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Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne

Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne

Titel: Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Bilyeau
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erscheinen wollten.
    »Aber wir sind trotzdem in vierzehn Tagen wieder in Dartford?«, fragte John. »Meine Frau erwartet ein Kind, Bruder.«
    »Ja, John, das weiß ich«, sagte Bruder Edmund freundlich. »Es kann länger dauern als zwei Wochen, aber keinesfalls länger als drei, das verspreche ich dir.«
    John riss die Augen auf, und einen Moment lang fürchtete ich, er würde umdrehen und zum Kloster zurückgaloppieren, um der Priorin Bericht zu erstatten. Dann wäre unser Unternehmen gescheitert, noch ehe es begonnen hätte.
    Aber John blieb und erwies sich auf der Reise als unentbehrlich. Er kümmerte sich nicht nur um die Pferde; er beschaffte neuen Proviant, als unsere Vorräte an Brot und eingesalzenem Fisch zur Neige gingen, und ritt voraus, um uns in den Gasthäusern am Weg Unterkunft zu besorgen.
    Nachdem wir die Außenbezirke von London hinter uns gelassen hatten, folgten wir der breiten Straße, die quer durch das Land in westlicher Richtung bis nach Wales führte. Wir ritten an Auwäldern vorüber, zwischen denen sich weite Flächen abgeernteter Felder und eingezäunter Schafweiden dehnten. Kleine Gruppen von Männern und Frauen schnitten die Weizenstoppeln, um sie mit Heu zu Winterfutter zu mischen. Wenn wir durch einen Marktflecken mit einer Kirche kamen, hielten wir an, um ein kurzes Gebet zu sprechen. In den größeren Ortschaften gab es Gasthäuser für Reisende. Ich hattenie zuvor ein Gasthaus betreten. Wenn ich früher mit meinen Eltern gereist war, hatten wir stets bei unseren Verwandten auf deren Landsitzen oder Schlössern übernachtet. Manche der Gasthäuser waren angenehm; andere waren schäbig, laut und schmutzig. Es machte mir nichts aus. Ich war nach einem ganzen Tag zu Pferd so müde, dass ich nur noch auf mein Lager fiel und sofort einschlief.
    Es bedrückte mich, das Bruder Edmund so wenig redete. Manchmal fürchtete ich, er nähme es mir immer noch übel, dass ich darauf bestanden hatte, ihn zu begleiten. Aber dann wieder fragte ich mich, ob er vielleicht seine ganze Kraft für den Kampf mit seinem Dämon brauchte. Ich erinnerte mich, dass er bei seinem Geständnis von schrecklichen Albträumen gesprochen hatte. Ein Blick in sein graues, schweißfeuchtes Gesicht, wenn wir morgens aufbrachen, verriet, dass er immer noch unter ihnen litt. Die Stunden zügigen Reitens an der frischen Luft schienen ihn stets zu stärken und neu zu beleben. Am Abend war er beinahe wieder der Alte.
    Eines Abends, als wir zusammen aßen, erfuhr ich, wie zwiespältig er Bischof Gardiner gegenüberstand.
    »Als ich hörte, dass der Bischof selbst am Vorabend der Auflösung unseres Klosters nach Cambridge kommen würde, war ich unglaublich aufgeregt«, berichtete er mir.
    »Aber warum denn?«
    »Er ist der genialste Kopf, der in den letzten fünfzig Jahren aus Cambridge hervorgegangen ist.«
    »Aber Bruder Edmund«, sagte ich bestürzt, »er war doch derjenige, der mit aller juristischen Finesse die Scheidung des Königs von Katharina von Aragón betrieb.«
    »Ja, das tat er, ohne Zweifel, um sich die Gunst König Heinrichs zu sichern. Und das gelang ihm auch. Aber Ende 1520 wusste niemand, wie weit der König zu gehen bereit war, und dass er die Absicht hatte, sich vom wahren Glauben abzukehren. Der König, der Adel, das Volk   – alle wollten unbedingt einen männlichen Erben für das Königreich, weil sie fürchteten, unser Land werde im Fall der Heirat Prinzessin Marias mit dem Herrscher eines anderen Landes diesem als Mitgift zufallen und fortan nur noch eine untergeordnete Rolle spielen.«
    Ich schüttelte ärgerlich den Kopf. »Warum glaubt niemand, dass Maria selbst dieses Land regieren könnte?«
    Bruder Edmund überlegte einen Moment. »Eine Königin, die allein regiert? Wäre denn eine Frau stark genug, um dieses Königreich mit seinen inneren Streitigkeiten und dem aufsässigen Adel zu beherrschen?« Er sah mein Gesicht. »Vergebt mir, Schwester Joanna, ich wollte Euch nicht beleidigen.«
    »Ich vergebe Euch   – Ihr sprecht als Engländer, und das ist natürlich nicht verwunderlich, da Ihr ja einer seid.«
    Er lachte. »Und Ihr sprecht als halbe Spanierin.« Er überlegte einen Augenblick. »Ja, Katharina von Aragón war felsenfest überzeugt vom Recht ihrer Tochter auf den Thron, genauso wie ihr spanischer Neffe, Karl. Und Kaiser Karl beherrscht den Papst. Deshalb konnte unser König beim Heiligen Vater keine Scheidung erwirken. Er musste sich von Rom lossagen und sich, als Oberhaupt der Kirche

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