Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)
errichtet.«
Liam warf Alanna einen begeisterten Blick zu. »Wir haben es!«, rief er.
Sie schüttelte zögernd den Kopf: »Das kommt mir allzu einfach vor …«
»Es ist nur einfach für den, der das Protokoll von Ossius gelesen hat.«
Sie nickte, ohne etwas zu erwidern. Sie schien keinesfalls überzeugt.
»Was machen wir?«, fragte sie nach einer Weile.
»Wir nehmen ein Taxi und fahren hin.«
»Das wird eine Stange Geld kosten.«
»Wir schicken die Rechnung an den lieben Gott«, schloss Liam.
78
Ort: Dublin
Weltzeit: Montag, 29. Juni, 9.25 Uhr (GMT)
Ortszeit: 10.25 Uhr
»Hallo, Paul? Hier ist Bridget.«
»Hast du Doyle das Manuskript geschickt?«
»Genau darum geht es. Ich habe ihn hier in der Leitung. Er will mit dir reden.«
»Stell ihn durch.«
»Okay.«
Bridget drückte eine Taste und stellte Goonan den Anruf durch.
»Hallo, Goonan?«
»Ja.«
»Hier ist Doyle. Wo bist du?«
»Im Wagen. In Turin. Ich fahre gerade in die Stadt.«
»Kannst du reden?«
»Klar.«
»Ich habe dieses Abstract von Brines Abhandlung über ZeroOne Code bekommen.«
»Ich weiß nicht, wie zuverlässig das ist. Sergeant Walsh hatte den Text nur überflogen, und auch nur einmal.«
»Ich habe es sofort an die Geheimdienste weitergeleitet.«
»Was?«
»Und ich muss mich bei dir bedanken.«
»Was?«
»Die haben sofort geantwortet und … wir haben eine blendende Figur gemacht.«
»Du verarschst mich doch, oder?«
»Im Gegenteil, Goonan. Scheint, als ob auch das MI6 seit längerer Zeit hinter ihm her wäre. Und auch CIA und Mossad hatten interveniert.«
»Warum?«
»Internationaler Terrorismus. Alles passt zu den Informationen von David Brine.«
»Was soll ich tun?«
»Wir stimmen uns gerade mit dem italienischen Geheimdienst ab, aber das dauert noch einige Stunden. Du bist jetzt unser Mann vor Ort.«
»Wie lauten die Instruktionen?«
»Agiere in Abstimmung mit Interpol und tu, was du tun musst.«
»Wir sind hinter den Entführern von Liam Brine und Alanna Hamdis her.«
»Gibt es eine konkrete Spur?«
»Sieht so aus. Das Kennzeichen des Lieferwagens.«
»Bestens.«
»Sonst noch etwas?«
»Eine letzte Sache. Hast du dieses Schriftstück noch jemand anderem übermittelt außer mir?«
»Nein, niemandem.«
»Gib diese Informationen auf keinen Fall an Dritte weiter.«
»Aber …«
»Das ist ein Befehl. Bis bald, Goonan.«
79
Ort: Patagonien, Region Chubut
Weltzeit: Montag, 29. Juli, 9.54 Uhr (GMT)
Ortszeit: 6.54 Uhr
Er war aus Liverpool, sagte er sich immer wieder. Er hatte mit all dem nichts zu schaffen. Er war wegen seiner Arbeit hier. Und seine Arbeit sah nicht vor, dass Indios massakriert wurden, dass Ana María, niedergemäht von Schüssen aus einem Hubschrauber, in seinen Armen starb und dass er selbst dem Tod nur deshalb von der Schippe gesprungen war, weil Teodoro ihn hinter einem Haufen Maniokmehlsäcke in Sicherheit gebracht hatte. Wenn die Mauer das bedeutete, dann wollte er nichts mehr damit zu tun haben.
Michael Doornick wusch sich die Erde von den Armen. Er hatte die ganze Nacht mit bloßen Händen gegraben. Ein paar Meter weiter war Doña Neta gerade damit beschäftigt, die Verbrennungen im Gesicht des kleinen Luis mit einer Salbe zu behandeln.
Nach dem Angriff, der das Dorf ausradiert hatte, war Doornick mit den Überlebenden geflohen, und da er noch auf eigenen Beinen gehen konnte, hatte er Luis getragen. Teodoro hatte ihn beschworen zu fliehen, sich in Sicherheit zu bringen, aber er hatte sich geweigert und sich dieser jämmerlichen Prozession angeschlossen, die sie dahin geführt hatte, wo sie jetzt waren. Ein stundenlanger Marsch durchs Nirgendwo: kaum Verpflegung, ein paar Stück Vieh, keine Medikamente. Dieüberlebenden Kinder hatten, mit ihren von den Brandbomben versengten Händen und Gesichtern, den Erwachsenen geholfen, das wegzuschaffen, was von einem ganzen, unwiederbringlich verlorenen Leben, übrig war. Aber das war jetzt egal. Es gab nichts mehr zu verlieren.
Der kleine Luis fing seinen Blick auf und lächelte ihn an. Ein unglaubliches Lächeln. Das Kind war in Lumpen gehüllt und hatte Verbrennungen am ganzen Körper. Das linke Auge war völlig zugeschwollen, und eine gelbliche Flüssigkeit trat daraus hervor.
»Jefe«, hörte er eine Stimme hinter sich.
Es war Teodoro, der mit einem Mapuche kam, den Doornick noch nie gesehen hatte.
»Er kommt aus Las Plumas«, erklärte er ihm.
Der Ingenieur gab dem Mann die Hand: »Was sagen die Nachrichten
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