Die letzte Odyssee
enthaltenen Energie (wichtig ist nur das Volumen, ganz gleich wo!) könne man alle Ozeane der Welt zum Kochen bringen.
Das ist eine Aussage, die nachdenklich stimmt. Verglichen damit ist die Atomenergie nicht mehr als ein feuchtes Streichholz.
Wie viele Supernovae mögen wohl tatsächlich Betriebsunfälle sein?
KAPITEL 9: SKYLAND
Eines der größten Probleme in Star City wären wohl die ungeheuren Entfernungen: ein Besuch bei einem Freund im Nachbarturm (und persönliche Kontakte werden sich trotz aller Fortschritte auf dem Gebiet der virtuellen Realität niemals ganz durch Kommunikationseinrichtungen ersetzen lassen) wäre womöglich gleichzusetzen mit einer Reise zum Mond. Selbst mit den schnellsten Fahrstühlen bräuchte man dafür nicht nur Stunden, sondern Tage, oder man müßte mit Beschleunigungen arbeiten, die für Menschen, besonders wenn sie an niedrige Schwerkraft gewöhnt sind, nicht zu ertragen wären.
Die Idee eines ›trägheitslosen Antriebs‹ – eines Antriebssystems, das auf jedes Atom eines Körpers wirkt, so daß bei Beschleunigung keinerlei Belastung entsteht – wurde wahrscheinlich von E.E. Smith, dem Meister der ›Weltraumoper‹, in den dreißiger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts entwickelt und ist nicht so unwahrscheinlich, wie sie klingt – denn genau so funktioniert ein Schwerefeld.
Befindet man sich in Erdnähe im freien Fall, so erhöht sich (wenn man den Luftwiderstand unberücksichtigt läßt) die Geschwindigkeit mit jeder Sekunde um knapp zehn Meter pro Sekunde. Dennoch fühlt man sich schwerelos – d.h. man spürt nichts von der Beschleunigung, obwohl das Tempo alle eineinhalb Minuten um einen Kilometer pro Sekunde steigt!
Das würde auch für einen Sturz bei Jupiterschwerkraft (etwas mehr als das Zweieinhalbfache der Erdschwerkraft) oder gar im sehr viel stärkeren Schwerefeld eines weißen Zwergs oder eines (millionen- oder milliardenmal größeren) Neutronensterns gelten. Man würde nichts spüren, selbst wenn man innerhalb von Minuten aus dem Stand auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigt hätte. Man dürfte nur nicht den Fehler begehen, sich dem Objekt, das einen anzieht, bis auf wenige Atomradien zu nähern, denn dann könnte das Feld nicht mehr einheitlich auf den gesamten Körper einwirken, und man würde von den Gezeitenkräften bald in Stück gerissen. Genaueres dazu in meiner miserablen Kurzgeschichte mit dem immerhin treffenden Titel ›Neutron Tide‹ (in
The Wind from the Sun).
Ein ›trägheitsloser Antrieb‹ mit der gleichen Wirkung wie ein steuerbares Schwerefeld wurde bis vor kurzem nur innerhalb der Science Fiction ernsthaft diskutiert. Doch im Jahre 1994 entwickelten drei amerikanische Physiker einige Ideen des großen russischen Physikers Andrej Sacharow weiter und beschäftigten sich auch wissenschaftlich damit.
›Inertia as a Zero-Point Field Lorentz Force‹, ein Aufsatz von B. Haisch, A. Rueda und H.E. Puthoff
(Phys. Review A,
Februar 1994) könnte eines Tages als Meilenstein der Wissenschaft angesehen werden. Zu literarischen Zwecken habe ich ihn bereits dazu gemacht. Er spricht ein fundamentales Problem an, das normalerweise als selbstverständlich hingenommen und achselzuckend mit der Bemerkung ›So ist das Universum nun einmal‹ abgetan wird.
Haisch, Rueda und Puthoff stellen folgende Frage: »Was verleiht einem Objekt Masse (oder Trägheit), so daß man zunächst Kraft aufwenden muß, um es in Bewegung zu bringen, und hinterher genau die gleiche Kraft braucht, um es in den Ausgangszustand zurückzuversetzen?«
Ihre vorläufige Antwort macht sich die erstaunliche und – außerhalb der Elfenbeintürme der Physiker – wenig bekannte Tatsache zunutze, daß der vermeintlich leere Raum in Wirklichkeit ein Kessel voll brodelnder Energien ist – ein Nullpunktfeld (vgl. oben die Anmerkung zu Kapitel 7). Die drei Physiker vermuten, daß die Trägheit wie die Gravitation als elektromagnetische Phänomene zu betrachten sind, die sich aus der Interaktion mit diesem Feld ergeben.
Unzählige Wissenschaftler bis zurück zu Faraday haben versucht, eine Verbindung zwischen Schwerkraft und Magnetismus herzustellen, und obwohl angeblich viele Experimente erfolgreich verliefen, konnten die Ergebnisse nie verifiziert werden. Sollte sich die Theorie von Haisch, Rueda und Puthoff jedoch beweisen lassen, so eröffnet sich – wenn auch erst in ferner Zukunft – die Aussicht auf ›Weltraumantriebe‹ nach dem Antigravprinzip und die noch
Weitere Kostenlose Bücher