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Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor

Titel: Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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»Gewöhnliches Volk stellt Adligen keine Fragen.«
    Adligen?
    Travis warf Melia einen Blick zu, enthielt sich aber jedes weiteren Kommentars. Gemeinsam passierten die vier einen primitiven Tunnel und betraten die dahinterliegende Stadt.
    Außerhalb der Stadtmauern hatten die Dinge freudlos ausgesehen. Drinnen war es noch schlimmer. Graue Gebäude lehnten aneinander und blockierten fast den Blick auf den Himmel. Ein zusammengewürfelter Haufen Leute suchte sich seinen Weg durch schmale Gassen aus Schlamm und Abwässern, die hier als Straßen durchgingen. Sie alle hatten den gleichen finsteren, verstohlenen Ausdruck im Gesicht wie die Bauern am Tor, und keiner blickte in Richtung der Reisenden. So schnell die Stadtbewohner sich zeigten, so schnell verschwanden sie auch schon wieder in schattenverhüllten Türen oder zerbröckelnden Durchgängen.
    »Fröhlicher Ort«, murmelte Beltan.
    Melia rümpfte die Nase. »Und so wohlriechend.«
    Sie ritten durch die Stadt. Ruß beschmutzte Wände und Dächer wie die äußeren Anzeichen einer Krankheit, Fenster starrten blinden Augen gleich aus verlassenen Häusern. Sie waren in der Nähe der Stadtmitte, als sie zu den Überresten eines kleinen hölzernen Gebildes kamen, das in Stücke geschlagen war. Melia zügelte ihr Pferd; Wut stand ihr ins Gesicht geschrieben. Travis sah die Fragmente einer Statue, die zur Hälfte in den Schlamm getrampelt waren; ein schlanker Arm, ein weißer Fuß, die Ecke eines heiteren, lächelnden Mundes.
    »Was ist das hier?« fragte er Falken flüsternd.
    Der Barde schüttelte traurig den Kopf. »Das war der Schrein eines Mysterienkultes. Es ist schwer, anhand der Überreste sicher zu sein, aber ich vermute mal, daß er Yrsaia der Jägerin und all jenen geweiht war, die ihren Geheimnissen folgten.«
    »Ja«, sagte Melia. »Das ist richtig.« Ein gefährliches Funkeln glitzerte in ihren Bernsteinaugen. »Und ich würde viel darum geben, in Erfahrung zu bringen, wer dieses Sakrileg verübt hat.«
    Falken ballte die Hand in dem schwarzen Handschuh zur Faust. »Das ergibt doch keinen Sinn. Gut, es ist einige Jahre her, aber ich kenne Glennens Stellung als eine der geschäftigsten Städte Ost-Eredanes.«
    »Die Dinge verändern sich«, sagte Beltan. »Und nicht immer zum Besseren.«
    Sie schwiegen. Dann sagte Melia: »Laßt uns hier nicht länger verweilen als unbedingt notwendig.«
    Falken nickte. »Wenn ich mich richtig erinnere, liegt der Markt in dieser Richtung.«
    Am Rande eines leeren Platzes hielten sie an. Der Boden war ein zertrampeltes Schlammfeld, und in der Mitte des Platzes dampfte eine offene Sickergrube. Travis hielt sich einen Zipfel seines Umhangs vor die Nase. Hatte sich Falken geirrt? Dann erblickte er eine Handvoll vor sich hin rottender Stände, die auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes standen.
    Beltan stieß einen melancholischen Pfiff aus. »Ich schätze, es wäre übertrieben zu hoffen, daß es hier irgendwo Bier gibt.«
    »Wenn es welches gäbe, würde ich dir nicht raten, es zu trinken«, sagte Falken. »Es sei denn, du bist zufällig der Meinung, ein paar im Bier treibende Ratten verleihen ihm einen angenehmen Beigeschmack.« Er wandte sich Melia zu. »Ich trenne mich für eine Weile von euch und versuche herauszufinden, was hier geschehen ist. Warum schaut ihr nicht, ob auf diesem Markt etwas Kaufenswertes angeboten wird?«
    »Dafür dürften wir nicht lange brauchen.«
    Falken lenkte seinen Hengst in eine schmale Straße und verschwand aus der Sicht. Melia, Beltan und Travis ritten auf die kärgliche Ansammlung von Händlerständen zu und stiegen dann ab. Kalter Schlamm schmatzte bis zu ihren Knöcheln hoch.
    Melia seufzte. »Das wird mir bestimmt keinen Spaß machen, oder?«
    Travis hielt seine Zunge im Zaum. Das war eine dieser Fragen, die keine Antwort erforderten.
    Melia hob den Saum ihres Kleides aus dem Dreck und suchte sich einen Weg zu einem der Stände, um die traurigen Haufen mehliger Steckrüben und wurmzerfressener Äpfel näher in Augenschein zu nehmen.
    Eine Viertelstunde später half Travis Beltan dabei, die wenigen Sachen, die Melia eingekauft hatte, in ihren Satteltaschen zu verstauen, und sie stiegen auf ihre Pferde. In diesem Augenblick kehrte Falken zurück; ein Schatten lag auf seinen wölfischen Zügen.
    »Hast du etwas Interessantes in Erfahrung bringen können?« fragte Melia.
    Falken zog eine Grimasse. »Ich habe nicht mal was Uninteressantes erfahren. Keiner wollte mit mir reden. Alle haben

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