Die letzte Minute: Thriller (German Edition)
Bertrand hat eine interessante Sammlung von Messern in der Bar.
» Da ist er«, meldete ich.
» Ich seh ihn«, antwortete Zviman. » Schau an, er kommt sich richtig stark vor. Wie macht er das, wo er den ganzen Tag nur am Rechner hockt.« Der Hass in seiner Stimme war nicht zu überhören.
Ich blickte mich um. Zwei Leute spähten mit ihren Ferngläsern in die entgegengesetzte Richtung, nach Vögeln Ausschau haltend. Ein Pärchen und ein Mann schlenderten zur Bow Bridge. Eine junge Frau mit iPod war in ihre Musik versunken, statt dem Vogelgesang zu lauschen.
Jack hatte mir den Rücken zugekehrt. Er blieb stehen und blickte sich um. Dann schaute er direkt zu Zviman hinüber. Und ging auf ihn zu.
Ich wartete.
80
The Ramble, Central Park, Manhattan
Dank Zvimans Ohrteil hörte ich das Gespräch mit.
» Hallo, Jack.«
» Ich möchte zuerst ein paar Dinge klarstellen. Falls ich von diesem Treffen nicht zurückkehre, ruft ein Freund von mir die Polizei an und liefert ihnen eine Beschreibung von Ihnen. Er hat Sie bereits mit dem Teleobjektiv fotografiert.« Jacks Stimme klang ruhig. » Sie müssten wahrscheinlich diesen Klettstreifen auf Ihrem Kopf abrasieren und eine Perücke drüberziehen, um noch aus der Stadt zu kommen.«
» Jack, bitte beleidigen Sie mich nicht.« Zvimans Stimme klang freundlich. » Ich bin Geschäftsmann und will mit Ihnen einen Deal schließen, bei dem wir beide gewinnen.« Er zuckte die Achseln. » Sehen Sie, ich hab nicht vergessen, dass Sie das Programm geschrieben haben, mit dem wir all die Geheimnisse stehlen konnten. Allein dafür haben Sie sich einen fairen Anteil verdient.«
» Überweisen Sie das Geld.«
Zviman hielt sein Smartphone hoch, damit Jack das Display sehen konnte. Er tippte den Code für die Überweisung ein und hielt Jack das Display hin, um ihn den Fortschritt der Transaktion mitverfolgen zu lassen, während die Dollars von einem Konto auf den Caymans auf ein Schweizer Konto sprangen. Sie schwiegen beide.
» Erledigt. Prüfen Sie’s nach, wenn Sie möchten«, sagte Zviman.
Als das Wort erledigt fiel, erhob ich mich. Jack Ming stand immer noch mit dem Rücken zu mir. Ich schritt lautlos über das Gras, zwischen den Bäumen hindurch, die Hand am Griff des verborgenen Stiletts.
Jack zog ein Handy unter dem roten Notizbuch hervor. Die rechte Hand ließ er in der Jackentasche, was einen gewissen Unsicherheitsfaktor ins Spiel brachte. Er hatte sein Bankkonto offenbar schon im Browser seines Handys aufgerufen und wollte jetzt den aktuellen Kontostand checken.
Ich näherte mich den beiden rasch und lautlos auf dem feuchten Gras.
» Die Seite wird nicht geladen«, sagte Jack mit einem Hauch von Nervosität und Frustration in der Stimme.
» Das Internet. Hakt eben manchmal.«
Jack versuchte es erneut. » Immer noch nichts. Ich gebe Ihnen das Notizbuch erst, wenn das Geld da ist.«
Zviman lächelte mit unendlicher Geduld. » Das verstehe ich.«
Ich war etwa zwanzig Sekunden entfernt.
» Sie wollen mich reinlegen«, sagte Jack und zog die Pistole aus der Jackentasche.
Ich war noch ein paar Meter hinter ihm, doch ich rannte jetzt in vollem Tempo. Jack richtete die Pistole auf Zviman. Der Israeli packte blitzschnell Jacks Arm und riss ihn hoch, während ich mit meinem Gips zuschlug und Jack am Hals traf. Er taumelte, ich riss ihn zurück, weg von Zviman, und er versuchte, die Pistole auf mich zu richten. Ich drückte seinen Arm zurück, und er stieß einen erschrockenen Laut aus, als der Lauf seinen Bauch berührte. Ich bekam meine Hand an den Abzug und drückte ab. Der Schuss krachte nicht so laut, wie zu befürchten war. Ich zog die Waffe an seine Brust und drückte noch einmal ab, und er fiel auf die Seite, zwei helle Blutflecken auf dem Hemd. Er röchelte Blut hervor, dann lag er reglos zwischen den Bäumen.
Ich schleifte ihn zu einem Baumstamm zurück und zog den Reißverschluss seiner Windjacke zu, um das Blut zu verdecken. » Lehnen Sie ihn an den Baum, so fällt er nicht auf.«
Zviman betrachtete Jack einen Moment lang. » Das Stilett. Lassen Sie es fallen.«
» Was?« Ich versuchte gerade, Jacks Kopf aufzurichten, damit er nicht herunterhing.
» Sie haben das Messer nicht gebraucht. Sie steigen nicht bewaffnet mit mir in ein Auto ein.«
Ich ließ das Stilett fallen und kickte es hinter den Baum.
» Hey, hey!« Ein großer dunkelhäutiger Mann mit Vogelbuch und Fernglas, der sich uns näherte, rief einem Vogel auf einem fernen Baum zu, ganz in seine
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