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Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger R. Talbot
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Dezimalzahlen, und noch einmal neun für die Hunderter.« Er schaute sie zufrieden an, aber wieder schien sie abwesend, in ihre Gedanken versunken. Sie ging Moltenis Apokalypse durch, als ihr plötzlich eine Bemerkung herausrutschte, die gar nicht in den Zusammenhang passte: »Sieh mal, Liam: Da wogeschrieben steht, dass 666 ein Menschenname ist, da ist nicht von einem bestimmten Menschen die Rede.«
    Liam überlegte einen Moment. »Das stimmt«, räumte er ein. »Weil der Mensch, von dem die Rede ist, nicht ein bestimmter ist, sondern irgendein Mensch.«
    »Das ist eine Auslegung«, antwortete Alanna. »Aber es gibt noch eine andere: Dass der Autor sich auf die ganze Menschheit beziehen wollte, ich meine, den Menschen an sich. Wie bei Aristoteles zum Beispiel …«
    »Nun, philologisch und linguistisch ist das möglich …«, gab er zu.
    Alanna war nicht mehr zu bremsen: »Bisher scheint die Prophezeiung mir nicht von einzelnen Menschen zu sprechen, sondern von Ereignissen, die das Kollektiv, die Welt betreffen: wie eben der Golfkrieg oder die Katastrophe von Tschernobyl.«
    Liam kam sich inzwischen vor wie in der Achterbahn. Eine tiefschürfende, fest verankerte Interpretation nach der anderen wurde unter seinen Augen pulverisiert, und zwar, wie er zugeben musste, mit absoluter Stringenz.
    Er rang sich ein Lächeln ab: »Sei mir nicht böse, aber es wäre wirklich die Wucht, wenn die Zahl 666 ausgerechnet von einer nicht gläubigen Muslimin entschlüsselt würde, nach zweitausend Jahren Forschungsarbeit.«
    Sie lächelte zurück. Dann entglitt ihr ein rätselhafter Satz, der sie selbst überraschte: »Liam, die göttliche Wahrheit ist eine einzige, und sie besitzt jeder Mensch auf Erden, eingeschrieben in seine Seele.«
    Er war tief berührt, denn seit langem war auch er in seinem Innersten davon überzeugt.
    »Mach weiter«, ermunterte er sie.
    Alanna sprach mit Eifer weiter, sie wollte sich ihm unbedingt mitteilen, ihn überzeugen: »Das abschließende Ereignis,von dem die Apokalypse spricht, ist eine gewaltige globale Katastrophe, plötzlich und unerwartet: eine stille Katastrophe, stimmt’s?«
    Liam folgte ihrem Gedankengang: »Sicher. Nach dem Protokoll von Ossius erwähnt Arius, wenn er vom Text der Prophezeiung spricht, glühende Sterne und große schwarze brennende Seen.«
    »Und bis hierhin ist alles klar: die Explosion des Atomreaktors und die Bohrtürme … Das sind die Ereignisse, die die finale Katastrophe ankündigen. Aber dann? Erinnerst du dich, wovon er spricht?«
    »Er redet von ›kleinen leuchtenden und sirrenden Götzen‹, die sich ganze Völker untertan machen.«
    »Genau: ›kleine leuchtende und sirrende Götzen‹«, wiederholte sie.
    »Das scheint mir wieder eine obskure Anspielung zu sein.«
    »Liam«, fragte Alanna fast flüsternd, »wenn du ein Palästinenser im ersten nachchristlichen Jahrhundert gewesen wärst und in einer Vision einen Computer gesehen hättest, wie hättest du ihn beschrieben?«

61
     
    Ort: Klausurkloster der Benediktinerinnen Mater Ecclesiae
    Weltzeit: Samstag, 27. Juni, 22.20 Uhr (GMT)
    Ortszeit: Sonntag, 28. Juni, 00.20 Uhr
     
    Ich flog über die Dünen der chaldäischen Perlenfischer.
    Mitten am Tag war eine Nacht aus Rauch und Flammen hereingebrochen.
    Ich sah eiserne Adler mit starren Flügeln im Wind segeln.
    Sie schrien und schleuderten brennende Eier auf den Sand und schwarzen Hagel auf die Karawanen.
    Die schwarzen Türme brannten, und außen herum brannten die großen Seen aus Öl und Wein.
    Ich sah ein Drittel der Vögel den Wind verlieren und sterben.
    Und aus ihren Klauen ließen die Adler blütenweiße Blätter fallen auf die Untertanen Achemenes, und darauf stand ihr Befehl geschrieben: ›Aber dem Öl und dem Wein füge keinen Schaden zu!‹
    Es war der vierzehnte Tag des Mondes von Adar im 5751sten Jahr seit der Erschaffung der Welt.
     
    Mutter Valeria schlug das Heft zu und legte es mit der gewohnten Sorgfalt an seinen Platz zurück. Die nächtliche Schwüle war unerträglich geworden. Die Novizin lag noch immer, von Fieberkrämpfen geschüttelt, im »Ospedale di Pietà«. Rundherum herrschte Stille.
    Sie löschte die kleine Öllampe und blieb unbeweglich aufdem Lager der Novizin sitzen. Sie war nicht überrascht, im Gegenteil: Sie hatte mit der zweiten Prophezeiung, der vom Golfkrieg, gerechnet. Jetzt fehlte bloß noch die letzte, wahrscheinlich nur eine Frage von Tagen. Die göttliche Vorsehung bediente sich der Hand der Novizin, als sollte

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