Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)
zu dieser Geschichte?«
Der andere senkte betreten den Blick: »Sie sagen nichts, Jefe.«
»Das kann nicht sein …«, entgegnete er verblüfft.
Teodoro spuckte auf die Erde.
Doornick biss sich auf die Lippe. »Bist du allein?«, fragte er dann den Mann.
»Wir sind zu viert.«
»Gut«, sagte der Ingenieur. »Wenn ihr von der Reise nicht zu erschöpft seid, dann könntet ihr Teodoros Männern mit der Hütte helfen.« Er zeigte auf einen Unterschlupf, der gerade im Schutz dichter Baumkronen entstand.
Doornick und die Überlebenden aus dem Dorf waren lange umhergeirrt, ehe sie einen Platz gefunden hatten, an dem sie ihr Lager aufschlagen konnten. Und jetzt kamen viele andere Mapuche aus jeder Ecke Chubuts herbei, um sich ihnen anzuschließen. Jeder brachte etwas mit: Medikamente, Essen, Werkzeug.
Doornick entließ den Mann und blieb mit Teodoro allein.
»Wann werden wir soweit sein?«, fragte der Ingenieur.
»Es wird noch ein bisschen dauern, aber wir kriegen so viel Sprengstoff, dass wir damit ganz Buenos Aires in die Luft jagen können.«
80
Ort: Turin
Weltzeit: Montag, 29. Juni, 9.56 Uhr (GMT)
Ortszeit: 11.56 Uhr
Sie hatten zweihundert Euro Vorschuss zahlen und versprechen müssen, dass sie bei Ankunft noch einmal soviel bezahlen würden, damit der Taxifahrer einwilligte, sie von Turin an den Lago Maggiore zu bringen.
Kaum hatte der Fahrer, ein Bär um die sechzig mit graumeliertem Haar und gleichgültiger Miene, das Geld eingestrichen, steuerte er seinen weißen Fiat Multipla durch den Stadtverkehr bis zur Umgehungsstraße und der Auffahrt zur Autobahn Turin-Mailand. Und jetzt waren sie auf der Autobahn.
Es war ein schwüler Tag, zur Linken glitten die Alpen vorbei, von denen schwere Regenwolken herüberdrängten. Liam und Alanna hatten die ganze Zeit über geschwiegen und versucht, gegen die seit Tagen schwelende Unruhe anzukämpfen. Alanna starrte in die Landschaft jenseits des Seitenfensters: gelb leuchtende Felder, einsame Bauernhäuser und Pappeln, die Spalier standen wie die Zähne an einem Kamm. Liam dagegen hatte die Liste mit den Inseln im Lago Maggiore hervorgeholt und brütete darüber, als wäre er nicht völlig überzeugt von dem, was sie taten.
»Alles in Ordnung?«, fragte sie irgendwann.
»Mir ist etwas eingefallen, was wichtig sein könnte.«
Alanna schwieg, sie wartete, dass er weitersprach.
»In Rom«, fuhr er fort, »hatte ich nach Moltenis Tod mit einem Polizisten gesprochen, Vizeinspektor Pasolini.«
»Und?«
»Die Polizei hatte alle Anrufe überprüft, die Molteni im Hotel empfangen hatte. Ich erinnere mich, dass einer aus dem Kreis Novara kam.«
Alanna wies mit stummer Geste auf den Taxifahrer, um ihn daran zu erinnern, dass sie in Anwesenheit eines Unbekannten höchst heikle Dinge erörterten.
Liam zuckte mit den Schultern und redete laut, auf Englisch, weiter: »Die italienischen Taxifahrer sind alle wahnsinnig und fahren auf der falschen Seite, stimmt’s Kumpel?«
Der Mann verzog keine Miene.
»Was sagtest du?«, nahm sie den Faden wieder auf.
»Da war ein Anruf aus dem Kreis Novara. Und die Borromäischen Inseln liegen genau in diesem Gebiet.«
»Also haben wir richtig kombiniert.«
»Ich weiß nicht«, murmelte Liam zögerlich, »Molteni hat nie ein Haus am Lago Maggiore erwähnt.«
»Und auch der Notar nicht, als er uns seine Besitztümer aufzählte.«
»Genau.«
»Das will aber nicht viel heißen.«
»Es hat mich an etwas erinnert: Molteni flog jeden Sommer in die Türkei. Aller Wahrscheinlichkeit nach ging er zur Sommersonnenwende nach Ephesus, wo die erste Schriftrolle lagerte.«
»Und im Winter?«
»Bravo. Jedes Jahr, zu Weihnachten, verschwand Molteni. Und Weihnachten bedeutet Wintersonnenwende. Das heißt, er suchte bestimmt den Ort auf, wo die andere Rolle gehütet wird.«
»Und das ist nicht der Lago Maggiore?«
»Ich hoffe doch, aber, ich weiß nicht, irgendetwas stimmt für mich nicht. Es ist nur ein Gefühl, mehr nicht.«
»Versuch es zu artikulieren.«
»Die Beschreibung, die wir über die Isola Madre gelesen haben, ist die eines Paradieses auf Erden. Während Ossius von einem von Schlangen und Drachen verseuchten Ort spricht.«
»Seitdem sind Jahrhunderte vergangen, Liam. Wer weiß, was im Laufe dieser Jahrhunderte alles passiert ist!«
Liam dachte eine Weile nach, dann hellte sich seine Miene auf: »Es gibt jemanden.«
Er verhandelte kurz auf Italienisch mit dem Taxifahrer, und dann rückte dieser, im Tausch gegen einen
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