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Die letzte Reifung

Die letzte Reifung

Titel: Die letzte Reifung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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stammte aus Hamburg-Eppendorf.
    Auf der anderen Seite des Gebirges bei Jan und Pit kamen nur einige Sätze an, die der Professor, ohne es zu merken, laut vorlas. Tote Käser – Deutscher Professor glaubt an Kuh-Verschwörung. Adalbert Bietigheim bezeichnet französische Polizei als unfähig. Es geschah auf einem wissenschaftlichen Kongress in Beaune … »Wissenschaftlicher Kongress, pah! Da sieht man, wie schlampig recherchiert wurde. Eine interne Fortbildungsveranstaltung war das.« Bietigheim schnaubte.
    Der deutsche Universitäts-Professor (Universität Bremen) behauptete, er habe die Leichen entdeckt und in beiden Fällen habe es sich um Mord gehandelt. Jedes Mal sei er zuvor auf glückliche Kühe gestoßen. Ob der deutsche Professor meint, die Rindviecher hätten die Käser auf dem Gewissen? Wer immer das Geheimnis um die Kühe lösen könne, so Bietigheim weiter, löse die Morde. Die französische Polizei würde dies jedoch mit Sicherheit nicht bewerkstelligen, sie sei nämlich äußerst unfähig, weshalb er nun selbst ermittele. Die zuständige Polizeistelle wollte sich zu den Aussagen nicht äußern, gab jedoch zu verstehen, dass man Adalbert Bietigheim umgehend aufs Präsidium laden werde.
    Es klackte. Pit stand auf. »Toast ist fertig. Jemand Toast? Hallo?«
    »Nimm's nicht so schwer«, sagte Jan. »Das ist morgen alles wieder vergessen. Das liest doch eh keiner.«
    Das Telefon klingelte.
    »Ich geh nicht ran«, beeilte sich Jan zu sagen. »Beim Frühstück soll man sich nicht stören lassen.«
    In diesem Moment überraschte Bietigheim seine beiden Mitbewohner. Er hielt die Zeitung triumphierend empor. »Jetzt nehmen sie mich endlich wahr!«
    »Nein, Professor. Jetzt halten die Sie für total durchgeknallt.« Pit schmierte sich etwas aufs Brot, das eine Nussnougatcreme sein konnte oder aber eine unselige Kreuzung aus Blut- und Leberwurst.
    Der Professor musste sich eingestehen, dass Pit grundsätzlich recht hatte. Während des Vortrags war einfach der Gaul mit ihm durchgegangen. Doch wenn sich eine Chance bot, die unvergleichliche Hildegard von Trömmsen zu beeindrucken, wurde er halt schwach! Vielleicht hatte das Ganze aber auch seine guten Seiten. Manchmal musste man Staub aufwirbeln, um darunter Liegendes klarer erkennen zu können.
    »Nun bin ich ein Ärgernis, mit dem man sich auseinandersetzen muss. Und die Menschen vor Ort, Polizei inklusive, wissen jetzt, dass ich die Morde aufzuklären gedenke.«
    »Nicht zu vergessen das Geheimnis der glücklichen Kühe.«
    Das Telefon klingelte weiter und nicht unbedingt leiser.
    »Es könnte sich jemand mit einem Hinweis bei mir melden!«
    »Vielleicht eine Kuh«, sagte Pit grinsend.
    »Ach, reden Sie doch kein dummes Zeug! Vielleicht ist es Epoigeys diktatorischer Bürgermeister, der nun endlich ausführlich mit mir sprechen will.«
    »Er wird eher ein Hühnchen mit Ihnen rupfen, Professore.«
    »Und wenn schon! Ich muss ihn nur dazu bringen, dabei so viel Alkohol zu trinken, dass er sich verplappert. Meine Leber mag schwach sein, aber mein Hirn wird dies mehr als ausgleichen.« Das Telefon hörte auf zu klingeln. »Na, endlich. Und wo wir bei überraschenden Nachrichten sind, habe ich auch eine für dich, Cousin: Die Polizei verdächtigt Monsieur Vesnins Patentochter.«
    Jan goss sich etwas Milch in den Kaffee. »Wie schön, dass sie endlich eine Spur haben.«
    »Es handelt sich um Béatrice Leroy.«
    Der Professor konnte Jans Gesicht wegen einer Packung Galettes de France pur Beurre nicht sehen. Doch der Raum kühlte sich spürbar um mehrere Grad ab.
    »Sie war es nicht.«
    »Das glaube ich auch«, sagte der Professor. »Aber genauso sicher bin ich mir, dass etwas mit der jungen – und zugegeben bezaubernden – Dame nicht stimmt. Und um was immer es sich dabei handelt, es könnte uns zum Mörder führen.«
    »Dann muss ich unbedingt noch mal zu ihr.«
    »Unbedingt«, bestätigte der Professor. »Da führt kein Weg dran vorbei.«
    »Ich habe auch etwas Interessantes für dich«, war jetzt Jan an der Reihe. »Dein Lieblings-Affineur Hervé Picard ist wieder aufgetaucht.«
    »Nein!«
    »Und ich war gestern bei ihm.«
    »Nein!«
    »Ich war ehrlich schockiert, als ich ihn sah.«
    »Nein … wirklich?«
    Benno von Saber sprang auf Pits Schoß. Vermutlich weil er von dort einen besseren Ausblick auf die Frühstücksgenüsse hatte. Nun war es nur noch ein weiterer Sprung, bis er mittendrin säße. Doch Pit hielt ihn fest und schaltete sich ins Gespräch

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