Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzte Odyssee

Die letzte Odyssee

Titel: Die letzte Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
Vom Netzwerk:
und die Vorsitzenden zweier Medienimperien – in die Grube hinunter. Er hatte noch nie erlebt, daß eine so erlauchte Gruppe so lange geschwiegen hätte. Aber so wirkte das pechschwarze Rechteck auf alle Besucher, wenn sie erst erkannt hatten, was die vielen tausend Funde in seiner Umgebung bedeuteten.
    Denn die Gegend war eine wahre Schatzkiste für Archäologen – plumpe Feuersteinwerkzeuge, unzählige, teils tierische, teils menschliche Knochen –, und alles war sorgsam zu Mustern geordnet. Jahrhunderte, nein, jahrtausendelang hatten Kreaturen, in deren Köpfen kaum das erste, schwache Fünkchen Intelligenz glühte, diesem Wunderwerk mit ihren armseligen Gaben gehuldigt, obwohl sie es nicht zu begreifen vermochten.
    So wenig, wie wir es begreifen, hatte Del Marco oft gedacht. Dennoch hielt er zwei Aussagen für gesichert, auch wenn sie vielleicht niemals bewiesen werden konnten.
    An diesem Ort und zu dieser Zeit hatte die Spezies Mensch ihren Anfang genommen.
    Und dieser Monolith war der erste ihrer zahlreichen Götter gewesen.

9
Skyland
    »Vergangene Nacht hatte ich Mäuse in meinem Zimmer«, beklagte Poole sich halb im Scherz. »Könnten Sie mir vielleicht eine Katze besorgen?«
    Dr. Wallace sah ihn verständnislos an, dann mußte sie lachen.
    »Sie müssen einen von den Reinigungsmikroten gehört haben – ich lasse die Programmierung ändern, damit Sie nicht mehr gestört werden. Aber wenn Sie einen bei der Arbeit erwischen, treten Sie nicht darauf; sonst ruft er um Hilfe, und dann kommen alle seine Freunde, um die Scherben aufzulesen.«
    Soviel Neues – und so wenig Zeit! Nein, erinnerte sich Poole. Beim derzeitigen Stand der Medizin konnte er durchaus mit hundert weiteren Lebensjahren rechnen. Eine Vorstellung, die ihn allmählich eher mit Schrecken als mit Freude erfüllte.
    Immerhin konnte er jetzt den meisten Gesprächen mühelos folgen und hatte gelernt, die Wörter so auszusprechen, daß Indra nicht mehr die einzige war, die ihn verstand. Nur gut, daß Anglisch sich als Weltsprache durchgesetzt hatte, auch wenn Französisch, Russisch und Mandarin nach wie vor weit verbreitet waren.
    »Ich habe noch ein Problem, Indra – und Sie sind wohl die einzige, die mir helfen kann. Warum sind die Leute immer so peinlich berührt, wenn ich ›Gott‹ sage?«
    Indra war ganz und gar nicht peinlich berührt; sie lachte.
    »Das ist gar nicht so einfach zu erklären. Ich wünschte, mein alter Freund Dr. Khan wäre hier – aber er ist auf Ganymed, um die letzten Wahren Gläubigen zu heilen, die er dort noch findet. Irgendwann hatten alle alten Religionen ihre Glaubwürdigkeit verloren – erinnern Sie mich, daß ich Ihnen einmal von Papst Pius XX. erzähle – einem der größten Männer seiner Geschichte! – trotzdem benötigten wir ein Wort für den Ersten Beweger, den Schöpfer des Universums – falls es ihn gibt …
    An Vorschlägen herrschte kein Mangel – Deo – Theo – Jupiter – Brahma – alle wurden ausprobiert, und einige geistern heute noch herum – besonders Einsteins ›Der Alte‹. Aber heutzutage ist Deus offenbar der letzte Schrei.«
    »Ich werde mich bemühen, daran zu denken, obwohl es mir ziemlich albern vorkommt.«
    »Daran gewöhnt man sich. Wenn Sie wollen, bringe ich Ihnen ein paar halbwegs akzeptable Schimpfworte bei, damit Sie Ihren Gefühlen Luft machen können …«
    »Sie sagten, alle alten Religionen hätten ihre Glaubwürdigkeit verloren. Und woran glauben die Menschen heute?«
    »An möglichst wenig. Wir sind alle Deisten oder Theisten.«
    »Das ist mir zu hoch. Erklärung wird erbeten.«
    »Zu Ihrer Zeit galten noch etwas andere Definitionen, doch die neueste Version ist folgende: Theisten glauben, es gibt nicht mehr als einen Gott; Deisten glauben, es gibt nicht weniger als einen Gott.«
    »Ich sehe da leider keinen Unterschied.«
    »Nicht alle denken so; was glauben Sie, was darüber an hitzigen Kontroversen entbrannt ist? Vor fünfhundert Jahren hat jemand mit Hilfe der sogenannten surrealen Mathematik bewiesen, daß es zwischen Theisten und Deisten eine unendliche Zahl von Abstufungen gibt. Der Mann wurde natürlich wahnsinnig, wie die meisten, die sich mit der Unendlichkeit beschäftigen. Die bekanntesten Deisten waren übrigens Amerikaner – Washington, Franklin und Jefferson.«
    »Etwas vor meiner Zeit – aber Sie würden nicht für möglich halten, wie vielen Leuten das nicht klar ist.«
    »Ich habe gute Nachrichten für Sie. Joe – Prof Anderson hat endlich sein

Weitere Kostenlose Bücher