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Die letzte Offenbarung

Die letzte Offenbarung

Titel: Die letzte Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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wirklich Wichtiges sein.«
    »So ist es«, stimmte Amadeo auf der Stelle zu und griff nach der Tasche mit seinen Arbeitsunterlagen, die er nicht auf seinem Zimmer hatte zurücklassen wollen. »Der Professor wollte die Bindung des römischen Codex heute weiteren Untersuchungen unterziehen, und vom Ausgang dieser Untersuchungen hängt es ab, wie wir als Nächstes vorgehen. Davon und von dem, was ich heute herausfinden konnte. Wir müssen uns dringend besprechen, noch heute Abend.«
    »So dringend?« Der Monsignore blinzelte. »Nach tausend Jahren.«
    »Das Löschwasser«, sagte Amadeo bekümmert. »Leider hatte es schreckliche Folgen.« Das war jedenfalls nicht gelogen. Zwei ermordete Menschen waren eine schreckliche Folge.
    »Nun.« Zug klang enttäuscht. »Sie werden sich aber morgen vor Ihrer Abreise...«
    »Gewiss, gewiss«, sagte Amadeo und folgte Rebecca bereits zur Tür. »Monsignore, für den freundlichen Empfang sage ich Ihnen herzlichen Dank.«
    Dann waren sie draußen auf dem Flur.
    Amadeo atmete auf. »Rebecca, Ihnen muss ich danken. Sie sind ein rettender Engel. Wie haben Sie ahnen können, dass es so...«
    Sie musterte ihn ohne zu zwinkern. »So?«, betonte sie.
    »Ist er immer so?«, fragte er. »Der Einfall mit dem Paket war großartig.«
    »Kommen Sie bitte mit«, sagte Rebecca, ohne mit der Wimper zu zucken. »Ich habe es auf meinem Zimmer gelassen.«
XXXII
    »Hier ist Ihr Paket«, sagte Rebecca.
    Es war in Packpapier verschnürt, darüber eine Plastikfolie. Ein Adressaufkleber nannte »A. Fanelli c/o Stiftsarchiv St. Gallen« als Adressaten. Der Absender... Amadeo konnte ein Keuchen nicht unterdrücken. Der Absender war die officina in der Via Oddone.
    Hatte die rothaarige Frau es bemerkt? Ihre Augen lagen unverwandt auf ihm.
    Er sah sich kurz in dem Zimmer um. Es war spartanisch eingerichtet wie die Klosterzelle, die es einmal gewesen sein musste. Die Wände waren in einem schlichten Beigeton gestrichen, und Amadeo glaubte sogar noch die Farbe zu riechen. Ein Schreibtisch, darauf ein Laptop, der im Stand-by-Modus lief, außerdem eine Anrichte mit einem alten Fernseher und ein Kleiderschrank, an der Wand Bilder mit Ansichten des Klosters. Unpersönlich. Eine Dienstwohnung, kaum anders als sein eigenes Zimmer hier im Kloster, das Zug ihm zugewiesen hatte. Rebecca musste irgendwo im Ort oder weiter entfernt eine zweite Wohnung haben.
    Amadeo nahm das Paket in die Hand. Es war eher ein Päckchen, nicht größer als ein Schuhkarton, und es war überraschend leicht. Was zum Himmel war das?
    »Dann werde ich mal auf mein Zimmer gehen und auspacken«, lächelte er. Irgendwie hatte er nicht das Gefühl, dass ihm das Lächeln gut gelang.
    »Bitte setzen Sie sich!«, forderte Rebecca ihn auf.
    Er sah sie überrascht an. Ihr Blick duldete keine Widerrede. Sie hatte den eleganten schwarzen Anzug vom Vormittag gegen eine ebenfalls schwarze Cargohose und ein eng geschnittenes Top mit Spaghettiträgern getauscht. Jetzt griff sie nach einer weitmaschigen Strickjacke, warf sie sich aber nur locker über.
    Es war ein warmer Tag gewesen, für Schweizer Verhältnisse ganz bestimmt. War es in ihrem Zimmer kühler? Amadeo konnte es nicht sagen. Er spürte, wie ihm die Röte in den Kopf stieg. Hatte er sie gerade angestarrt? Die junge Frau lehnte sich neben dem Fernseher gegen die Anrichte und ließ den Blick nicht von ihm, als er sich in dem Bürostuhl niederließ. Die Arbeitstasche behielt er in Griffweite.
    Er schluckte. »Was kann ich noch für Sie tun, Rebecca?«, fragte er. »Ich habe dieses Paket...«
    »Sie haben es nicht erwartet«, stellte sie fest.
    »Nein.« Leugnen hatte keinen Zweck. »Es kommt von meinem«, er suchte einen Augenblick nach dem richtigen Wort in deutscher Sprache, »Arbeitgeber.«
    In diesem Augenblick ärgerte er sich über sich selbst. Wie um alles in der Welt war er schon wieder in diese Situation gekommen? Er hätte aufstehen sollen, freundlich nicken und sagen: Ich gehe jetzt auf mein Zimmer, denn ich möchte das Paket gerne ungestört öffnen.
    Doch das war einfach nicht möglich. Der Typ war er nicht. Er hasste Konfrontationen — sei es mit di Tomasi oder Helmbrecht, oder sei es in diesem Moment mit Rebecca. Dass sie möglicherweise glaubte, er habe sie angestiert, und dass sie es möglicherweise zu Recht glaubte, machte es nur noch schlimmer.
    »Aus der officina di Tomasi?«, fragte sie ruhig.
    Amadeo hielt ihr das Paket hin. »Hier«, sagte er und deutete auf den

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