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Die letzte Offenbarung

Die letzte Offenbarung

Titel: Die letzte Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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Wissenschaft leitet ihren Namen davon ab, dass sie Wissen schafft, sollte man vielleicht am besten übersetzen. Dieselben Worte, die am Ende der Fragmente aus dem Boëthius standen.«
    »Hier stehen sie am Anfang. Woher sollte Silvester wissen, welches seiner Verstecke zufällig gefunden wurde? Er musste von einer Handschrift auf die andere verweisen. Warum er das auf diese Weise tat...« Der Papst hob die Hände, zum Zeichen, dass er da auch keine Antwort kannte, und ließ sie dann auf seine Oberschenkel fallen. Sofort zuckte er wieder zusammen. »Vielleicht wollte er sichergehen, dass der Finder die notwendigen Kenntnisse besaß, um den Fund zu würdigen. Etwas in dieser Richtung.«
    Amadeo schüttelte den Kopf. »Warum ganz oben? Warum ein Hinweis auf das vorherige Fragment? Wir haben nirgendwo...«
    »Haben Sie denn danach gesucht?«, fragte de la Rosa.
    »Nur auf dem allerersten Manuskript«, begriff Amadeo. »Nur beim Text aus dem Hortulus . Und da gab es keinen Vorgänger.«
    »Sehen Sie?«, nickte De la Rosa.
    »Also haben Sie den Isidor...«
    »Ich wusste von keinem Isidor«, erwiderte der Papst. »Aber in der Biblioteca Apostolica gab es einen Hortulus und einen Seneca, die aus derselben Werkstatt stammen mussten. Nun, wie es aussieht, habe ich die richtigen Schlüsse gezogen.«
    Amadeos Verwirrung wuchs mit jedem Wort. »Die ziehe ich im Augenblick noch nicht. Wenn Sie die Codices hier hatten, warum haben Sie dann nicht nachgesehen? Warum haben Sie die Schriften aus der Hand gegeben?«
    »Ich frage mich, wie Sie die letzten Tage überlebt haben.« Nicht De la Rosa antwortete, sondern Duarte, der commandante . Verständnislos schüttelte er den Kopf. »Haben Sie begriffen, dass wir uns im Krieg befinden? Was würde wohl passieren, wenn der amtierende Papst solche Nachforschungen anstellt? Sie hatten in Maria Laach doch ein erbauliches Gespräch mit dem Herrn Kardinalstaatssekretär. Glauben Sie, dass diese Leute vor der Person Seiner Heiligkeit zurückschrecken würden?«
    »Ich weigere mich, das zu glauben«, unterbrach Pio ihn, und zum ersten Mal bemerkte Amadeo einen Hauch von Schärfe in seiner Stimme. »Seine Eminenz und ich haben unterschiedliche Auffassungen in einer Reihe von Fragen, aber ich weigere mich zu glauben, dass er...«
    »Was denken Sie, Euer Heiligkeit?«, sagte Duarte leise.
    »Vielleicht hätten auch der Wissenschaftler in London und Signor Fanellis Kollege aus der officina das nicht glauben wollen.«
    Eine abwehrende Handbewegung. »Ich will das nicht hören!«, sagte De la Rosa entschieden. »Seien Sie zufrieden, dass ich Ihren Bedenken nachgegeben habe. Ich habe mich entschlossen, den Fragmenten nicht selbst nachzuforschen. Schweren Herzens, wie ich betonen muss.«
    »Warum gaben Sie sie ausgerechnet in die officina?« Amadeo begriff noch immer nicht. »Etwa meinetwegen?«
    De la Rosa schüttelte den Kopf, und wieder trat das milde Lächeln auf sein Gesicht. »Sie sind ein begabter junger Mann, Signor Fanelli, aber in diesem Fall ging es mir darum, dass sich Professor Helmbrecht mit der Handschrift beschäftigt. Mit den Bruchstücken der Offenbarung, wohlgemerkt. Wenn Ingolf Helmbrecht zum Ergebnis kommen würde, dass sie echt sind, würde die Echtheit zweifelsfrei erwiesen sein. Und natürlich war auch der Hortulus wichtig und der Seneca. Wenn überhaupt jemandem, dann traute ich es ihm zu, den Verbleib sämtlicher Fragmente herauszufinden — sofern sie noch existierten. Natürlich: Ein gewisses Risiko war da, denn ich konnte ja nicht hundertprozentig sicher sein, dass Sie mit Ingolf Helmbrecht Kontakt aufnehmen würden, obwohl ich von Ihrem engen Verhältnis wusste. So bin ich überhaupt auf Sie und auf diesen Plan gekommen, nachdem ich unterschiedliche diskrete Möglichkeiten erwogen hatte. Dass di Tomasi Sie mit der Restaurierung des wertvollen Hortulus betrauen würde, davon konnte ich ausgehen. Wozu sonst beschäftigt Ihr capo einen wissenschaftlichen Berater, der die antiken Sprachen beherrscht, als wäre er im alten Hellas aufgewachsen? Ein wenig war ich in Sorge, dass Sie versuchen könnten, das Rätsel allein zu lösen. —
    Nicht, dass ich Ihnen das nicht zutrauen würde«, versicherte der pontifice rasch. »Aber Sie wissen genauso gut wie ich, dass unser Professor eine Legende ist. Eine Legende, mit der ich aus«, er sah zu Duarte, »den dargestellten Gründen nicht direkt Kontakt aufnehmen konnte, nachdem es in der letzten Offenbarung um eine so...« Er hielt inne,

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