Die letzte Minute: Thriller (German Edition)
haben, dass Sie Ihren Teil der Abmachung erfüllt haben, wird das Kind bei einer Kirche ausgesetzt, zusammen mit einer Nachricht, damit man Sie kontaktiert. Ein DNA -Test wird bestätigen, dass es Ihr Kind ist. Ganz einfach.«
» Nein. Sie verlangen von mir, dass ich Ihnen einfach vertraue.«
» Es bleibt Ihnen nichts anderes übrig, Sam.«
» Und wenn ich die Zielperson nicht finde oder nicht töten kann?«
Sie wedelte wegwerfend mit der Hand. » Dann bleibt dieses Bild das Einzige, was Sie je von Ihrem Sohn haben werden. Möchten Sie es behalten? Sie können es sich unters Kopfkissen legen.«
» Wenn Sie meinem Sohn etwas antun oder ihn verkaufen, bring ich Sie um.«
» Sie wollen mir drohen? An Ihrer Stelle wäre ich ein bisschen vorsichtiger. Der Kleine kann mit neun Zehen genauso gut leben wie mit zehn.«
Ich spürte nur noch eine eiskalte Entschlossenheit. Mir war klar, es würde keinen Waffenstillstand geben. Für das, was sie mir und meinem Kind antaten, durften sie nicht ungestraft davonkommen. Ich ließ mir den Gedanken jedoch nicht anmerken.
» Okay. Wen wollen Sie ausschalten?«
Sie zog ein weiteres Foto aus ihrer Jacke und gab es mir. » Er heißt Jin Ming. Zumindest nennt er sich so. Möglicherweise nicht sein richtiger Name.«
Ich studierte das Gesicht. Ich erkannte ihn wieder, obwohl ich ihn nur ganz kurz gesehen hatte. » Ich glaube, da ist Ihnen ein gravierender Fehler unterlaufen.«
Z W E I T E R T E I L
Das rote Notizbuch
14
Las Vegas
» Sie verlangen von mir, dass ich einen Toten umbringe.« Ich schüttelte den Kopf.
» Ich fürchte, da haben Sie seinen Puls nicht richtig gefühlt. Er ist nämlich nicht tot.«
Ich hatte nur einen kurzen Blick auf ihn geworfen, nachdem er ins Kreuzfeuer zwischen Piet und seinen Killern und Augusts CIA -Team geraten war. Doch damals war ich vor der CIA geflüchtet und hatte Piet, den einzigen Überlebenden der Schmugglerbande, unbedingt in Sicherheit bringen wollen. Piet war meine einzige Verbindung zu Edward, der meine Frau und meinen Sohn entführt hatte. Dann war mir also ein Irrtum unterlaufen. » Wer ist dieser Jin Ming eigentlich?«
» Ein Junge aus Hongkong, der an der Universität Delft Computerwissenschaften studiert und seinen Doktor machen will.«
» Und der ist eine Bedrohung für Sie? Ein junger Student?«
» Sein Alter ist irrelevant. Sie werden ihn finden und töten, bevor er mit der CIA spricht. Sie haben zwei Tage Zeit.«
Konnte es sein, dass sich Jin Ming an August wandte, um ihm Informationen anzubieten? Vielleicht hatten sie gerade deshalb mich dafür ausgesucht, ihn auszuschalten. Ich kam leicht an August heran und damit auch an Jin Ming.
» Warum hat er nicht schon mit der CIA gesprochen?«, fragte ich.
» Ich weiß es nicht. Er hat ein Treffen in New York vereinbart. In zwei Tagen. Sie müssen dort sein und ihn töten.«
» Er hat also ein paar Trümpfe gegen Novem Soles in der Hand. Pech für Sie.«
» Und wir haben etwas gegen Sie in der Hand. Ihren Sohn.«
Ich schwieg.
» Töten Sie Jin Ming vor diesem Treffen, damit er keine Informationen weitergeben kann. Sonst werden Sie Ihren Sohn nie sehen.« Sie schob mir ein iPhone über den Tisch zu. » Das gehört Ihnen. Sie weihen niemanden ein. Niemanden.«
Mit meinem Sohn und der möglichen Bombe auf der Toilette hatte sie mich völlig in der Hand. Eine unerträgliche Situation.
» Ich gehe jetzt.« Sie hielt die Fernbedienung hoch, ebenfalls ein iPhone, mit einer vorgewählten Nummer. » Sie werden mir nicht folgen. Wenn Sie’s tun, rufe ich das Handy an dem Sprengsatz an, und Sie können Körperteile von betrunkenen Lokalgästen auf dem Parkplatz einsammeln.« Ihr Daumen verharrte direkt über dem grünen Wählsymbol. Einmal antippen, und es wäre vorbei gewesen.
» Auf Wiedersehen, Anna«, sagte ich. » Bis bald.«
» Nein, Sie werden mich nicht wiedersehen. Tun Sie Ihren Job, verdienen Sie sich Ihren Sohn, und führen Sie ein ruhiges Leben.« Sie stand auf. » Testen Sie lieber nicht, ob ich bluffe.« Sie ging zur Eingangstür, ein Betrunkener rempelte sie an, und ich dachte für einen Moment, ihr Daumen würde auf das Display drücken. Doch sie verlor nicht das Gleichgewicht und schob sich energisch an dem Betrunkenen vorbei. Ich sah ihr nach, wie sie in der kühlen Nacht verschwand.
Ich rannte zu den Toiletten, während Mila die Treppe heruntergestürmt kam. » Evakuieren!«, rief ich ihr zu. » Sofort!« Anna wollte bestimmt nicht meinen Tod, trotzdem
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