Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)
sie bronzen wirkte.
» Verzeihung, Pater«, sprach Liam ihn an. »Gehört das Kloster zu Ihrem Orden?«
Der greise Priester gab lächelnd Antwort: »Nein, mein Sohn, in der Abtei ›Mater Ecclesiae‹ leben Benediktinerinnen.«
Liam und Alanna tauschten einen Blick.
»Kann man die Abtei besichtigen?«, fragte er höflich.
»Die Schwestern leben in Klausur, aber wenn ihr wollt, steht das Kloster offen zum Gebet. Geht aus der Kirche, dann nach links und folgt dem Weg der Einkehr bis zum Eisentor. Dort ist der Besuchereingang.«
Liam dankte, dann fasste er Alanna am Arm und wandte sich Richtung Ausgang.
Sie rannten fast bis zum Tor des Klosters, während der Regen auf sie einpeitschte.
Ein Blitz durchzuckte den Himmel, sofort gefolgt von einem Donnerschlag, der die Erde beben ließ.
Sie klingelten, und es wurde sogleich geöffnet.
87
Ort: Orta San Giulio
Weltzeit: Montag, 29. Juni, 12.27 Uhr (GMT)
Ortszeit: 14.27 Uhr
Sie waren eine enge Gasse durch den historischen Dorfkern hinabgefahren, und als sie die Piazza am Seeufer erreichten, war von dem Taxi nichts mehr zu sehen.
Bandar hatte angefangen, Beschimpfungen auszustoßen und gegen Imars Sitz zu boxen, bis Faris ihm den Palm gereicht hatte.
»Nur die Ruhe. Diese Hundesöhne haben keine Chance zu entkommen.«
Auf dem Monitor war die Satellitenkarte der Gegend zu sehen: die Piazza, auf der sie sich befanden, und die kleine Insel, in nicht einmal fünfhundert Meter Entfernung, in deren Mitte ein rotes Pünktchen leuchtete, das Liam Brines Position lokalisierte.
»Alle aussteigen«, ordnete Bandar an.
Einen Augenblick später kamen sie im strömenden Regen an eines der Motorboote, die an der Mole warteten.
Der Kapitän, der in der Kajüte saß, bedeutete ihnen einzusteigen. Die vier Araber gingen nacheinander an Bord und setzten sich unter Deck. Der Mann betrachtete sie besorgt: Im Gebaren dieser Fremden lag etwas Bedrohliches.
»Wie viel kostet es, das Boot für den ganzen Tag zu mieten?«, fragte Bandar auf Englisch.
»Tut mir leid, aber das ist ein öffentliches Verkehrsmittel. Das kann man nicht mieten.«
Bandar gab Jaabir unauffällig ein Zeichen, der sofort die Maschinenpistole zückte und sie dem Kapitän an die Schläfe setzte.
»Heute kann man«, bellte der hünenhafte Araber.
88
Ort: Klausurkloster der Benediktinerinnen Mater Ecclesiae
Weltzeit: Montag, 29. Juni, 12.28 Uhr (GMT)
Ortszeit: 14.28 Uhr
Liam und Alanna hatten einen kleinen Raum betreten, der von einem großen Metallgitter in zwei Teile geteilt wurde. Dahinter lag eine schwere Tür mit dem Schild »Klausur«. Sie wussten erst nicht, was sie tun sollten, aber dann entdeckte Liam zu ihrer Rechten ein kleineres Gitter, hinter dem der schwarze Schleier einer Nonne zu sehen war.
Durchnässt wie sie waren, wandten sie sich an die Pförtnerin.
»Schwester«, fiel Liam mit der Tür ins Haus, »wir müssen auf der Stelle die Äbtissin sehen.«
Die Frau legte das Buch weg, in dem sie gerade las. Sie musterte die beiden von Kopf bis Fuß und sagte kalt: »Das ist nicht möglich.«
»Es geht um eine wirklich wichtige Angelegenheit«, insistierte Liam. »Wir müssen sie sofort sehen.«
»Das ist nicht möglich«, wiederholte die Nonne. »Die Äbtissin, Mutter Valeria, empfängt nur nach vorheriger Anmeldung. Und im Augenblick bereitet sie die Lesung für die Abendvesper vor. Aber wenn Sie Schutz vor dem Unwetter suchen, dann machen Sie es sich bitte in dem Raum hier gegenüber bequem.« Sprach’s und fuhr in der Lektüre fort.
Alanna war von Liams Reaktion verblüfft: Sie sah, wie ersacht die linke Hand auf das Buch der Nonne legte und mit der anderen Moltenis Ring vom Kettchen nahm. Dann sagte er langsam, aber bestimmt: »Schwester, bringt das sofort der Äbtissin. Wenn Ihr nicht auf der Stelle gehorcht, werdet Ihr persönlich dafür zur Rechenschaft gezogen werden.«
Der gebieterische Ton zeigte Wirkung: Die Nonne nahm den Ring und verschwand durch eine Tür im Hintergrund.
»Aber du hast ihr den Ring gegeben!«, flüsterte Alanna ungläubig.
»Ich hatte keine Wahl.«
»Und wenn sie zu den anderen gehört? Wenn sie schon hier sein sollten?«
»Das würde nicht viel ändern. Der Ring allein sperrt nichts auf. Und den Schlüssel habe ich.«
Kurz darauf kam die Nonne atemlos wieder herein. »Folgt mir«, sagte sie und trat durch die äußere Tür.
Sie stiegen eine Steintreppe hinauf, die außen an der Fassade hochführte. Das Wasser schoss über die Stufen
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