Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)
geredet.
Goonan bemühte sich jetzt, zumindest ansatzweise den Inhalt eines stakkatoartigen Funkkontakts zu erfassen. Allerdings ergebnislos. Es schien aber wichtig zu sein, denn Heaney erbarmte sich und übersetzte ihn Wort für Wort.
»Mattioli, hier Santovito«, sagte der Commissario in das Gerät. »Was gibt’s?«
»Interessante Neuigkeiten«, antwortete eine metallisch verzerrte Stimme. »Ein LKW-Fahrer hat gemeldet, dass ein Lieferwagen auf Höhe der Abfahrt zur A 26 im Rückwärtsgang unterwegs ist. Da gibt’s gleich ’ne Massenkarambolage.«
»Was für ein Lieferwagen?«
»Der Typ hat das Kennzeichen nicht notiert, aber es muss unserer sein: ein Fiat Scudo Metallicschwarz mit getönten Heckscheiben.«
»In welche Richtung ist er gefahren?«
»Das wissen wir nicht genau. Aber es kann ja nur Alessandria oder Gravellona sein.«
»Danke, Mattioli, ruf an, wenn sich wieder was tut.«
Santovito hängte das Funkgerät zurück und fragte den Fahrer: »Wie weit ist es noch bis zur Anschlussstelle zur A 26?«
»Ungefähr fünfzig Kilometer, Chef. Aber in welche Richtung fahren wir dann weiter?«
Der Commissario dachte eine Weile nach. »Ganz einfach«, sagte er schließlich, »wir fahren nach Norden, und der andere Wagen Richtung Süden.«
»Okay, ich gebe es sofort durch«, sagte der Fahrer und griff sich das Funkgerät.
»Nein, warte«, hielt Santovito ihn zurück. »Lass mich erst mal hören, wo zum Kuckuck der Hubschrauber bleibt.«
86
Ort: Orta San Giulio
Weltzeit: Montag, 29. Juni, 12.10 Uhr (GMT)
Ortszeit: 14.10 Uhr
Inzwischen hingen die Sturmwolken pechschwarz und tief am Himmel. Wütende Böen kräuselten das Wasser und schüttelten die Boote, die an den kleinen Holzmolen vertäut waren.
Die wenigen Touristen und die Alten aus dem Dorf hatten schon die Bänke am Seeufer geräumt. Nur ein hochgewachsener Mann mit weißem Haar und einer waagrechten Narbe auf der Stirn war stur sitzen geblieben und las in aller Seelenruhe die
Financial Times
.
Die ersten Tropfen fielen und waren nach dem Aufprall auf das glühende Pflaster fast augenblicklich wieder verdunstet. Der ganze Himmel war inzwischen tiefschwarz: Die Nacht schien hereingebrochen.
Der Mann stand gelassen auf, warf die Zeitung in einen Papierkorb und öffnete einen schwarzen Schirm mit Holzgriff. Dann setzte er sich wieder, den Schirm in der Hand, und betrachtete unbeweglich die Insel.
Liam und Alanna traten unter den Arkaden hervor, die gegenüber der Mole lagen.
»Und jetzt?«, fragte Alanna außer Atem.
»Zu den Motorbooten, und zwar sofort!«
Sie liefen schnell über die Piazza, wobei sie versuchten, sich vor den ersten heftigen Schauern zu schützen.
Zu ihrer Überraschung rief ihnen ein Bootsmann am Kai zu, dass er sie zur Insel übersetzen würde.
»Fahrt ihr auch bei so einem Wetter?«, fragte Liam verwundert.
»Wir haben schon ganz anderes erlebt. Steigt ein. Das macht drei Euro fünfzig pro Nase.«
Sie bezahlten und stiegen an Bord. Kurz darauf sahen die beiden, während sie auf den Sitzen des alten Kajütkutters herumgeworfen wurden, wie das Ufer davonglitt.
Die Windböen klatschten den Regen auf den Überbau aus Kunstharz, zwischen Boot und Festland hingen dichte Wasserschleier in der Luft. Auf der Piazza war keine Menschenseele mehr zu sehen.
Alanna bemerkte nur den Mann mit dem schwarzen Schirm, der völlig ungerührt vom Wüten des Sturmes an der Mole saß. Für einen Moment meinte sie, seinen Blick aufzufangen, der sie eindringlich musterte. Es lag etwas Unheimliches in dieser Szenerie, und ein Schauder lief ihr über den Rücken. Sie drehte sich zu Liam um, auf der Suche nach Trost, aber dieser starrte konzentriert über den Bug hinaus auf die Gebäude, die das Ufer der Insel säumten. Alanna schaute sich wieder nach der Bank um. Der Mann war verschwunden.
Eine Minute später legten sie an. Vom Kai ging nur ein Weg ab. Sie rannten durch das Eingangstor in den monumentalen Gebäudekomplex und betraten die antike Basilika. Sie war finster und schien verlassen.
»Wohin gehen wir jetzt?«, flüsterte Alanna, sichtlich aufgeregt.
Liam überlegte: »Lass uns den Hüter suchen.«
»Und wie?«
»Wir wissen, dass es eine Frau ist. Und auf der Insel liegt, wenn du die Wegweiser am Tor gelesen hast, ein Kloster.«
Während sie sich auf den Altar zu bewegten, sahen sie amEnde des Kirchenschiffs einen Mann, der gerade dabei war, eine antike Steinkanzel zu polieren, die von einem so dunklen Grün war, dass
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