Die letzte Minute: Thriller (German Edition)
wichtigen Aufgaben besser erfüllen kann, im Dienste des Landes.« Braun stockte einen Moment lang. » Natürlich wird nicht jede Idee automatisch ein Erfolg, aber man muss immer wieder neue Anläufe wagen, auch wenn man manchmal scheitert, weil einem auch das weiterhilft.«
Vielleicht, dachte August, wollte er über begangene Fehler sprechen und wie man damit umging.
» Ich hatte heute keinen erfolgreichen Tag, Sir«, räumte August ein.
» Ich weiß. Und ich hab über einen Weg nachgedacht, wie wir Ihnen aus der Patsche helfen können, Mr. Holdwine, aber mir ist absolut nichts eingefallen.« Braun räusperte sich. » Vielleicht hab ich irgendein Detail missachtet, darum möchte ich die Ereignisse noch einmal durchspielen. Sie sind zum vereinbarten Ort gekommen, um sich mit dem vielleicht wichtigsten Informanten zu treffen, den wir über Novem Soles haben, doch Sie konnten den Treffpunkt nicht sichern. Sie begegneten dort einem ehemaligen Agenten, der, wie Sie wussten, möglicherweise unter dem Einfluss einer feindlichen Gruppe steht, doch Sie haben ihn nicht in Gewahrsam genommen.«
» Er schien unbewaffnet zu sein, Sir. Außerdem hab ich gesehen, dass er einen beinharten Kampf hinter sich hatte.«
» Eine Fehleinschätzung. Er schlug Sie nieder und tötete beinahe Ihren Informanten. Ich hab gerade eine Stunde mit Langley telefoniert und zu erklären versucht, wie uns ein kleiner Computerfreak entwischen konnte und die Situation so eskalierte, dass mitten auf der Straße herumgeschossen wurde.« Braun verschränkte die Arme. » Wir operieren hier auf amerikanischem Boden und verstoßen damit gegen das Gesetz, auch wenn wir’s zum Wohl des Landes tun. Wir riskieren, dass uns das Ganze auf den Kopf fällt. Und jetzt baut Ihr Team Mist und gefährdet unsere ganze Arbeit.«
» Sam Capra hat diese zwei Frauen getötet, die Ming offenbar beseitigen wollten. Man könnte also sagen, er hat unserem Informanten das Leben gerettet.«
» Weil er ihn selbst töten wollte«, erwiderte Braun kopfschüttelnd.
» Diese Leute haben sein Kind. Sie benutzen Daniel Capra für ihre Zwecke. Sie haben ihn in der Hand. Er hat’s mir selbst gesagt.«
» Ich hab ja Verständnis für seine Motive, August. Großes Verständnis sogar. Andererseits können wir’s nicht zulassen, dass er uns in die Quere kommt. Sam könnte denen alles über unsere Maßnahmen gegen kriminelle Netzwerke erzählen.«
» Wir haben doch alles neu organisiert, seit Sam Capra nicht mehr für Special Projects arbeitet«, erwiderte August. » Sie wollen keine Informationen von ihm. Sie benutzen ihn als Waffe.«
» Capra hätte zu uns kommen können, August. Er hätte sagen können: › Die haben meinen Sohn und wollen, dass ich ihren Verräter ausschalte.‹ Er hätte mit uns zusammenarbeiten können.«
» Wenn die meinem Kind die Pistole an den Kopf setzen«, sagte August nachdenklich, » würd ich wahrscheinlich auch alles tun, was die wollen.«
» Ich glaube, ich würde meine Pflicht nicht vergessen«, erwiderte Braun.
» Das Wort Pflicht ist Ihnen wohl sehr wichtig«, stellte August mit wachsendem Zorn fest. » Hat Sam etwa keine Pflichten gegenüber seiner Familie?«
» Die Company ist auch eine Familie, August, das sollten Sie nicht vergessen.«
August schwieg. Er wünschte sich, Braun wäre im wohlverdienten Ruhestand geblieben.
» Also. Zu diesen zwei Frauen in dem Haus«, sagte Braun.
» Wir versuchen gerade, ihre Identität festzustellen. Sie fuhren ein Auto, das auf Beth Marley zugelassen ist, die für Ming Properties arbeitet. Wir haben jemanden in die Firma geschickt, die Frau saß gefesselt in der Küche. Unsere Leute befragen sie, doch sie weiß nichts.«
» Interessant«, meinte Braun. » Capra ist für Novem Soles hinter Ming her, aber wer jagt Capra?«
» Jemand, der es eigentlich auf Ming abgesehen hat. Oder auf das, was Ming in der Hand hat.«
Braun drehte sich vom Fenster weg und sah ihn an. » Also, was unternehmen Sie, um an Ming und Capra ranzukommen?«
» Wegen Sam mach ich mir keine Sorgen. Ich hab einen Mann in seine Bar geschickt, doch Sam ist nicht so oft dort. Er lässt sich kaum noch blicken, seit er seinen Sohn sucht. Von den Zeugen wissen wir, dass er verletzt sein muss, deshalb überwachen wir auch die Krankenhäuser. Trotzdem möchte ich mich vor allem darauf konzentrieren, Ming zu finden, nicht Sam.«
» Ming kann uns nicht schaden, Sam sehr wohl. Das dürfen wir nicht zulassen. Unter keinen Umständen.«
»
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