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Die letzte Offenbarung

Die letzte Offenbarung

Titel: Die letzte Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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Die Soutane war überraschend bequem. Sie saß recht weit — er selbst war alles andere als ein Muskelpaket. Amadeo strich die Falten glatt, es war ein merkwürdiges Gefühl.
    Rebecca nickte anerkennend. »Steht dir«, bemerkte sie.
    »Was bin ich jetzt für einer?«, fragte Amadeo. »Ein Monsignore oder irgendwie ein...«
    »Ein Monsignore vom Land«, erwiderte der commandante , der darum kämpfte, den Reißverschluss der Jeans zu schließen. Amadeo hatte gesehen, wie sein Begleiter eine Kleinkaliberpistole in den rückwärtigen Hosenbund geschoben hatte. Das Ganze wirkte nicht sehr überzeugend, und der Pullover sah ebenfalls nicht aus, als ob er ihm gehörte. »Sie sind ein Heimatforscher«, sagte der dunkelhäutige Mann. »Sie erforschen die Geschichte Ihrer Gemeinde. Die Biblioteca Vaticana ist voll von der Sorte.«
    Amadeo reichte ihm seine Baseballkappe und zupfte sich die Haare zurecht. Wahrscheinlich sah er eher aus wie ein Missionspater aus dem Busch. »Das Reden überlass ich besser Ihnen«, sagte er.
    Der dunkelhäutige Mann schüttelte den Kopf. Er hatte es aufgegeben, die Hose zu schließen, und zog den Bund des Pullovers darüber, so gut es ging. Schließlich rückte er die Baseballkappe auf dem Kopf zurecht. Nun gut, mit sehr viel Fantasie ging er als afroamerikanischer Tourist durch. »Ich verschwinde, bevor mich jemand erkennt.«
    Amadeo hob die Augenbrauen. Offenbar spazierte der Mann im Vatikan ein und aus.
    »Frater Taddeo Maffei ist Ihr Ansprechpartner, ein Benediktiner«, fuhr der Südamerikaner fort. »Er ist einer von unseren Leuten, aber natürlich weiß er nichts von irgendwelchen Offenbarungen.« Er unterstrich die Worte mit einer Handbewegung. Seine Hose begann sofort zu rutschen.
    »Wollen Sie nicht doch lieber...« Amadeo deutete auf die Soutane, meinte aber die Hose des dunkelhäutigen Mannes, die er darunter trug.
    Rebecca schüttelte den Kopf. Sie hatte ihre Haare noch einmal sorgfältig hochgesteckt, so dass sie unter der Baseballkappe nun kaum noch zu sehen waren. Nur gut so, dachte Amadeo. Die Heilige Inquisition war vielleicht Vergangenheit, aber beim einen oder anderen der Monsignori konnte der Reflex auf leuchtend rotes Haar tief sitzen.
    Sie musterte ihn streng. »Die Hose wird herausgucken, wenn du gehst. So was trägt man nicht im Vatikan«, sagte sie und deutete auf den dunkelhäutigen Mann.
    »Das halte ich schon durch«, murmelte der commandante . »Jetzt kommen Sie!«
    Er trat an die gegenüberliegende Tür, legte für einen Moment das Ohr dagegen und drückte dann vorsichtig die Klinke. Es war nicht abgeschlossen. Auf der anderen Seite gelangten sie in einen spärlich beleuchteten Flur, der nicht aussah, als würde er viel benutzt. Der dunkelhäutige Mann wandte sich nach links, Amadeo und Rebecca folgten ihm.
    Rebecca hatte Recht gehabt. Amadeo bemerkte, dass der Ansatz seiner Stoffhose bei jedem Schritt ein Stück hervorschaute. Er war froh, dass der commandante etwas größer war als er, so dass ihm die Hose etwas zu lang war. Andere Schuhe hatten sie in der Maschine nämlich nicht bekommen. Bei Rebecca mochte das noch als modischer Schnickschnack durchgehen, seine Gamaschen aus dem Fundus der Orlando -Produktion dagegen hätten dann doch etwas befremdlich gewirkt.
    Der dunkelhäutige Mann blieb stehen. Ein ascensore , wie Amadeo erkannte. Er war sich nicht sicher, ob es womöglich nur ein Lastenaufzug war, doch nach einem fragenden Blick auf den commandante hatte Rebecca den Knopf bereits gedrückt. Mit einem Surren und ungesunden Rasseln kam der Fahrstuhl ihnen entgegen, und die Schiebetüren öffneten sich. Der Aufzug war zwar für Menschen gemacht, allerdings nicht für mehr als eine Handvoll.
    »Du schaffst das«, grinste Rebecca aufmunternd.
    Amadeo straffte die Schultern und trat hinter den beiden ein.
    Die Türen schlossen sich mit ächzender Endgültigkeit.
LXXII
    Die Fahrt war nur kurz, trotzdem spürte Amadeo den kalten Schweiß auf seiner Stirn, und er stieß schwer den Atem aus, als die blasse Null für das Erdgeschoss über dem Ausstieg aufleuchtete. Mit einem leisen Klingelgeräusch kam der ascensore zum Stehen. Die Schiebetüren glitten auseinander, und Amadeo schob sich hindurch, bevor sie ganz offen waren.
    Er starrte in ein Augenpaar.
    Amadeo keuchte.
    Es waren die Augen des Papstes.
    Schlimmer noch: Nicht der mild lächelnde Pio sah ihn an, sondern es war der stechende Blick Benedettos, des Deutschen. Er fuhr zurück und spürte, wie sich eine

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