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Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger R. Talbot
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unentwegt
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    Karol Józef Wojtyla
     

94
     
    Ort: Abu Dhabi
    Weltzeit: Mittwoch, 8. Juli, 5.17 Uhr (GMT)
    Ortszeit: 9.17 Uhr
     
    Prinz Amir Khan Al Ammar stand unbeweglich auf dem Grün von Loch Nummer Vier, den Putter zwischen den Beinen haltend. Er versetzte dem Ball einen trockenen Schlag, und der rollte Richtung Loch über den Rasen. Aber er kam mit zu viel Speed an den Rand, beschrieb darauf einen Bogen und entfernte sich auf der anderen Seite wieder.
    Der Prinz wollte ihm gerade nachlaufen, um das Loch zu Ende zu spielen, als er Fareed kommen sah, den jungen Mann, der sich um die tägliche Presseschau kümmerte. Er war nach arabischer Manier gekleidet und hatte den üblichen Papierstapel in Händen. Wenigstens war ihm noch jemand geblieben, auf dessen Treue er sich verlassen konnte, dachte Amir Khan.
    Als er vor ihm stand und gegrüßt hatte, schluckte Fareed verlegen. Dann begann er, vom ersten Blatt etwas abzulesen: »Einige Bestätigungen, die Euer Hoheit bereits kennen, leider: ZeroOne Code in London vom Handel ausgesetzt wegen exzessiver Kursverluste … schon den dritten Tag in Folge … Von zwanzig Pfund fünfzig am Montag sind wir jetzt bei drei neunzig. Einen Kollaps nennt die Financial Times das, aber die ist noch optimistisch: Es wird sich ein Käufer …«
    »Geh ruhig, Fareed, danke« befahl der Prinz. »Und lass deine Papiere hier auf dem Rasen.«
    Fareed gehorchte, machte eine Verbeugung und ging Richtung Villa.
    Nur Horrormeldungen, dachte Amir Khan. Nur Schlagzeilen, die das Ende seines Imperiums verkündeten. In wenigen Tagen würde irgendein Finanzhai die Aktien der Gruppe zusammenkaufen, und ZeroOne würde für ein Butterbrot den Besitzer wechseln. Seine Schöpfung war gestorben. Sein Traum zu Ende. Wenn er erst einmal das Spitzenunternehmen verloren hätte, würde er, durch einen ebenso rapiden wie tragischen Dominoeffekt, alles andere verlieren, eingeschlossen Nova Janna in Patagonien, sein sicheres Refugium für die Tage der Apokalypse. Der erste Stein auf dem Weg zur Weltherrschaft des Islams. Stattdessen war, einen Tag nach Bandars Versagen und dem Vorwurf, der Prinz sei der Mandant jener Terrorgruppe, mit einer Pünktlichkeit, die kein Zufall sein konnte, das der Compagnie Financière Suisse entwendete Dossier der Presse zugespielt worden. Zeitungen und Fernsehsender hatten alle dieselbe Meldung hinausposaunt: Prinz Amir Khan hatte sich vom Philanthropen in den öffentlichen Feind Nummer eins verwandelt. Der eindeutigste Beweis: Er hatte sich all seiner Besitztümer im Westen entledigt, mit dem klaren Vorsatz, eine Terroroffensive auf breiter Front zu starten.
    In dem Moment war auf den wichtigsten Handelsplätzen der Erde das Chaos ausgebrochen, und das war für ihn der Ruin gewesen. In kürzester Zeit würde sogar der Golfschläger, den er in Händen hielt, jemand anderem gehören.
    Doch es war nicht allein der finanzielle Ruin, der ihm Sorge bereitete. Auf seinen Kopf waren drei internationale Haftbefehle ausgesetzt, aus Irland, Ägypten und Italien. Und sie hatten ihn alle allein gelassen: Hussayn war bereits verhaftet, Kerr unauffindbar, selbst Saalima war verschwunden.
    Amir Khan näherte sich dem Blätterstapel. Der Wind nesteltean den obersten Seiten herum. Der Prinz prüfte die Konsistenz des Stapels mit dem Ende des Putters, als handelte es sich um einen Tierkadaver. Dann nahm er die Grundstellung ein, ließ den Schläger zurückschwingen und drosch die Blätter mit einem gewaltigen Schlag in die Luft, dass es nur so flatterte.
    Ein Geräusch ließ ihn herumfahren.
    Ein weißer Rolls-Royce Phantom kam schnell und leise über den Rasen gerollt, direkt auf ihn zu. Wer erlaubte sich eine solche Dreistigkeit?
    Der Wagen blieb wenige Schritte vor ihm stehen, mit einer sanften Bremsung, die jedoch trotzdem etwas an der Grasnarbe kratzte. Der Chauffeur stieg aus und öffnete den hinteren Wagenschlag.
    Scheich Mohammed Bin Sultan Al Janabi, Emir des Ra’s al-Chaima beugte den Kopf und stieg, auf die Hand des Fahrers gestützt, aus dem Auto. »Der Friede sei mit Euch«, grüßte er.
    »Mit Euch sei der Friede«, antwortete der Prinz kalt. »Habt Ihr meinen Golfplatz mit einer Autobahn verwechselt?«, fügte er indigniert hinzu.
    Scheich Mohammed erwiderte nichts. Er schaute sich nur um. Er trug den üblichen schwarzen Thawb mit goldenem Saum, die riesige getönte Brille und stützte sich auf den unvermeidlichen Stock. »Das werden nicht die letzten Schollen sein, die hier

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