    »Tja, nein, ich wüsst jetzt nicht, was das heißen soll.«
    »Haben Sie Haare am Arsch!?«
    »Nur so ’n paar«, bekannte Martine.

Kapitel 7
    S o, haben wir jetzt alles?«
    Hätte am Morgen vor ihrer Abfahrt jemand in Wannes’ und Martines Koffer geschaut, er hätte sich kaum vorstellen können, dass sie irgendetwas nicht dabei haben könnten. Für jede Hose hatten sie mindestens eine Ersatzhose im Gepäck. Da die deutsche Küche weit und breit für ihren außerordentlichen Fettgehalt berühmt war, hatte Martine eine ganze Reiseapotheke an Transithemmern und Antidiarrhoika eingepackt. Und für den Fall, dass die germanische Scheißerei wirklich mit aller Kraft zuschlagen sollte, hatte sie ihren Hausarzt um ein Rezept für das stärkste Mittel am Markt gebeten: eine Tablette der NASA, speziell für die Bemannung des Space Shuttle Columbia entwickelt, die den Darminhalt binnen Sekunden nach Einnahme zuverlässig versteinerte. Die Keksdose voller Hosenknöpfe, der Notvorrat Schnürsenkel, zwölf Spulen Garn mit ebenso vielen Nähnadeln, alles musste mit ins Gepäck. In Deutschland gültige Rabattgutscheine hatte Martine leider keine. Anderthalb Wochen im Voraus hatte sie zu packen begonnen, um auf Nummer sicher zu gehen. (»Denn wenn man alles erst in letzter Sekunde erledigen muss?«) Sie hatte eine Liste mit den nötigsten Utensilien geschrieben und hakte ab, was schon im Koffer war. Ein echtes Organisationstalent, keine Frage. Für jede Wetterlage hatte sie Kleidung dabei, hatte schlau ein Bügeleisen, eine Flasche destilliertes Wasser und eine Dose Sprühstärke der Wundermarke Remy eingepackt, um bei Tisch ordentlich auszusehen. (»Die sollen nicht denken, wir kämen zum ersten Mal unter Leute!«) Den Föhn, die Duschhaube, die Badelatschen, die Schuhcreme, den Bademantel, die Pyjamas … – alles rein in die Koffer! Und nicht zu vergessen: ihr Gesundheitslexikon, in dem nicht nur die wichtigsten Phobien beschrieben, sondern auch Tipps gegeben wurden, wie man allerlei kleine, leicht zu erkennende Krankheiten selbst behandeln konnte. Im Seitenfach ihres Koffers steckte ein Zettel mit zu benachrichtigenden Personen für den Fall ihres Todes (man wusste ja nie, die Gefahren für Leib und Leben nahmen jeden Tag zu) sowie ein Ansatz zu einer Art Testament.
    Sein Status als Fabrikarbeiter bereitete Wannes nicht unbedingt Minderwertigkeitskomplexe, aber er spürte doch die Gefahr, dass sie irgendwann kommen könnten, in der Midlifecrisis zum Beispiel, ein Zustand, den die Zeitschriften beim Frisör als eine Art Pubertät für Erwachsene erklärten. Um sein Selbstbild aufzupolieren, hatte er sich bei einem Buchclub angemeldet. Dem Kleingedruckten des Vertrags zufolge musste er jeden Monat mindestens ein Buch abnehmen, wenn er sich auf keinen Prozess einlassen wollte. So zwang er sich, eine Bibliothek anzulegen. Ein erster Schritt für den aufstrebenden Autodidakten. Der nächste Schritt hätte nun sein müssen, die Bücher auch wirklich zu lesen, und die Reise erschien ihm dazu als ideale Gelegenheit, fürs Erste zumindest. Im Bus, an Regentagen, auch auf der Toilette vielleicht, weil er in Deutschland bestimmt keine Zeitung in seiner Muttersprache hätte. Er gehörte nun mal zu den Menschen, die auf dem Klo etwas lesen müssen, davon gab es einige, vor allem bei Männern.
    Martine hatte sich gerade mit vollem Gewicht auf einen Koffer gesetzt, um ihn zuzubekommen, als Wannes mit zwei bleischweren Wälzern zu ihr trat und fragte, ob die noch hineinpassten: Agenten lieben gefährlich und Im Tal der bittersüßen Träume , zwei Romane aus der Feder des Meistererzählers Heinz Günther Konsalik, zufällig ein Deutscher. Wenn sich schon mal ein Zufall ergab, musste man ihn auch nutzen.
    Die deutschen Mark hatten sie rechtzeitig bei der Bank bestellt und auch schon abgeholt. Um sich den Wechselkurs einzuprägen und das Umrechnen zum Automatismus zu machen, wurde täglich die Multiplikationsreihe von 20 gepaukt, und man

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