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Die letzte Odyssee

Die letzte Odyssee

Titel: Die letzte Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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spektakulär. Aber bevor N Scorp hochging, hatte sie mehrere Planeten.«
    »Bewohnt?«
    »Unmöglich festzustellen; Funksignale wurden jedenfalls nicht aufgefangen. Was uns Angstträume verursacht, ist folgendes …
    Zum Glück hatte die Nova-Patrouille den Ausbruch bereits im Anfangsstadium entdeckt. Aber der Auslöser war nicht die Sonne. Einer der Planeten ist detoniert und hat die Sonne mitgerissen.«
    »Mein Gott … Verzeihung, sprechen Sie weiter.«
    »Sie begreifen doch, worum es geht. Ein Planet kann nicht zur Nova werden – außer in einem einzigen Fall.«
    »Ich habe einmal einen schlechten Witz in einem Science-fiction-Roman gelesen – ›Supernovae sind Betriebsunfälle‹.«
    »Es war keine Supernova – aber womöglich ist das auch gar kein Witz. Die verbreitetste Theorie lautet, jemand habe versucht, die Vakuumenergie anzuzapfen – und der Versuch sei außer Kontrolle geraten.«
    »Es könnte auch ein Krieg gewesen sein.«
    »Was genauso schlimm wäre. Wahrscheinlich werden wir es nie erfahren. Aber da unsere eigene Zivilisation auf die gleiche Energiequelle angewiesen ist, begreifen Sie vielleicht, warum N Scorp uns manchmal schlaflose Nächte bereitet.«
    »Das schlimmste, was wir zu fürchten hatten, war die Kernschmelze in einem Atomreaktor!«
    »Das ist vorbei, Deus sei Dank. Aber ich wollte Ihnen eigentlich noch mehr über die Entdeckung von TMA-0 erzählen, das war nämlich ein Wendepunkt in der Geschichte der Menschheit.
    Schon die Entdeckung von TMA-1 auf dem Mond hatte die Menschen tief erschüttert, aber fünfhundert Jahre später erlebten wir einen noch größeren Schock. Und das mehr oder weniger vor unserer Haustür – im wahrsten Sinne des Wortes. Nämlich da unten in Afrika.«

8
Rückkehr nach Olduvai
    Die Leakeys, dachte Dr. Stephen Del Marco oft bei sich, hätten den Ort bestimmt nicht wiedererkannt, obwohl er kaum zehn Kilometer von der Stelle entfernt ist, wo Louis und Mary vor fünfhundert Jahren unsere ersten Vorfahren ausgegraben hatten. Der Treibhauseffekt und die Kleine Eiszeit (die durch den heroischen Einsatz der Technik so wundersam verkürzt worden war) hatten die Landschaft völlig umgemodelt und eine ganz neue Flora und Fauna hervorgebracht. Noch tobte der Kampf zwischen Eichen und Pinien, wer von beiden die Wechselfälle des Klimas überleben würde.
    Kaum zu glauben, daß es im Jahre 2513 in Olduvai irgendeinen Stein geben sollte, den fanatische Anthropologen noch nicht umgedreht hatten. Vor kurzem hatten jedoch plötzliche Überschwemmungen – die es eigentlich gar nicht mehr geben sollte – mehrere Meter der obersten Erdschicht weggerissen und das Gelände abermals verändert. Diese Gelegenheit hatte sich Del Marco nicht entgehen lassen: Und tatsächlich hatte er in einer Tiefe, die der Scanner nur noch mit Mühe erreichte, eine unglaubliche Entdeckung gemacht. Nach mehr als einem Jahr langsamer und behutsamer Grabungen war man endlich bis zu dem Schattenbild vorgedrungen, nur um zu erfahren, daß die Wirklichkeit wieder einmal alle Träume übertroffen hatte. Die ersten Meter Erdschicht hatte man mit Robotbaggern rasch weggeschafft, dann hatten die üblichen Sklaventrupps – Studenten der höheren Semester – das Buddeln übernommen, unterstützt – oder eher behindert – von einem Team aus vier Kongs. In Del Marcos Augen richteten die gentechnisch verbesserten Gorillas mehr Schaden als Nutzen an, aber die Studenten vergötterten sie und behandelten sie wie zurückgebliebene, aber heißgeliebte Kinder. Man munkelte sogar, die Beziehungen seien nicht ausschließlich platonischer Natur.
    Die letzten Meter waren nur noch von Menschenhand und zumeist mit – obendrein weichen – Zahnbürsten abgetragen worden. Und jetzt war es soweit: Einen solchen Schatz hatte nicht einmal Howard Carter, der den ersten Goldschimmer im Grab des Tut-ench-Amun entdeckte, zutage gefördert. Del Marco war sich bewußt, daß dieser Moment alle philosophischen und religiösen Vorstellungen der Menschheit umstürzen würde.
    Der Monolith sah haargenau so aus wie der, den man fünfhundert Jahre zuvor auf dem Mond entdeckt hatte: Sogar die Grube, in der er stand, hatte die gleiche Größe. Und wie TMA-1 warf er nicht den kleinsten Lichtstrahl zurück, sondern absorbierte den grellen Schein der afrikanischen Sonne mit demselben Gleichmut wie Luzifers fahles Leuchten.
    Del Marco führte seine Kollegen – die Leiter der sechs berühmtesten Museen der Welt, drei berühmte Anthropologen

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