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Die letzte Odyssee

Die letzte Odyssee

Titel: Die letzte Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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Brücke mit einer anderen Geschwindigkeit rotieren müßte. Ich stellte mir vor, daß Fahrzeuge von der Erde senkrecht zu der Brücke aufsteigen, sich mit ihr weiterdrehen und an jeder gewünschten Stelle wieder zur Erde hinabgelangen sollten.
    Ich zweifle nicht daran, daß Star City gebaut werden könnte, wenn die Menschheit bereit wäre, die nötigen Summen zu investieren (eine Kleinigkeit, wenn man gewissen Wachstumsprognosen glauben kann). Die Vorteile lägen auf der Hand: Nicht nur, daß neue Varianten der Lebensführung zur Auswahl stünden und für Besucher von Welten mit niedriger Schwerkraft wie dem Mond oder dem Mars die Reise zu ihrer Heimatwelt weniger belastend würde, man könnte auch sämtliche Raketen von der Erdoberfläche verbannen und ins All verlegen, wo sie hingehören (wobei ich hoffe, daß man zu den entsprechenden Gedenktagen die berühmtesten Starts in Cape Kennedy wiederholen würde, um die Erinnerung an diese erregenden Momente der Pionierzeit wachzuhalten).
    Sicher würde die Stadt größtenteils aus leeren Gerüsten bestehen, und nur ein sehr kleiner Teil wäre bewohnt oder würde für wissenschaftliche oder technische Zwecke genützt. Immerhin entspräche jeder Turm einem Wolkenkratzer mit zehn Millionen Stockwerken – und der Ring um den geostationären Orbit wäre länger als die Hälfte der Strecke zum Mond! Wenn alles umbaut wäre, fände im Inneren ein Vielfaches der gesamten Erdbevölkerung Platz. (Interessant wären die dabei entstehenden logistischen Probleme, doch daran mögen sich die Studenten der Zukunft die Zähne ausbeißen.)
    Eine ausgezeichnete Darstellung der Geschichte des ›Beanstalk‹-Konzepts (und vieler anderer, noch abwegigerer Ideen wie etwa der Antigravitation und der Raumkrümmung) bietet Robert L. Forwards
Indistinguishable front Magie
(Baer, 1995).
     
    KAPITEL 5: WEITERBILDUNG
    Zu meinem Erstaunen las ich in den hiesigen Zeitungen vom 19. Juli 1996, daß Dr. Chris Winter, Leiter des
Artificial Life Team
der British Telecom es für möglich hält, das in diesem Kapitel von mir beschriebene Informations- und Speichersystem binnen dreißig Jahren zu entwickeln! (In meinem Roman
The City and the Stars
von 1956 hatte ich es noch mehr als eine Milliarde Jahre in die Zukunft verlegt … was auf ein gravierendes Phantasiedefizit schließen läßt.) Dr. Winter stellt fest, auf diesem Wege lasse sich ›ein Mensch physisch, emotionell und geistig nachbilden‹ und schätzt die erforderliche Speicherkapazität auf zehn Terabyte (1013 Byte), zwei Größenklassen unter dem von mir vorgeschlagenen Petabyte (1015 Byte).
    Dr. Winter hat das Verfahren – das in klerikalen Kreisen sicher für erregte Diskussionen sorgen wird – ›Seelenfänger‹ genannt. Schade, daß der Name mir nicht eingefallen ist (Zur Verwendung in der interstellaren Raumfahrt vgl. die Bemerkungen zu Kapitel 9). Ich hatte gedacht, der in Kapitel 3 beschriebene Informationstransfer durch Aneinanderdrücken der Handflächen sei eine Erfindung von mir, und so war es mir sehr peinlich, als ich herausfand, daß Nicholas
(Being Digital)
Negroponte und sein MIT Media Lab schon seit Jahren an dieser Idee arbeiten …
     
    KAPITEL 7: LAGEBESPRECHUNG
    Falls die unvorstellbaren Energiekapazitäten des Nullpunktfeldes (manchmal auch ›Quantenfluktuationen‹ oder ›Vakuumenergie‹ genannt) jemals angezapft werden können, wird das unabsehbare Auswirkungen auf unsere Zivilisation haben. Alle derzeit nutzbaren Energiequellen – Erdöl, Kohle, Atom-, Wasser- und Solarkraft – und mit ihnen unsere Ängste vor Umweltverschmutzung wären überholt. Statt dessen hätten wir eine neue, große Sorge – den Wärmeüberschuß. Im Lauf der Zeit baut sich jede Energieform zu Wärme ab, und wenn jeder Erdenbürger ein paar Millionen Kilowatt zum Spielen hätte, wäre unser Planet bald auf dem besten Weg zu den Verhältnissen auf der Venus – mit mehreren hundert Grad im Schatten.
    Die Sache hat freilich auch einen positiven Aspekt: dies könnte die einzige Möglichkeit sein, die nächste Eiszeit abzuwenden, die sonst mit tödlicher Sicherheit auf uns zukommt. (»Zivilisation ist die Pause zwischen zwei Eiszeiten.« – Will Durant,
The Story of Civilization.)
    Noch während ich dies schreibe, behaupten viele fähige Ingenieure, die neue Energiequelle würde weltweit in den Labors bereits angezapft. Eine Größenvorstellung vermittelt der Physiker Richard Feynman, wenn er sagt, mit der im Volumen einer Kaffeetasse

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