Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzte Odyssee

Die letzte Odyssee

Titel: Die letzte Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
Vom Netzwerk:
gegeben hatte. Die oberflächliche Ähnlichkeit mit den Produkten, die er kannte, war nicht weiter verwunderlich. Für die meisten Dinge des täglichen Gebrauchs gab es eine optimale Form und Größe, ganz gleich, ob es sich um Messer und Gabeln handelte, um Bücher, Werkzeuge oder Möbel – oder um auswechselbare Datenträger für Computer. »Wie hoch ist die Speicherkapazität?« fragte er. »Zu meiner Zeit waren wir bei dieser Größe bis zu einem Terabyte gekommen. Heute ist man sicher sehr viel weiter.«
    »Nicht so viel, wie Sie vielleicht glauben – das Material setzt uns Grenzen. Wieviel war übrigens ein Terabyte? Ich habe es doch tatsächlich vergessen.«
    »Schämen Sie sich! Kilo, Mega, Giga, Tera … zehn hoch zwölf Byte. Das nächste ist das Petabyte – zehn hoch fünfzehn – und damit war für uns Schluß.«
    »Da fangen wir ungefähr an. Es genügt; um alles aufzuzeichnen, was ein Mensch zwischen Geburt und Tod erlebt.«
    Poole staunte, obwohl die Vorstellung gar nicht so abwegig war. Das Kilogramm Hirnmasse im menschlichen Schädel war nicht viel größer als das Täfelchen, das er in der Hand hielt, und als Speicher war es sicher weniger leistungsfähig – es hatte zu viele andere Aufgaben.
    »Und das ist noch nicht alles«, fuhr der Hirnklempner fort. »Bei entsprechender Datenkompression könnte man nicht nur die Erinnerungen speichern – sondern die ganze Persönlichkeit.«
    »Und sie auch reproduzieren?«
    »Selbstverständlich; eine einfache Nanomontage.«
    Davon habe ich bereits gehört, dachte Poole. Aber ich konnte es nie so recht glauben.
    In seinem Jahrhundert hatte es schon an ein Wunder gegrenzt, daß man das ganze Lebenswerk eines großen Künstlers auf einer einzigen kleinen Diskette speichern konnte.
    Und heute bekam man auf einem Element, das kaum größer war, den Künstler gleich noch mitgeliefert.

7
Lagebesprechung
    »Wie schön«, sagte Poole, »daß das
Smithsonian
nach so langer Zeit noch existiert.«
    »Sie würden es wahrscheinlich nicht wiedererkennen«, sagte der Besucher, der sich als Dr. Alistair Kim, Leiter der Abteilung Astronautik vorgestellt hatte. »Vor allem ist es inzwischen über das ganze Sonnensystem verstreut – die wichtigsten Sammlungen außerhalb der Erde sind auf dem Mars und auf dem Mond untergebracht, und viele Ausstellungsstücke, die wir juristisch als unser Eigentum betrachten, befinden sich noch auf dem Weg zu den Sternen. Eines Tages werden wir sie einholen und nach Hause bringen. Besonders scharf sind wir auf
Pioneer 10 –
das erste Produkt aus Menschenhand, das je das Sonnensystem verlassen hat.«
    »Ich stand wohl kurz davor, das gleiche zu tun, als man mich aufgefischt hat.«
    »Ein Glück für Sie – und für uns. Sie können vieles erhellen, was bisher im dunkeln geblieben ist.«
    »Daran habe ich offen gestanden meine Zweifel – aber ich werde mein möglichstes tun. Das letzte, woran ich mich erinnern kann, ist die wildgewordene Raumkapsel, die hinter mir herjagte. Man sagte mir, HAL sei dafür verantwortlich gewesen, aber das kann ich bis heute nicht glauben.«
    »Es ist wahr, aber so einfach ist die Geschichte nicht. Diese Aufzeichnung enthält alles, was wir in Erfahrung bringen konnten – es sind etwa zwanzig Stunden, aber die meisten Passagen können Sie wahrscheinlich schnell durchlaufen lassen.
    Sie wissen natürlich, daß Dave Bowman die
Discovery
in Kapsel Nummer 2 verließ, um Sie zu retten – aber dann ausgesperrt wurde, weil HAL es ablehnte, die Tore der Raumgarage zu öffnen.«
    »Aber warum, in Gottes Namen?«
    Dr. Kim zuckte zusammen. Poole fiel diese Reaktion nicht zum ersten Mal auf.
    (Ich muß besser aufpassen, was ich sage, dachte er. ›Gott‹ scheint in dieser Kultur ein Schimpfwort zu sein – am besten Indra fragen.)
    »Bei HALs Programmierung war ein schwerer Fehler unterlaufen – man hatte ihn über Teile der Mission informiert, die man Ihnen und Bowman verschwiegen hatte. Sie finden das alles in der Aufzeichnung …
    Jedenfalls hat HAL auch die Lebenserhaltung der drei Schläfer – der Alpha-Crew – abgeschaltet. Bowman mußte die Leichen dem All übergeben.«
    (Dave und ich waren also die Beta-Crew – auch das war mir bisher nicht bekannt …)
    »Was ist aus ihnen geworden?« fragte Poole. »Hätte man sie nicht retten können, so wie mich?«
    »Leider nein. Wir haben die Möglichkeit natürlich erwogen. Bowman hat sie mehrere Stunden, nachdem er HAL außer Gefecht gesetzt hatte, aus der Schleuse

Weitere Kostenlose Bücher