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Die letzte Minute: Thriller (German Edition)

Die letzte Minute: Thriller (German Edition)

Titel: Die letzte Minute: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Abbott
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Reisetasche. Sie war hübsch, sah jedoch aus, als erlebte sie eine ähnlich schwere Zeit wie ich.
    » Sam Capra?« Ihre Stimme klang etwas brüchig.
    Ich nickte.
    » Ich habe Ihr Ticket. Für den Flug nach New York. Ich hab’s gerade gekauft.«
    » Okay«, sagte ich. Das war die Frau, die Jin Ming finden würde. Meine motivierte Partnerin, von der Anna gesprochen hatte.
    Sie gab mir das Ticket. Ihre Hand zitterte. Sie studierte mein Gesicht wie eine interessante Landkarte, dann wandte sie sich ab und setzte sich hin. Die Schlangen an der Sicherheitskontrolle waren lang, doch es ging vorwärts.
    Ich trat zu ihr. Wir waren zur Zusammenarbeit gezwungen, doch ich wollte nicht, dass sonst noch jemand wusste, was ich vorhatte, zumal es darum ging, einen Menschen umzubringen. » Wer sind Sie?«
    » Leonie. Ich soll Sie begleiten.« Sie putzte sich die Nase mit einem Papiertaschentuch.
    » Warum?«
    » Ich soll Ihnen helfen, die Zielperson zu finden.«
    » Ich brauche keine Hilfe.«
    » Ich helfe Ihnen auch nur, weil sie mein Kind haben. Sie werden also nicht gefragt.« Ihr Blick war starr geradeaus gerichtet.
    Ich setzte mich zu ihr. » Anna hat Ihnen Ihr Kind weggenommen?«
    » Ja. Meine Tochter, Taylor.« Leonie sah mich nicht an. » Wir müssen zur Sicherheitskontrolle, damit wir unseren Flug nicht verpassen.«
    » Sie könnten zur Polizei gehen.«
    » Keine Option.« Sie schaute an mir vorbei in die Menschenmenge. Die Leute am Flughafen von Las Vegas wirkten seltsam fröhlich und energiegeladen. Froh, weil sie entweder eine tolle Zeit hier verbracht hatten, oder weil sie gerade angekommen waren mit den Taschen voller Geld und der Hoffnung auf den großen Gewinn.
    » Warum nicht?«
    » Um Privatangelegenheiten geht es zwischen uns nicht.«
    » Ich soll einen Job mit Ihnen erledigen, da möchte ich wenigstens Bescheid wissen.«
    » Die Sache ist ganz einfach. Sie tun das, was Anna Ihnen sagt. Sie hat auch Ihr Kind, oder?«
    Ich schwieg.
    » Tut mir leid. Ich soll Ihnen helfen, diesen Jin Ming zu finden. Wir brauchen uns über nichts anderes zu unterhalten, nur über ihn.« Eine Träne rollte ihr über die Wange, und sie wischte sie mit einer entschlossenen Handbewegung weg.
    » Wie wollen Sie ihn finden?«
    » Es gibt keinen Platz auf der Erde, wo er sich vor mir verstecken könnte.« Sie stand auf. » Wir müssen jetzt wirklich durch die Sicherheitskontrolle. Ich brauch noch einen Drink. Ich hasse das Fliegen.«
    Wir hatten noch etwas Zeit, also begleitete ich Leonie zu einer privaten Lounge, wo wir dank unserer Erste-Klasse-Tickets eingelassen wurden. Drinnen saßen Businesstypen und ein paar Leute, die ihre Vegas-Party hier fortsetzten. Ein Typ, der reichlich Gin Tonic intus hatte, beklagte sich laut und vernehmlich, dass er zehntausend Dollar verspielt habe. Ich hätte gern mit ihm getauscht.
    Wir setzten uns in den hintersten Winkel. Eine aalglatte Hostess– aalglatt im wahrsten Sinn des Wortes, sie trug ein silbriges Schlauchkleid, und ihr Haar war mit Gel streng zurückgekämmt, als wäre sie tagsüber Windtunneltesterin– brachte Leonie ein großes Glas Pinot noir und mir einen Whisky pur.
    » Wann ist Ihre Tochter verschwunden?«, fragte ich.
    Sie nahm einen Schluck Wein zur Stärkung. » Heute Abend. Anna oder ihre Leute haben sie aus dem Gitterbett geholt, als ich in meinem Zimmer arbeitete. Ich bin am Computer eingeschlafen. Ich habe überhaupt nichts gemerkt.« Ihre Stimme bebte, doch sie fing sich rasch.
    » Hören Sie«, sagte ich.
    Sie sah mich überrascht an.
    » Im Gegensatz zu den meisten Eltern von verschwundenen Kindern wissen wir wenigstens, was wir tun müssen, um sie zurückzubekommen, und wir wissen auch, wer sie hat. Wir dürfen unsere Energie nicht mit Schuldzuweisungen verschwenden. Wir haben einen Job zu erledigen. Unsere Kinder brauchen uns.«
    Sie nickte und nahm noch einen Schluck Wein. » Wow, arbeiten Sie am Wochenende nebenbei als Lebensberater?«
    » Nein. Wo ist Ihr Mann?«
    » Ich bin alleinerziehend.« Sie beobachtete über meine Schulter hinweg, wie der lamentierende Betrunkene eine weitere Runde bestellte. » Wo ist Ihre Frau?«
    » Ex. Sie liegt im Koma.«
    » Im Koma.«
    » Ja. Ein Kumpel von Anna hat ihr vor einigen Wochen in den Kopf geschossen.«
    Sie schwieg einige Augenblicke, ehe sie antwortete: » Krass.«
    Ich konnte ihr nicht widersprechen. » Ich meine, es tut mir wirklich leid«, fügte sie hinzu. » Ich bin heute nicht ganz ich selbst.«
    Das war verständlich: Der

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