Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)
zu stark beschleunigt, hätten die Reifen ihre Haftung verloren und begonnen durchzudrehen, wodurch sie Furchen gegraben und sich schließlich festgefressen hätten.
Nach einigen Kilometern wurde die Vegetation dichter, und Teodoro merkte, dass der Untergrund unter der Schlammschicht kompakt war. Also steigerte er das Tempo noch ein wenig und hielt es dann möglichst konstant. Bis der Jeep schließlich über einen Buckel hopste, der höher war als gedacht, und im Morast stecken blieb.
»Wir sind am Arsch, wir sind am Arsch …«, jammerte Doornick.
Teodoro ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Er legte den Rückwärtsgang ein, und dann wieder den Vorwärtsgang. Er wiederholte diese Technik mehrere Male, fuhr immer wieder vor und zurück, lenkte einmal nach links, dann nach rechts und arbeitete sich Zentimeter für Zentimeter voran. Geduldig wiederholte er das Spiel, bis er, innerhalb einer Minute, das Fahrzeug befreit hatte. Doch die Verfolger waren inzwischen herangekommen und kündigten sich mit dem Sirren eines Projektils an.
Teodoro ließ sich davon nicht beeindrucken und setzte die Flucht fort. Doornick schaute nach hinten, weil er hoffte, dass auch die Verfolger an dem Buckel stecken bleiben würden. Er kniff die Augen zusammen, um durch den Regen zu blicken, der in Sturzbächen durch das zerschmetterte Rückfenster strömte. Er sah, wie die Scheinwerfer der Verfolger mit voller Geschwindigkeit auf den Buckel zurasten und darüber hinwegsetzten, wobei sie eine Schlammfontäne aufspritzen ließen.
»Wir sind am Arsch, jetzt haben sie uns«, schrie er panisch.
»Nicht mehr lang, Jefe«, erwiderte Teodoro ruhig.
»Was redest du da?«
»Der Wagen hinter uns nimmt ein ordentliches Schlammbad. Das ist inzwischen bestimmt durch den Kühlergrill eingedrungen.«
»Na und?«
»Die Hitze aus dem Motor trocknet den Dreck im Nu. Der Kühlergrill verklebt, die Luft kommt nicht mehr durch, der Motor überhitzt und …
adiós
…«
In diesem Moment sirrte ein Projektil durch die Kabine, haarscharf an Ihren Köpfen vorbei, und zertrümmerte auch die Windschutzscheibe. Doornick brüllte hysterisch und warf sich unter den Sitz. »Verdammte Scheiße, die machen uns kalt!«, winselte er.
»Bieg nach der nächsten Kurve rechts ein«, schrie Ana María, die völlig durchnässt auf dem Rücksitz kauerte. »Da ist die alte
carretera
, die zur Estancia der Lirios führte.«
Das war riskant, dachte Teodoro, die Straße war seit Jahren nicht mehr befahren worden. Aber inzwischen konnten sie ihren Kopf nur noch retten, indem sie alles auf eine Karte setzten.
Er fuhr in die Kurve und schlug das Lenkrad voll ein, so dass der Jeep auf die Bäume zuraste. Durch die Wasserfontänen, die direkt in die Kabine schlugen, konnte Teodoro irgendwie die schmale Piste erahnen, die einst zur Ranch der Lirios geführt hatte. Der Jeep bäumte sich auf, um über den Erdwall zu setzen, der die Hauptstraße begrenzte, dann krachte er auf die Carretera, die Reifen griffen wieder, und Teodoro beschleunigte erneut, aber ohne zu übertreiben. Er wollte das Motorengeräusch möglichst drosseln, damit sie nicht nur außer Sicht-, sondern auch außer Hörweite der Verfolger kämen.
Kurz darauf sah er im Rückspiegel, wie der Jeep der Verfolger auf der Hauptstraße vorbeischoss, aber zum Jubeln blieb ihm keine Zeit: Ein Schuss, der in ihre Richtung abgegeben wurde, machte deutlich, dass man sie gesehen hatte. Die Verfolger würden jetzt umkehren, und er würde sie wieder auf dem Hals haben. Der Regen, der ihm durch die zersplitterte Scheibe ins Gesicht peitschte, erledigte den Rest: In Kürze würde man sie eingeholt haben. Es gab noch RicardosGewehr, dachte Teodoro, aber das war wirklich die letzte Karte, die er ausspielen wollte.
Einige Minuten später waren die Scheinwerfer der Verfolger auf weniger als dreißig Meter herangekommen. Teodoro fühlte sich wie die Maus in der Falle.
Aber auch seine andere Vorahnung sollte sich erfüllen. Als er merkte, dass der Abstand zu dem Geländewagen hinter ihnen immer größer wurde, bis er schließlich ganz aus dem Rückspiegel verschwand, hatte er Gewissheit: Der Schlamm im Kühler hatte seine Arbeit getan. Also lehnte Teodoro sich im Sitz zurück und lächelte zufrieden.
54
Ort: Turin
Weltzeit: Samstag, 27. Juni, 15.47 Uhr (GMT)
Ortszeit: 17.47 Uhr
»… wir wissen alles, Bandar. Hamed hat uns sofort informiert, und al-Arabiya hat als Erstes die Bilder von dem Anschlag gesendet«, sagte
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