Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)
Doyle?«
»Genau der«, nickte Bridget.
»Und was will die Anti-Terror-Abteilung von mir?«, fragte er überrascht.
»Mit dir reden. In Sachen David Brine.«
Er sah sie an, als erwartete er, dass sie jeden Moment losprusten und zugeben würde, dass es sich um einen Scherz handelte. Aber Bridget lachte nicht, sie war todernst.
»Hör mal«, sagte er nervös, »ich geh mich schnell ein bisschen waschen. Sag ihm, ich komme sofort. Und warte dort auf mich.«
Er betrat das Bad und hielt den Kopf direkt unter den Wasserhahn. Was konnte der von ihm wollen, noch dazu am Sonntag, dieses Arschloch von Colin Doyle? Sie hatten sich seit zwei Jahren nicht gesehen, und beim letzten Mal – im Hauptquartier der SDU, der Special Detective Unit – wären sie beinahe handgreiflich geworden. Allein die Vorstellung, dass Doyle seine Nase in Goonans Büro stecken könnte, war unerträglich. Und was zum Teufel hatte die Terror-Abwehr mit dem Brine-Fall zu schaffen?
Er drehte das Wasser ab und tastete nach der Box für die Papierhandtücher. Leer. Er zog sein verschwitztes Trikot aus, trocknete sich, so gut es ging, die Haare und zog es wieder über. Er betrachtete sich im Spiegel. Er brauchte eine Zigarette.
Als er sein Büro betrat, stand Bridget mit verschränkten Armen an der Tür. Doyle dagegen saß auf einem der beidenStühle vor dem Schreibtisch. Er war um die fünfzig, dunkler Anzug, aschblondes Haar, Brille mit Metallgestell. Er wollte aufstehen, um Goonan zu begrüßen, doch dieser hielt ihn mit einem Wink davon ab.
»Behalt ruhig Platz«, sagte er und setzte sich ihm gegenüber.
»Ist das die neue Uniform?«, fragte der andere sarkastisch und musterte ihn.
Goonan ignorierte das. Er nahm sich eine Zigarette und zündete sie an.
»Danke Bridget, du kannst gehen«, sagte er seiner Kollegin, die hinausging und die Tür hinter sich schloss.
Schließlich wandte er sich Doyle zu: »Schieß los«, sagte er in umgänglichem Ton. Gleichzeitig bemerkte er, dass die Akte Brine nicht mehr da lag, wo er sie gelassen hatte.
»Es geht um einen Fall, den du bearbeitest: David Brine«, antwortete Doyle.
Der Inspector starrte ihn stumm an und schob die Akte wieder an ihren angestammten Platz.
»Das MI6 hat uns kontaktiert«, fuhr Doyle fort, jeden einzelnen Buchstaben im Kürzel des berühmten britischen Geheimdienstes betonend.
Goonan hatte Mühe, seine Verwunderung zu überspielen. »Sprich weiter …«, forderte er ihn auf.
»Hast du in letzter Zeit ferngesehen?«
»Komm zum Punkt, Colin.«
»Wie du willst. Du wirst gesehen haben, dass bei dem Attentat am Roten Meer auch zwei britische Touristen umgekommen sind.«
»Ja, habe ich gesehen.«
»Um sie zu identifizieren, hat man an ihren Leichen DNA-Analysen durchgeführt.«
»Ich weiß nicht, was das mit dem Brine-Fall zu tun habensoll«, unterbrach Goonan ihn, wobei er nervös den Rauch ausblies.
Doyle nahm mit theatralischer Geste seine Brille ab, klappte langsam die Bügel zusammen und legte sie auf den Tisch. »Ein Stück von den Touristen war dein Mann.«
Goonan war wie vom Donner gerührt: »Unmöglich«, brachte er heraus. »Das muss ein Irrtum sein.«
»Kein Irrtum.«
»Wie kommen die Engländer zur DNA eines unbescholtenen irischen Staatsbürgers?«
»Brine hatte für die Regierung gearbeitet, und aus Sicherheitsgründen hatte man seine DNA erfasst.«
Goonans Herz setzte für einen Schlag aus. »Und was tat er in Ägypten?«
»Genau das würden wir auch gerne wissen.«
In diesem Moment klopfte es an der Tür.
»Wer ist da?«, fragte der Inspector brüsk.
»Sergeant Walsh«, hörte man von der anderen Seite der Tür.
»Komm rein.«
Bridgets Kopf schob sich ins Büro.
»Ist es so dringend?«, fragte Goonan.
»Die Antwort aus Italien ist eingetroffen. Interpol hat Russos Wohnung lokalisiert.«
»In Rom, oder?«
»Nein. In Turin.«
64
Ort: Patagonien, Region Chubut
Weltzeit: Sonntag, 28. Juni, 10.07 Uhr (GMT)
Ortszeit: 7.07 Uhr
»Was will ich eigentlich werden? Ein scheiß Robin Hood?«, fragte sich Doornick und schüttelte dabei den Kopf. Er stand vor Ana Marías Hütte und starrte, noch halb im Schlaf, auf das Mapuche-Dorf, eine Handvoll Holzbaracken mit achteckigem Grundriss und einem gräulich-verwitterten Strohdach. Abgesehen von einem schwarzrosa Ferkel, das etwa zehn Meter entfernt mit dem Rüssel im Gras herumschnüffelte, schienen alle noch tief und fest zu schlafen.
Doornick reckte sich und zündete eine Zigarette an. Er ließ
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