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Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger R. Talbot
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an.
    Alione redete weiter, wobei er seine Betroffenheit zu verbergen suchte. »Ich bedaure das sehr«, sagte er und zog ein zweites Blatt aus dem Dossier.
    Dann räusperte er sich und schlug wieder einen fast übertrieben förmlichen Ton an. »Jetzt aber werde ich, entsprechend den testamentarischen Verfügungen des
de cuius
, den Nachlass und die Niederschrift des Testaments von Professor Andrea Molteni verlesen. Was den Totenschein und die anderen notwendigen Unterlagen betrifft, so habe ich selbst für die Erfüllung der gesetzlichen Vorschriften gesorgt. Das ist zwar nicht meine Praxis, aber hier handelt es sich um einen teuren Freund.«
    »Danke«, konnte Liam nur sagen, wobei er auf die Tischplatte starrte. Seine Augen füllten sich mit Tränen, als ob erst in diesem Moment der Tod des Freundes Wirklichkeit werden würde.
    Der Notar begann das Testament vorzulesen, Liam aber nahm nicht ein Wort davon wahr. Alione merkte es und hielt inne.
    »Wir können warten, wenn Sie das wünschen.«
    Liam bedeutete ihm fortzufahren. Alannas Hand legte sich tröstend auf die seine.
    »Vor mir, Doktor Giangiacomo Alione, Notar in Turin, Mitglied der Notariatskammer der vereinten Distrikte Turin und Pinerolo, haben sich eingefunden …«
    Liam war nicht mehr im Raum. Er sah vor sich Moltenis Leiche, zerschmettert auf dem Pflaster, und sein letztes Wort hallte in seinem Schädel. Er drückte fest Alannas Hand.
    »… der Erschienene, dessen Identität ich mich versichert habe …«
    Das dumpfe Sirren, das Moltenis Körper beim Fallen aus dem Hotelzimmer verursacht hatte, nahm sein Bewusstsein in Beschlag. Er sah Alione, wie in Zeitlupe, der aus der Mappe einen Totenschein hervorholte und fein säuberlich neben die anderen Schriftstücke auf den Schreibtisch legte.
    Der Notar sprach monoton weiter: »… befindet sich das Testament des genannten Verstorbenen in meinem Besitz, auf dass ich zur Bekanntgabe desselben schreiten möge.«
    »Willst du, dass wir einen Moment Pause machen?«, fragte Alanna Liam besorgt. Er schüttelte wieder den Kopf.
    »Von diesen Seiten«, fuhr der Notar fort, »ist die erste von mir, dem Notar, von Hand beschrieben, mit Füllfederhalter und schwarzer Tinte, und zwar die ersten zwölf linierten Zeilen. Die restlichen Zeilen genannter Seite sind frei von Schrift, die anderen drei Seiten des Bogens vollkommen leer.«
    Liam spürte, wie die Angst ihm die Kehle zuschnürte. Was geschah nur um ihn herum? Wer oder was hatte Moltenis Tod ausgelöst? Warum hatten sie seinen Bruder entführt? Was hatte das Buch der Apokalypse damit zu tun? Und der Ring?Und war es richtig, Alanna in die Geschichte mit hineinzuziehen? Hieß das nicht, sie in Gefahr zu bringen? Wer waren die Verfolger in Dublin gewesen? Lauter Fragen, auf die er nicht eine einzige Antwort fand.
    »… das folgendermaßen lautet.« Alione hielt inne.
    Liam hob den Kopf, sein Gesicht war tränenüberströmt, aber das war ihm inzwischen egal. Er schluchzte nicht, er weinte. Still. Mit einem traurigen Lächeln ließ er Alannas Hand los, und nach einem langen Seufzer trocknete er sich die Wangen mit einem Taschentuch.
    »Entschuldigt.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen«, beruhigte der Notar ihn in aufrichtigem Ton. »Es ist auch für mich schmerzlich, bestimmte Termini tecnici bei einem Freund zu gebrauchen. Wir sind fast fertig. Ich werde jetzt Andreas Testament verlesen.«
    Er nahm das Blatt wieder zur Hand und fing an: »Ich habe vordem nie ein Testament geschrieben. Deshalb treffe ich in aller Klarheit, im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte, folgende Verfügungen: Da ich weder Kinder noch andere Blutsverwandte habe, hinterlasse ich all meinen Besitz Herrn Professor Liam Brine, den ich als meinen Universalerben einsetze. Ihm hinterlasse ich die flüssigen Geldmittel auf zwei Bankkonten, eines geführt bei der Micheloud & Cie, mit Sitz in Lausanne, Schweiz, das andere beim Istituto Bancario Intesa di San Paolo in Turin, deren Daten dem Notar Giangiacomo Alione mitgeteilt wurden. Meinem Erben hinterlasse ich das Eigentum an meiner Wohnung in Turin mit allem, was sie enthält. Weiterhin hinterlasse ich meinem Erben meine wertvollsten Güter, die bei Notar Doktor Giangiacomo Alione hinterlegt sind und sich in einem blauen, mit Siegellack verschlossenen Etui befinden. In der Hoffnung, dass alles, was ich im Leben getan habe, zum erwünschten Nutzen gereicht habe, fordere ich meinen Universalerben auf, meinen Wegweiterzugehen, um jenes Gleichgewicht

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