Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)
ein.
»Nein«, antwortete Santovito. »Er hat alles bar bezahlt, auch die Kaution. Wahrscheinlich hat er sich deswegen an einen kleinen Autoverleih gewandt. Bei den internationalen kriegst du, wenn du keine Kreditkarte hast, nicht einmal das Ersatzrad.«
Der andere nickte und versank in Schweigen.
»Hören Sie mal, Inspector«, fing Santovito wieder an, »warum haben Sie die beiden eigentlich nicht von Anfang an unter Polizeischutz gestellt?«
Goonan wurde kalt erwischt, aber er versuchte es zu überspielen: »Es sah so aus, als ob hinter David Brines Verschwinden genau die beiden stecken würden. Es ging um eine Lebensversicherung.«
»Aha.«
»Und außerdem verhielten sie sich irgendwie eigenartig, als ob sie etwas zu verbergen hätten.«
»Vielleicht misstrauten sie Ihnen«, bohrte Santovito weiter.
»Mag sein«, gab Goonan seelenruhig zu. »Und wieso haben sie sich hier in Turin nicht an euch gewandt? Vielleicht trauten sie niemandem.«
»Die entscheidende Frage ist: Warum?«, überlegte Heaney.
Santovitos Handy klingelte. Er schaute auf das Display und wandte sich Heaney zu: »Das ist Mattioli.«
Heaney bedeutete Goonan, still zu sein. Santovito nahm den Anruf entgegen und hörte ein paar Sekunden schweigendzu. Dann beendete er das Gespräch mit einem trockenen: »Danke!«
Er steckte das Handy in die Tasche und schaute die beiden an: »Der Lieferwagen mit unserem Kennzeichen ist an der Auffahrt zur Autobahn Turin-Mailand gesichtet worden.«
»Wann?«
»Vor knapp einer halben Stunde. Nichts wie hin.«
82
Ort: Autobahn Turin-Mailand
Weltzeit: Montag, 29. Juni, 11.01 Uhr (GMT)
Ortszeit: 13.01 Uhr
»Können Sie nicht schneller fahren?«, fragte Liam auf Italienisch.
Der Taxifahrer warf ihm einen Blick über den Rückspiegel zu. »Wir fahren hundertdreißig. Das ist hier in Italien die Höchstgeschwindigkeit.«
Liam zeigte durch das Seitenfenster hinaus. »Aber alle fahren schneller als wir.«
»Weil sie kein Schild mit der Aufschrift ›Taxi‹ auf dem Dach haben«, antwortete der Fahrer ungerührt.
Liam schnaubte und warf sich in den Sitz zurück. »Gibt es keine Möglichkeit, diese Begrenzung ein wenig elastischer zu gestalten?«, insistierte er.
»Falls das Problem der dunkle Lieferwagen ist, der seit Turin an uns dranklebt – noch mal hundert Euro, und Sie sind ihn los.«
Liam und Alanna sahen einander fassungslos an und drehten sich dann gleichzeitig um, die Straße absuchend. Zwischen ihnen waren noch drei andere Autos, aber ungefähr zweihundert Meter entfernt fuhr ein schwarzer Lieferwagen.
»Wie kommen Sie darauf, dass er uns verfolgt?«, fragte Liam skeptisch. »Auf der Autobahn folgt jeder jedem.«
»Weil ich den schon in Turin im Stadtzentrum an den Hackenhatte. Auf der Ausfallstraße hatte ich ihn aus den Augen verloren, aber jetzt ist er wieder da.«
Liam schaute sich erneut nach dem Wagen um.
»Hundert Euro haben Sie gesagt?«
»Ja. Ich schaffe sie euch vom Hals und bringe euch nach Orta.«
»Abgemacht«, schlug Liam ein und reichte ihm zwei Fünfziger.
Einige Kilometer lang fuhr der Taxifahrer weiter wie zuvor. Beim Hinweisschild auf die Abfahrt zur A 26, die Richtung Norden nach Gravellona Toce führte, überholte er dann nicht den Lastzug vor ihnen, sondern bremste und blieb hinter ihm. Beim nächsten Schild, das die Abfahrt in einem Kilometer Entfernung ankündigte, setzte der Taxifahrer den Blinker links und begann das Überholmanöver, kaum schneller fahrend als der Lastzug. Liam und Alanna drehten sich um und beobachteten die Szene. Der Fahrer hinter ihnen musste etwas bemerkt haben, denn er wechselte die Fahrspur und begann, die drei Autos vor ihm zu überholen.
Als es nur noch zweihundert Meter bis zur Abfahrt waren, rückte das Taxi bis zum Führerhaus des LKW vor, während der Lieferwagen fast den Anhänger erreicht hatte. Da schaltete der Taxifahrer unvermittelt zwei Gänge runter und trat das Gaspedal durch. Er schnitt den LKW und schoss auf den Verzögerungsstreifen. Der Lieferwagen war gerade mit dem Überholmanöver beschäftigt, und da der Aufleger ihm den Weg versperrte, konnte er dem Taxi nicht folgen.
Das wütende Trompeten der LKW-Hupe dröhnte in ihren Ohren.
83
Ort: Autobahn Turin-Mailand
Weltzeit: Montag, 29. Juni, 11.06 Uhr (GMT)
Ortszeit: 13.06 Uhr
»Brems, du Hundesohn!«, brüllte Bandar. »Die haben uns reingelegt!«
Imar ließ den LKW rechts vorbeiziehen, dann lenkte er auf den Standstreifen und trat voll in die
Weitere Kostenlose Bücher