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Die letzte Minute: Thriller (German Edition)

Die letzte Minute: Thriller (German Edition)

Titel: Die letzte Minute: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Abbott
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konnte, der nichts angestellt hatte und nicht von Verbrechern gejagt wurde, der sich nicht unter falschem Namen in sein Heimatland einschleichen musste, nicht der Sohn, der der Mutter seine Sünden beichten musste. » Ich will trotzdem erst morgen mit dem Anwalt sprechen, Mom, okay? Wir rufen ihn gleich morgen früh an.« Er würde alles mitnehmen, was er für sein Treffen mit der CIA benötigte, und verschwinden. Das hier blieb immer noch sein Abschied von seiner Mutter.
    Sie schenkte ihm Kaffee ein, und er trank ihn schweigend. Er schmeckte köstlich. Seine Mutter hatte immer schon guten Kaffee gekocht, und er fand es kurios, dass er sich weniger an ihre Erdnussbutter-Sandwiches, an selbstgemachte Eiscreme oder gefüllte Wan-Tan-Taschen zurückerinnerte als an ihren Kaffee. Sie hatte ihn zu früh Kaffee trinken lassen. Nie hatte sie etwas dagegen gehabt, wenn er sich einen Schuss in seine Milch goss. Einfach nur, um zu sehen, wie sie reagierte.
    » Hast du Hunger?«, fragte sie, wie man es von einer fürsorglichen Mutter erwarten würde.
    » Ja.«
    » Dusch doch erst mal, und zieh dir was Frisches an, ich mach das Mittagessen. Dann können wir reden.«
    » Gut.«
    Sie ging zum Kühlschrank und blickte hinein, offenbar überzeugt, die richtigen Zutaten zu Hause zu haben. Er ging in sein Zimmer. Es war wie ein Echo seines alten Lebens: gerahmte Urkunden von schulischen Leistungen, vor allem in Mathematik, die abgegriffenen Taschenbücher, die er in seiner Jugend verschlungen hatte, ein ordentlicher Stapel Videospiele, die er bis ins kleinste Detail durchexerziert hatte. Eine Reihe CD s, von denen er vergessen hatte, dass er sie besaß, von Bands, die irgendwelche Ängste in den Vorortsiedlungen besangen. Damals hatte er geglaubt zu wissen, was es hieß, in einer misslichen Lage zu stecken. Welch ein riesengroßer Irrtum.
    Er drehte die Dusche auf, wartete und hielt die Hand in den Wasserstrahl. Kalt. Er wollte es so heiß wie möglich, um den ganzen Amsterdamer Schmutz wegzuspülen. Es hatte ihn immer schon genervt, in der Duschkabine zu stehen und zu warten, bis das Wasser warm war. Vielleicht konnte er inzwischen alles holen, was er brauchte, während seine Mutter in der Küche hantierte.
    Er tappte über den Flur zum Arbeitszimmer seines Vaters. Eigenartig, dachte er, dass seine Mutter in einer Wohnung lebte, die mehr von Männern geprägt war, die sie verlassen hatten, als von ihrem eigenen Leben. Er eilte ins Arbeitszimmer, um den Schreibtisch herum. Hier vor diesem Schreibtisch hatte das Herz seines Vaters aufgehört zu schlagen, und er wollte seinen Blick nicht auf dieser Stelle verweilen lassen. Es war schaurig: Er hatte den dumpfen Aufprall seines Körpers immer noch im Ohr.
    Jack öffnete die Schreibtischschublade. Die Schlüssel für die sieben Häuser, die sein Vater in der New Yorker Gegend besaß, lagen noch an ihrem Platz. Gott sei Dank hatte seine Mutter sie nicht verkauft. Und gut, dass er nicht danach gefragt hatte. Er setzte sich an den Laptop und rief die Website von Ming Properties auf. Das Haus in Williamsburg, Brooklyn, stand noch leer. Sein Vater hatte die Kosten für die Sanierungsarbeiten nicht allein tragen wollen und war gestorben, bevor er einen Partner gefunden hatte. Mom hatte ebenfalls nichts unternommen, zum Glück. Jack steckte die Schlüssel ein. Seine Mutter würde kaum merken, dass die Schlüssel fehlten; zu sehr würde sie mit seiner Rückkehr und seinem neuerlichen Verschwinden beschäftigt sein.
    Neben den Schlüsseln lag die Pistole seines Vaters. Er hatte sie besorgt, als er noch Häuser in weniger feinen Wohngegenden besaß. Jack prüfte die Waffe: drei Patronen im Magazin. Er vergewisserte sich zweimal, dass sie gesichert war, und nahm sie an sich. Ein seltsames Gefühl. Er würde sie in seinen Rucksack stecken.
    Er kehrte zur Dusche zurück– das Wasser würde inzwischen schön heiß sein–, da hörte er ihre leise Stimme. Bestimmt dachte sie, er stehe unter der Dusche.
    Sie stand mit dem Rücken zu ihm und sprach leise vor dem Hintergrundrauschen des heißen Wassers. » Ja, er ist hier. Wohin soll ich ihn bringen?«
    Er trat von der Tür zurück, das Notizbuch juckte an seinem Rücken.
    » Nein, das tu ich nicht. Aber ich will einen Deal für ihn herausholen.«
    Es war wie ein Schlag in die Magengrube. Sie hatte gelogen. Wen zum Teufel rief sie an? Einen Anwalt.
    » Also, wohin soll ich ihn bringen?«
    Du hast es versprochen, Mom, dachte er. Er lauschte, während seine

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