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Die letzte Offenbarung

Die letzte Offenbarung

Titel: Die letzte Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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offizielle Grenze bezeichneten die berühmten Arkadengänge des Bernini, die von San Pietro aus den Platz umfassten wie die Arme einer liebenden Mutter. Amadeo und Rebecca sahen die Arkaden momentan nur von der Rückseite.
    Auf das weite Pflaster des Platzes hatte in der Regel die italienische polizia ein Auge, erst an den Stufen, die nach San Pietro hinaufführten, hielt die Schweizergarde Wache. Von Prati her, von der Viale Vaticano kommend, konnte man die Vatikanischen Museen direkt betreten. Wenn Bracciolinis Männer aus irgendeinem Grunde auf sie warteten, waren das gefährliche Punkte. Durch den geheimen Weg des commandante hatten sie diese Gefahr vermieden.
    Allerdings war der Vatikan nicht nur der kleinste, sondern auch der sonderbarste und unübersichtlichste Staat der Welt. Hier, wo sie standen, waren nur wenige Menschen unterwegs, und die meisten von ihnen trugen geistliche Gewänder. Offensichtlich diente die Fläche zwischen Sant'Ufficio und den Arkaden hauptsächlich als Parkplatz. Auf dem Staatsgebiet des Vatikans standen die Fahrzeuge der Eminenzen vermutlich sicherer als draußen, am Rand von Trastevere. Für Touristen war das Sant'Ufficio nicht so schrecklich interessant, und man konnte diesen Bereich auch nicht so umstandslos erreichen wie den großen Dom. Immerhin war es hier belebt genug, dass niemand von Amadeo und Rebecca Notiz zu nehmen schien.
    Amadeo hüstelte und strich über die Soutane. Noch immer stand ihm der Schweiß auf der Stirn. Im Hochsommer musste es ziemlich unangenehm werden in so einer Kluft, aber vielleicht war das ja als permanenter Akt der Buße und Selbstkasteiung zu verstehen.
    »Wir gehen links durch«, sagte Rebecca, »zwischen San Pietro und der kleinen Kirche dort drüben, Santa Maria della Pietà. Dahinter liegt der Campo Santo Teutonico, der deutsche Friedhof. Du gehst einfach geradeaus, immer an San Pietro entlang, bis wir in den Gärten sind. Tu so, als ob du dich auskennst.«
    Eine Gruppe von Geistlichen kam aus dem Gebäude des Sant'Ufficio hervor. Rebecca kniff die Augen zusammen und wandte sich rasch in die entgegengesetzte Richtung, auf die Arkaden zu. »Erklär mir was!«, zischte sie. »Egal, was!«
    »Äääh...« Über ihre Schulter sah er, dass die Männer in den Soutanen stehen geblieben waren und sich mit Händen und Füßen unterhielten. Einige von ihnen steckten sich Zigaretten an. Galt in den offiziellen Gebäuden des Vatikans Rauchverbot? »Also das hier...« Berninis Arkaden, das Ufficio — von Santa Maria della Pietà hatte sie ihm gerade selbst erzählt. Täuschte er sich, oder sah einer der Priester neugierig zu ihnen herüber? Amadeo war sich nicht sicher. Kannte er den Mann aus der Zeitung? Es war ein beleibter Glatzkopf, der ein wenig aussah wie Giovanni XXIII. aber ohne die gemütliche Ausstrahlung des Roncalli-Papstes. Waren sie überhaupt in Hörweite? Rebecca stieß ihn unauffällig an, und Amadeo hüstelte. »Ja, also das hier«, sein Blick fiel auf die geparkten Wagen, »ist ein Maybach. Ein Maybach 57, um genau zu sein. Ein wundervoller Wagen! Der Maybach ist ja eine Legende, trotzdem hat es jahrzehntelang keine neuen Fahrzeuge gegeben, bis DaimlerChrysler den Markennamen vor ein paar Jahren gekauft hat, und seitdem...«
    »Hast du den Verstand verloren?«, flüsterte sie.
    »Das hier«, fuhr Amadeo unbeirrt fort und ging dabei einige Autolängen weiter, auf Santa Maria della Pietà zu. Er konnte den Durchlass zwischen San Pietro und dem kleineren Kirchenbau jetzt deutlich erkennen, durch den sie in die Vatikanischen Gärten gelangen konnten. »Das hier ist der Nachfolger, wenn Sie so wollen, jedenfalls eine Nummer größer. Ein Maybach 62. Ein Diplomatenfahrzeug, wie ich sehe.« Amadeo vermied es, noch einmal zur Gruppe der Geistlichen hinüberzublicken. Er selbst hörte nur noch ein Gemurmel. Ob sie seine Worte noch verstehen konnten, war er sich nicht sicher. »Aber ich hatte Ihnen ja versprochen, dass wir uns den Campo Santo Teutonico ansehen«, sagte er ein wenig lauter. »Das Grab Ihres... Landsmanns.«
    Rebecca verdrehte die Augen. Es war ein deutscher Friedhof. Wenn dieser seltsame Priester mit einer Deutschen sprach, waren alle dort Bestatteten ihre Landsleute. Amadeo wandte sich der kleinen Kirche zu, und Rebecca folgte ihm mit gesenktem Kopf.
    »Hast du den Verstand verloren?«, wiederholte sie mit gepresster Stimme.
    »Sprechen Sie nur weiter Ihre Gebete«, empfahl er, obwohl er genau wusste, dass die Männer vor dem

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