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Die Letzte Liebe Meiner Mutter

Die Letzte Liebe Meiner Mutter

Titel: Die Letzte Liebe Meiner Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dimitri Verhulst
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Wannes die Schamröte bis unter die Haarwurzeln trieb.
    »Hörst du wohl auf mit deinem albernen Gekicher!? Du verstehst den Witz ja nicht mal! Setz dich ordentlich hin und schau aus dem Fenster, wie sich das für einen Jungen in deinem Alter gehört.«
    Worauf Jimmy, beleidigt, zwischen zwei Lachkrämpfen rief: »Und ich versteh den Witz wohl!«
    (So ein Mist! Er hatte etwas zu Wannes gesagt! Nur knapp 424 Kilometer hatte seine höchstpersönliche Omertà gehalten. Und was noch schlimmer war, Wannes hatte von der ganzen Aktion gegen ihn überhaupt nichts gemerkt.)
    »Jetzt seid ihr aber mal dran, einen Witz zu erzählen«, tönte es aus dem Bus, als das Gepruste und Gekicher nach Witz Nummer soundsoviel sich gelegt hatte. Die Nasen wiesen in Richtung der Familie Impens.
    Oje, hier musste man mitmachen! Das war der Nachteil von Gruppenreisen: die Gruppe.
    Dixit Wannes: »Ich bin eigentlich nicht so ein großer Witzeerzähler, nein danke.«
    Und Martine: »Bei mir ist es genauso. Ich hör einen Witz und hab ihn sofort wieder vergessen.«
    Darauf Jimmy: »Aber ich weiß einen guten! Darf ich?«
    Worauf Martine, schnell wie der Blitz: »Wenn du das wagst, Bürschchen, hau ich dir eine runter, dass du’s dein Lebtag nicht wieder vergisst.«
    So was Blödes. Dabei war der Witz wirklich gut.

Kapitel 15
    E s wurmte Wannes, dass er bei der Reisevorbereitung keinen einzigen Moment daran gedacht hatte, dass der durch und durch deutsche Schwarzwald in der Tat über französische Autobahnen am schnellsten zu erreichen war. Wie dumm von ihm! Wo er doch einen guten Eindruck auf Martine hatte machen wollen, bei ihrer ersten großen gemeinsamen Reise, und ihr zeigen, dass er ein Mann von Welt war, ein Fels, auf den man bauen konnte, das vollkommene Gegenteil des labilen Säufers, mit dem sie zehn Jahre das Bett geteilt hatte. Und jetzt würden sie gleich anhalten, und er könnte seiner Familie nicht mal was zu essen kaufen, weil er vergessen hatte, französische Francs zu bestellen.
    Die unerwartete Fahrt durch Frankreich stellte Wannes noch vor ein anderes Problem. Gerade hatte eine Reisegenossin sie zu einem Getränk eingeladen, in aller Freundlichkeit. Ein untrinkbares Gesöff namens Zwetschgenwasser, das er höchstens zum Pinselauswaschen genommen hätte, aber okay. Die Einladung war eine nette und großzügige Geste gewesen, und die Etikette verlangte, dass er sich nun seinerseits revanchierte. Das war der Kern solcher Einladungen: Man schmiss eine Runde, um selbst was zu bekommen. Ein umständliches System, jeden zuletzt doch seine eigene Rechnung bezahlen zu lassen, was die Idee der Einladung im Grunde absolut neutralisierte, kalvinistische Völker hatten das schon einige Jahrhunderte früher erkannt. Richtige Abrechnung, richtige Freunde. Keine Abrechnung, noch bessere Freunde. Aber sei’s drum. Wenn Wannes nach dem nächsten Stopp die Mitreisenden nun also nicht ebenfalls zu ein paar Flaschen so eines alkoholischen WC-Reinigers einladen konnte, stünde er als Geizhals und Nassauer da. Die Annalen der Van-Boterdael-Reisen würden ihn unter dem bei Kreuzworträtselfreunden bestens bekannten Begriff »Knicker« führen. Man würde ihn meiden, und neue Freundschaftsbande könnte er definitiv in den Wind schreiben. Auch darum musste er also versuchen, sich irgendwoher französisches Geld zu besorgen.
    Doch wo Hoffnung ist, ist auch Leben. Eine Stimme in seinem Inneren flüsterte ihm zu, dass man an den doch längst internationalen Raststätten und Tankstellen wohl überall Valuta würde wechseln können. Schließlich wimmelte es hier von Fernfahrern und Touristen. Vielleicht bräuchte er nicht mal zu tauschen, und man akzeptierte in einem solchen Geschäft freundlich lächelnd auch fremde Währungen. Zu einem für ihn ungünstigeren Kurs zwar, was auch das Lächeln erklärte, doch ein Hindernis dürfte so eine fremde Währung für einen waschechten Mittelständler nicht sein. Geld ist Geld.
    Gerade war Wannes also bezüglich der näheren Zukunft von einem für seine Verhältnisse überraschenden Optimismus erfüllt, als – typisch, werden die Pessimisten sagen – Murphys Gesetz zuschlug. Dieses Gesetz hat übrigens den Ruf, vor allem im Urlaub zu wüten, mathematisch jedoch ist das nicht bewiesen. Das weltberühmte und vielleicht am meisten gefürchtete Gesetz: Wenn es mehrere Möglichkeiten gibt, eine Aufgabe zu erledigen, und eine davon zur Katastrophe führt, wird es zu dieser Katastrophe auch kommen.
    Zwar gab es eine

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