Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)
aufrechtzuerhalten, für das ich mich immer eingesetzt habe.«
Das Dokument endete mit einigen Kürzeln einer lesbaren Unterschrift Moltenis und dem staatlichen Siegel des Notars, das von dessen Unterschrift beglaubigt wurde.
Alione reichte Liam ein Blatt zur Unterschrift, das dieser fast mechanisch gegenzeichnete.
»Hier sind die Unterlagen der beiden Bankkonten. Ich werde so bald wie möglich dafür sorgen, dass bei den Banken die Eigentumsübertragung abgewickelt wird. Sie müssen nur noch diese beiden Formulare unterschreiben.«
Liam führte auch dies aus. Alanna schaute ihn besorgt an.
»Was die Wohnung betrifft«, fügte Alione hinzu, »da habe ich bereits die Umschreibung im Grundbuch beantragt, die demnächst vermerkt wird. Sobald diese Umschreibung erfolgt ist, sind Sie endgültiger Eigentümer der Immobilie.«
Liam seufzte und unterschrieb ein weiteres Mal.
»Leider habe ich keine Kopie der Schlüssel«, erklärte der Notar. »Aber ich habe bereits bei der römischen Polizei beantragt, dass man mir die persönlichen Gegenstände Moltenis überstellt. Sie müssten mir baldmöglichst zugehen. Zudem habe ich auch die Überführung der Leiche von Rom nach Turin, mittels einer Bestattungsfirma, in die Wege geleitet. Die Beisetzung ist für Montagmorgen, neun Uhr, festgesetzt, in der Chiesa dei Santi Angeli Custodi, entsprechend dem Willen des Verstorbenen.«
»Die Auslagen würde ich gerne übernehmen«, sagte Liam.
»Wenn Sie nichts dagegen haben«, antwortete der Notar in einem Ton, der keine Widerrede duldete, »es ist bereits für alles gesorgt.«
Es folgte ein langes Schweigen.
Dann richteten alle drei, wie auf Kommando, die Augen auf das blaue Samtetui mit dem roten Lacksiegel.
Alione löste die Erstarrung, indem er es Liam hinschob, der es in die Hand nahm und vor sich hinlegte, unentschlossen, was er tun solle.
»Dieses Etui bewahre ich seit über dreißig Jahren auf«, erklärte der Notar. »Jedes Jahr kam der Professor pünktlich Mitte Juni, um es abzuholen, und dann einige Tage vor Weihnachten. Das letzte Mal war vor ein paar Wochen. Als er aus der Türkei zurückkam, brachte er es mir zurück.«
Liam saß reglos und achtete nicht auf die Schatulle, als ob sie ihn nicht interessierte.
»Willst du … es nicht öffnen?«, fragte Alanna ihn vorsichtig.
Da sprang er plötzlich auf, nahm das Etui und die Ledermappe und gab dem Notar die Hand, um sich zu verabschieden. Dann antwortete er Alanna, nachdem er die Entschlossenheit in Blick und Stimme wiedererlangt hatte: »Jetzt nicht.«
33
Ort: Patagonien, Region Chubut
Weltzeit: Freitag, 26. Juni, 11.31 Uhr (GMT)
Ortszeit: 8.31 Uhr
Seit elf Stunden regnete es ununterbrochen. Es regnete ohne Unterlass, ein Dauerzustand, der weder Steigerungen noch Unterbrechungen kannte, ein unnachgiebiger Rhythmus, der nie langsamer oder schneller wurde: ein geduldiger Regen, der sich ewig gleich blieb.
Als sich der Morgen mit den ersten Lichtstrahlen ankündigte, hatte sich der Vorplatz der Estancia Cristóbal in einen Sumpf verwandelt. Von seinem Schaukelstuhl unter dem Dach der Veranda aus betrachtete Ingenieur Doornick die Konstellation aus Pfützen, die die Fläche aus gestampfter Erde überzog. Jenseits des Palisadenzauns, der zu einer alten Wild-West-Ranch gepasst hätte, sah man ein Stück dessen, was vor elf Stunden noch ein Feldweg gewesen war und jetzt einem Morast glich.
Neben Doornick stand Teodoro, den Rücken gegen die Hauswand gelehnt. Aus einer Holztasse schlürfte er seinen Mate, den er mit der
bombilla
aufsog, dem typischen Metalltrinkhalm, der einem langen hohlen Löffelchen gleicht. Der Ausdruck seiner Augen, dieser beiden in eine Ledermaske geschnittenen Schlitze, war undurchdringlich wie immer. In Wirklichkeit genoss er das Trommeln der Tropfen auf dem Verandadach und dem Vorplatz der Estancia mit derselbenHingabe wie ein Klassikfan ein Konzert aus der ersten Reihe verfolgt hätte.
Zum x-ten Mal waren die Bauarbeiten an der Mauer zum Erliegen gekommen, aber diesmal schien Doornick sich keine Sorgen zu machen. Als Teodoro, sich über den Schnurrbart streichend, gefragt hatte, ob er die Leute in Buenos Aires verständigt habe, hatte er mit südamerikanischer Gelassenheit geantwortet, der Wetterbericht stehe allen zur Verfügung.
Teodoro fand allmählich Gefallen an dem Gringo. Er fand Gefallen an seiner geräuschlosen Nähe, an der Art, wie er auf dem Schaukelstuhl saß, fast unbeweglich, als respektiere er die
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