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Die letzte Minute: Thriller (German Edition)

Die letzte Minute: Thriller (German Edition)

Titel: Die letzte Minute: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Abbott
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Typen von der CIA , die mich interviewt hatten, als ich mich vor Jahren für Special Projects bewarb. Er starrte mich an wie einen Feind. Ich kannte ihn nicht und beschloss, mich friedlich zu geben, zumal Leonie ohnehin in Position war. Ich hob eine Hand. » Sie haben recht, ich hab nicht aufgepasst. Meine Schuld. Tut mir leid.«
    Der Chauffeur musterte mich eindringlich.
    » Ist irgendwas? Was wollen Sie denn noch?«, schleuderte ich ihm entgegen, in einer oscarreifen Verkörperung des gereizten New Yorkers.
    Der Chauffeur setzte sich wortlos ans Lenkrad und fuhr los. Als er sich in den Stop-and-go-Verkehr einreihte, war Leonie in ihrem Mietwagen nur zwei Autos hinter ihm. Sie wirkte fest entschlossen, sich an seine Stoßstange zu heften. Sie hatte eine große dunkle Sonnenbrille aufgesetzt und ihr üppiges rotbraunes Haar unter einer Mets-Baseballkappe verborgen. Irgendetwas an ihr kam mir seltsam vertraut vor.
    Ich fragte mich, ob sie der Situation gewachsen war. Sie hatte nicht gelernt, Leute zu beschatten, außerdem hatte sie letzte Nacht kaum geschlafen. Was sie wachhielt, war vor allem Aufregung und Angst. Der Chauffeur schien ein harter Bursche zu sein. Sie war sicher schlau, und wenn sie regelmäßig mit Verbrechern zu tun hatte, würde sie inzwischen auch abgehärtet sein. Sie musste einfach dranbleiben.
    » Sind Sie sicher, dass Ihnen nichts fehlt?«, fragte der Portier.
    » Mein Bein tut weh, und ich glaube, das Handy ist kaputt. Ich muss mich nur kurz hinsetzen.« Ich fragte bewusst nicht, ob ich mich im Haus ausruhen dürfte. Auf die Idee sollte er selbst kommen.
    » Sir, setzen Sie sich doch drinnen ein Weilchen hin. Sie können sich auch die Hände waschen. Soll ich jemanden für Sie anrufen?«
    Die Luft im Haus fühlte sich angenehm an; draußen war es drückend schwül. Der Portier zeigte auf die Toiletten, wo ich meine blutigen Hände waschen konnte, und ich bedankte mich bei ihm.
    » Mir fehlt bestimmt nichts, ich will Ihnen keine Umstände machen. Ich wasche mich nur ein bisschen und geh dann wieder.« Ich hinkte zur Herrentoilette hinüber. Ein Bewohner des Hauses, ein schwergewichtiger Mann, schob eine ältere Frau im Rollstuhl aus dem Aufzug, und der Portier öffnete ihnen die Tür. Der Dicke versuchte die Dame im Rollstuhl davon zu überzeugen, dass ihr ein wenig frische Luft guttun würde, auch wenn es vielleicht zu regnen beginnen sollte. Die Frau wollte davon jedoch nichts wissen und jammerte.
    Ich wusch mir rasch die Hände und warf einen kurzen Blick in den Flur. Der Portier winkte für die beiden Leute ein Taxi herbei. Ich hatte das Glück nicht so oft auf meiner Seite gehabt, seit meine schwangere Frau verschwunden war, doch in diesem Moment lief alles für mich. Ich eilte in den Fahrstuhl.
    Sandra Ming wohnte im vierten Stock.
    Der Portier würde wahrscheinlich nach mir sehen, vielleicht nahm er aber auch an, dass ich das Haus verlassen hatte, während er für jemanden ein Taxi gerufen oder verirrten Touristen weitergeholfen hatte. Mir blieb jedenfalls nicht viel Zeit.
    Keine Reaktion, als ich an die Wohnungstür klopfte. Ich kniete mich hin und zog meine Lockpicks hervor. Eine halbe Minute später war die Tür offen.
    Ich schloss sie hinter mir und lauschte in die Stille hinein. Es war niemand da. Ich nahm mir ein Zimmer nach dem anderen vor. Das Wohnzimmer, mit Kunstgegenständen aus China, Afrika und Südamerika dekoriert. Eine Maya-Maske starrte von der Wand auf mich herab. In der Küche war die Kaffeemaschine eingeschaltet, der würzige Duft des Kaffees erfüllte die Luft. Ein langgezogener Flur, ein großes Schlafzimmer. Alles makellos. Das Zimmer einer Frau mit einem zarten Duft nach Schwertlilien und Dior-Parfum. Meine Frau hatte die gleiche Duftnote bevorzugt, und für einen Moment übertönte der Schmerz um das Verlorene meine Vorsicht. Sich an die Haut seiner Frau zu erinnern war der sicherste Weg, im Kummer zu versinken. Ich schob die Gefühle beiseite.
    Über den Flur zurück. Vorbei an einem Arbeitszimmer, in das ich einen kurzen Blick warf. Ein großer Schreibtisch, der etwas männlich Massives ausstrahlte, das nicht ganz zum Rest der Wohnung passte.
    Ich betrat ein Zimmer mit einem gerahmten Diplom der New York University an der Wand. Jack Mings Zimmer. Eine Sammlung von Büchern, aber keine Lehrbücher, sondern solche, die er privat gelesen hatte. Eine abgegriffene Geschichte Hongkongs: War er dort glücklich gewesen? Biografien von Computerpionieren wie Charles

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