Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)
Sprachwissenschaftlerin, die in Sachen Bibel ziemlich unbeleckt ist, also keine Vorurteile hat. Und schließlich: Hast du heute noch andere Termine?«
Auf Liams Gesicht zeigte sich der Anflug eines Lächelns. »Du hast recht«, nickte er. »Wie gehen wir vor?«
Sie näherte sich ihm, deutlich erleichtert, ja fast freudig erregt. »Zuerst einmal müssen wir den Text lesen. Du kennst ihn gut, ich aber nicht.«
Sie setzten sich nebeneinander, das aufgeschlagene Buch vor sich.
Liam blätterte zum Inhaltsverzeichnis. Eine feine Staubschicht wirbelte von dem vergilbten Anschnitt auf. »In welcher Sprache soll ich lesen?«, fragte er.
Alanna dachte kurz nach, ehe sie antwortete: »Die Übersetzung könnte wichtige Spuren getilgt haben. Lass uns die lateinische Version nehmen: Ich war die Beste in meinem Kurs.«
»Perfekt. Dann verstehen sie nichts, falls sie uns abhören.«
»Ich habe den Eindruck, dass es sie, auch wenn sie uns verstehen könnten, nicht besonders interessieren würde.«
Liam blätterte vorsichtig in den Seiten, bis er die richtige Stelle fand. Er räusperte sich und begann:
»APOCALYPSIS IESU CHRISTI QUAM DEDIT ILLI DEUS PALAM FACERE SERVIS SUIS QUAE OPORTET FIERI CITO ET SIGNIFICAVIT MITTENS PER ANGELUM SUUM SERVO SUO IOHANNI.« [6]
In Liams Stimme, die sich in den Raum erhob, lag etwas Weihevolles und Entrücktes. Die altertümlichen Worte strömten langsam hervor und hallten lange nach. Sie waren wie Quadersteine, die hie und da von einer leichten, typisch angelsächsischen Modulation der sie tragenden Melodie geschmückt wurden.
57
Ort: Dublin
Weltzeit: Samstag, 27. Juni, 17.06 Uhr (GMT)
Ortszeit: 18.06 Uhr
»Soll das ein Witz sein?«, brüllte Inspector Goonan in den Hörer. »Was soll das heißen, alles verschwunden? Wir reden hier nicht von einer Münze in einer löchrigen Hosentasche, Himmelherrgott!«
Am anderen Ende wurde etwas gestammelt. Goonan unterbrach sofort: »Wie können gleichzeitig eine Festplatte, eine CD und dreißig in zweifacher Kopie ausgedruckte Textseiten verschwunden sein? Was seid ihr denn? Ein Polizeilabor oder eine verschissene Therapiegruppe der Anonymen Alkoholiker?«
Die Stimme sagte wieder etwas, und wieder unterbrach der Inspector sie: »Ach, vor ein paar Stunden war noch alles da, ja? Und wer zum Geier ist dann vorbeigeschneit? Harry Potter? Wir halten die Aufzeichnungen eines Entführten in Händen, und wo verlieren wir sie? Im Labor der Kriminaltechnik! Ihr seid einfach ein Haufen elender Stümper. Wenn das nicht innerhalb einer Stunde wieder auftaucht, dann schwöre ich euch, dass ich euch den Verkehr regeln lasse, und zwar in irgendeinem verschissenen Kaff, das in der Scheiße irgendwelcher verschissener Schafherden versinkt.«
Er knallte den Hörer so heftig aufs Telefon, dass der Schreibtisch bebte. »Ihr seid Blindgänger!«, schimpfte er weiter, als obsie ihn noch hören könnten. »Blindgänger, Arschlöcher, Stümper, verschissene Faulpelze. Fickt euch doch alle ins Knie!«
Sergeant Bridget Walsh stand vor ihm wie versteinert. Auch wenn sie mit der Geschichte nichts zu tun hatte, wagte sie nicht, den Mund aufzumachen.
Goonan steckte sich eine Zigarette an und nahm einen tiefen, tiefen Zug. »Und was hast du verloren, Bridget?«, fragte er, sich allmählich beruhigend.
»Nichts, Paul. Das heißt, ich habe die hier.«
Während sie sprach, legte die Beamtin zwei Mobiltelefone auf den Schreibtisch, jedes in einer durchsichtigen Plastiktüte.
»Was’n das für’n Zeug?«, fragte Goonan.
»Die Handys von Alanna Hamdis und Liam Brine. Die wir am Flughafen gefunden haben, zerlegt und gut versteckt.«
»Hast du sie untersucht?«
»Ich wollte sie gerade ins Labor schicken.«
Goonans Miene verfinsterte sich. »Komm bloß nicht auf die Idee. Die sind so unfähig, die würden versuchen, damit durch die Fernsehkanäle zu zappen. Hast du nicht gehört? Die haben eben erst diese Abhandlung von David Brine verloren. Wie ich sie hasse!« Während er redete, nahm er eines der Handys und fing an durch die Plastikhülle daran herumzuhantieren, wobei er seine Zigarettenasche überall verstreute, bis er endlich geschafft hatte, es einzuschalten.
»Es will irgendeine verschissene PIN-Nummer von mir, Himmelkreuzdonnerwetter!«
»Ich habe alle Informationen über ZeroOne Code«, wechselte Bridget zaghaft das Thema und reichte ihm eine Akte.
Er legte das Handy hin, schnappte sich die Akte und blätterte sie schnell durch. »Steht was
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