Die letzte Praline
Kaiser der Schokolade, zum ermittelnden Kommissar gebracht hatten.
Pieter Aspe sah auch jetzt wieder aus, als hätte ihn die Nachbarskatze hochgewürgt.
»Och nee, nicht Sie auch noch. Wer hat denn diesen Sukkel hier reingelassen?«
»Professor Dr. Dr. Sukkel für Sie«, sagte Bietigheim und setzte sich, die belgische Beleidigung als Idiot durch den Kommissar nicht weiter kommentierend. »Beatrice Reekmans starb nicht durch Erstickung aufgrund des Schokoladenüberzugs.«
»Was?«
»Sie war bereits tot, als sie übergossen wurde.«
»Verdammte Kacke, kann denn in diesem Scheißkommissariat keiner die Schnauze halten?« Aspe brüllte das zur Decke, vermutlich saßen auch im zweiten Stock noch potenzielle Adressaten. Dann stemmte er die behaarten Hände vor Adalbert auf den Tisch und kam mit seiner Nase fast bis an die des Professors. »Wer hat Ihnen das gesteckt?«
Aspe war seinem Atem zufolge ein großer Anhänger von Bessen Genever, einem Likör mit Schwarzen Johannisbeeren, sowie belgischem Kirschbier und Fritten mit Frikandeln, frittierten Fleischrollen, die manchmal neben Schwein, Rind und Geflügel auch Pferd enthielten. All das ging selbst mit viel Wohlwollen nicht als ausgewogene Ernährung durch. Eher war es Selbstmord.
»Niemand hat mir das gesteckt«, antwortete der Professor. »Ich konnte es an der Struktur der Schokolade erkennen. Ich möchte auch gar nicht viel Ihrer sicherlich unglaublich wertvollen Zeit in Anspruch nehmen und nur erfragen, was die tatsächliche Todesursache war.«
»Und warum sollte ich Ihnen das auf die Nase binden? Bin ich das Auskunftsbüro? Hier wird gearbeitet, Mann. Polizeiarbeit, da halten Sie sich mal schön raus. Haben Sie mich verstanden?« Das Gesicht des Kommissars färbte sich allmählich rot wie Ketchup.
»Ich bin der Vorsitzende der Jury und fühle mich verantwort …«
»Raus!«, brüllte Aspe und öffnete die Tür, »Sofort! Für solche Spirenzchen fehlt mir die Zeit. Ich will Sie hier nie wieder sehen. Machen Sie Ihren Schokoladenmist, und passen Sie bloß auf, dass van der Elst nicht gewinnt.«
»Was? Wieso soll er nicht?«
»Danke. Auf Wiedersehen. Nee, quatsch: auf Nimmerwiedersehen.«
»Sie sollten ab und an etwas Gemüse und Salat essen. Kein Wunder, dass Ihr Blutdruck so hoch ist, wenn Sie den ganzen Tag nur Frittiertes in sich hineinstopfen. Reißen Sie sich kulinarisch mal etwas am Riemen.«
»Was haben Sie gerade gesagt?« Der Kopf des Kommissars schien kurz vor der Explosion. Selbst seine Bartstoppeln hatten einen Rotton angenommen. »Was haben Sie Manneken gerade zu mir gesagt? Raus, sofort! Sonst … sonst …« Aspe fiel nichts ein, deshalb warf er einen Tacker, seine Computertastatur und schließlich den Mülleimer nach Bietigheim, der sich mit einem überlegenen »Fisch wäre gut – aber nicht frittiert« der Situation entzog.
Irgendetwas knallte scheppernd hinter ihm gegen die geschlossene Tür.
Wie erfrischend, mal jemanden zu treffen, der ihn nicht nur blöd angrinste wie ein Honigkuchenpferd.
Das war doch was.
Andererseits hatte er nichts erfahren. Jetzt stand er wieder draußen, und öliger Frittengeruch drang in seine empfindlichen Nüstern. Selbst die salzige Meeresluft kam nicht dagegen an und verzog sich beleidigt an die Küste.
Adalbert hörte die sich nähernden Schritte in seinem Rücken nicht. Ein knochiger Finger tippte ihm auf die Schulter.
Aha, hatte Kommissar Aspe es sich also doch anders überlegt. Nun ja, eigentlich hatte Bietigheim nichts anderes erwartet. Schließlich hatte er eine ungemein gewinnende Persönlichkeit.
Mit einem gönnerhaften Lächeln drehte er sich schwungvoll um.
Doch hinter ihm stand nicht Kommissar Aspe, sondern ein Mann unbestimmten Alters, so hager, als habe man die Luft aus ihm herausgelassen, eingefallen an den Wangen, die Augen so tief in den Höhlen, dass man sie fast suchen musste.
»Folgen Sie mir in einigem Abstand, es ist besser, wenn man uns nicht zusammen sieht. Hier können wir nicht reden.«
Er zog die Kapuze seines schwarzen Sweaters tief ins Gesicht.
Adalbert folgte ihm verwundert in gehörigem Abstand. Ihm wäre wohler gewesen, wenn Benno bei ihm gewesen wäre, um den Burschen im Falle eines Angriffs in die Flucht zu beißen. Noch besser wäre es jetzt allerdings, Pit an der Seite zu wissen. Der konnte sicher auch hervorragend zubeißen.
Schließlich hielt der Unbekannte an einer Frittenbude. Na, wundervoll.
»Bestellen Sie etwas, sonst fallen wir auf. Für
Weitere Kostenlose Bücher