Die letzte Minute: Thriller (German Edition)
Hören Sie, falls Sie mich auf die Probe stellen … ich hab alles getan, was Sie wollten. Alles. Bitte. Bitte.«
» Ich will Sie nicht auf die Probe stellen, ich will Ihnen helfen. Wenn Sie mir sagen, wer Sie sind und was diese Leute von Ihnen verlangen…«
» Ich gebe nichts zu, gar nichts. O mein Gott. O mein Gott. Sagen Sie mir erst, wer Sie sind, wo Sie sind. Wie weiß ich denn, dass ich Ihnen vertrauen kann?« Der Beobachter legte einen Schuss Panik in seine Stimme.
» Ich reiche diese Informationen an die Behörden weiter«, sagte Jack. » Das ganze Buch. Das wird Ihren Erpressern das Genick brechen. Und ich kann Ihre Nummer aus dem Buch herausreißen, bevor ich es der Polizei übergebe. Dann erfährt keiner, dass Sie in die Sache verwickelt waren.«
Du hinterhältiger kleiner Bastard, dachte der Beobachter. Ich bring dich höchstpersönlich um.
» Dann sind Sie Ihre Sorgen los. Ich kann das für Sie tun, ich reiße die Seite einfach raus, wenn Sie mir sagen, was diese Leute von Ihnen verlangen.«
» Ich muss kurz nachdenken«, erwiderte der Beobachter. Ihn erst einmal hinhalten.
» Sie haben eine Minute, nicht mehr«, beharrte Jack Ming und versuchte, hart zu klingen.
» Drohen Sie mir nicht, sonst leg ich auf.«
» Dann wird sehr bald die Polizei bei Ihnen erscheinen– im Büro oder zu Hause– und Sie fragen, warum Sie mit einem Verbrecherring zusammenarbeiten…«
» Am Telefon rede ich nicht darüber. Können wir uns treffen?«
» Das ist eine Pariser Nummer. Ich bin nicht in Paris.«
» Ich auch nicht, ich bin in New York.«
Es war etwas riskant, zuzugeben, dass er sich in derselben Stadt aufhielt wie Jack Ming. Jack schwieg.
» Die haben mich herbestellt, darum bin ich hier«, presste der Beobachter hervor, als fiele es ihm schwer, die Wahrheit einzugestehen.
» Ihre Minute ist fast vorbei«, mahnte Jack.
» Ich arbeite für einen großen Finanzdienstleister. Ich schicke ihnen Daten von meinem Computer. Einmal im Monat. Insiderinformationen, Investmentpläne. Vertrauliches Material, mit dem sie auf den Aktienmärkten in Frankreich, den USA und Hongkong Gewinne machen.«
» Was haben die gegen Sie in der Hand?«
Der Beobachter überlegte. Er musste vor allem glaubwürdig klingen. » Ich hab mich auf Insiderhandel eingelassen. Das haben sie herausgefunden. Sie haben gedroht, es zu melden, wenn ich ihnen nicht helfe. Ich handle selbst gar nicht mehr, ich liefere ihnen nur die Informationen. Wenn ich mich weigere, zeigen sie mich an, und wenn ich sie verrate, bringen sie meine Familie um. Also, bitte, sagen Sie’s niemandem. Bitte.«
» Warum mussten Sie nach New York kommen?«
» Ich soll für sie Informationen über ein Börsengeschäft besorgen.«
» Welches Geschäft?«
» Das kann ich nicht sagen. Wenn das durchsickert, wissen sie, dass ich geredet habe.«
» Tut mir leid«, sagte Jack. » Danke. Ich reiße Ihre Nummer aus dem Buch raus.«
» Sie dürfen dieses Buch niemandem geben«, entgegnete der Beobachter. Er musste es versuchen. » Das können Sie nicht machen. Sie zerstören Dutzende Menschenleben.«
Schweigen. » Woher wissen Sie, dass Dutzende Leute erpresst werden?«
» Ich nehm’s halt an, wenn ein ganzes Buch voll damit ist.«
Für den Beobachter folgten die längsten zehn Sekunden seines Lebens, zumindest seit seiner Begegnung mit Mila.
» Sie werden gar nicht erpresst«, sagte Jack Ming schließlich. » Sie sind einer von denen, stimmt’s?«
» Nein.«
» Jemand, der erpresst wird, würde wahrscheinlich sofort auflegen und kein Wort sagen. Woher wissen Sie, dass ich nicht von der Polizei bin?«
» Die Polizei würde doch gleich bei mir erscheinen. Am Telefon kämen sie nicht zu einem richtigen Geständnis.«
» Doch, wenn die Polizei Ihr Telefon abhört«, erwiderte Jack.
» Sie dürfen ihnen das Buch nicht geben. Bitte.«
» Ihre Nummer wäre ja nicht mehr drin. Es braucht Sie also nicht zu kümmern. Machen Sie sich solche Sorgen um die anderen Opfer?«
» Ich will nicht, dass unschuldige Leute draufzahlen.« Der Nachtwind trug den Geruch von Flugzeugtreibstoff zu ihm herüber. Er musste diesen kleinen Verrückten irgendwie aufhalten.
» Sehr rücksichtsvoll von Ihnen. Das war sehr aufschlussreich«, sagte Jack Ming. » Danke…«
Zeit für Plan B. » Die wissen, wer Sie sind, Jack«, sagte der Beobachter. » Und das heißt, die wissen auch, wer Ricki ist und Ihre Mutter. Die werden jeden finden, der Ihnen wichtig ist, und die werden sie
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