Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor

Titel: Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
Vom Netzwerk:
vor etwas Angst, und zwar so viel Angst, daß sie nicht darüber sprechen. Aber was das nun ist, kann ich nicht sagen.«
    Melia strich ihr blauschwarzes Haar über die Schultern zurück und richtete ihren Umhang. »Dann können wir hier genausogut auch wieder abreisen. Ich glaube nicht, daß es hier noch etwas für uns gibt.«
    Die anderen widersprachen dem nicht, und sie ritten durch die schmutzigen Straßen. Sie hatten das Stadttor fast erreicht, als sie um eine Ecke bogen und auf eine Gruppe von Männern und Frauen stießen, die alle in schwarze Kutten gekleidet waren. Sie waren gerade aus einer Tür getreten und kamen nun auf die Reiter zu. Travis sah, daß jeder von ihnen ein mit Asche gezeichnetes Symbol auf der Stirn trug. Ihm blieb fast das Herz stehen, und er wußte mit einer schrecklichen Gewißheit, daß er und die anderen sich in Gefahr befanden.
    Beltan bemerkte seinen Gesichtsausdruck, und die Stirn des Ritters legte sich besorgt in Falten. »Stimmt was nicht, Travis?«
    Die in Kutten gekleideten Männer und Frauen marschierten weiter die Straße entlang. Es war nur eine Sache von Sekunden, bis einer von ihnen aufblicken und die Reiter entdecken würde.
    »Bitte!« sagte Travis heiser. »Wir dürfen nicht zulassen, daß sie uns sehen!«
    Seine Gefährten zögerten, aber die Dringlichkeit, die ihm ins Gesicht geschrieben stand, ließ sie handeln.
    »Hier entlang«, sagte Beltan.
    Sie flüchteten in eine Gasse und warteten in angespanntem Schweigen, während die düstere Prozession daran vorbeiging. Travis biß die Zähne zusammen und widerstand dem Drang aufzuschreien. Als sie sicher waren, daß die Kuttenträger weg waren, begaben sich die vier wieder in die relative Helligkeit der Straße.
    Falken fixierte Travis scharf. »Und jetzt wirst du uns sagen, was das sollte.«
    Travis holte tief Luft. »Hast du dieses Symbol gesehen, das mit Asche auf ihre Stirnen gezeichnet war? Die gebogenen Linien, die fast wie eine Art Auge aussahen?« Er befeuchtete sich die Lippen. »Ich habe dieses Symbol schon einmal gesehen.«
    Mit schnellen Worten erklärte Travis, wie das gleiche Symbol in der Nacht, in der sich alles verändert hatte, in ganz Castle City in Türen eingeritzt worden war.
    Als er zum Schluß kam, schüttelte Falken den Kopf; in seinen wäßrigen Augen leuchtete es grimmig. »Ich weiß nicht, was es bedeutet, aber es kann nichts Gutes sein.«
    »Allerdings«, sagte Melia. »Vor allem, wenn man bedenkt, daß diese Leute Angehörige des Rabenkultes waren.«
    Falkens Kopf ruckte herum. »Was?«
    Die Lady nickte, das Kinn entschlossen nach vorn geschoben. »Das Symbol ist das Zeichen des neuen Mysterienkultes, von dem ich dir in Kelcior erzählt habe. Nur daß es kein Auge darstellen soll. Soweit ich es verstanden habe, symbolisiert es die Schwinge eines Raben.«
    »Das gefällt mir jeden Augenblick weniger«, sagte Falken. »Aber ich verstehe Travis' Geschichte noch immer nicht. Was hat sie zu bedeuten?«
    »Sie bedeutet, daß die Verbindung zwischen seiner und unserer Welt in zwei Richtungen funktioniert«, sagte Melia mit wohlüberlegten Worten.
    Travis versuchte zu begreifen, was das bedeutete, so ganz wollte ihm das nicht gelingen. Aber eine Sache wußte er ohne jeden Zweifel: Er war nicht der einzige, der von einer Welt zur anderen gereist war.
    »Kommt«, sagte Falken schroff. »Laßt uns aus dieser verfluchten Stadt verschwinden.«

43
    Der nächste Tag dämmerte grau und schwermütig heran. Der Sonnenaufgang war so dunkel, daß Travis verwirrt blinzelte, als Beltan ihn an der Schulter rüttelte, um ihn zu wecken, davon überzeugt, es sei noch mitten in der Nacht. Er wäre beinahe zurück in seinen Nebelmantel gekrochen, wen kümmerte es schon, ob nun die Sonne aufging oder nicht, aber der große Calavaner drückte ihm eine dampfende Tasse in die Hand. Automatisch atmete Travis tief ein. Ein gehaltvoller, bitterer Geruch stieg ihm in die Nase. Maddok. Er trank die heiße Flüssigkeit so schnell, wie er nur konnte, und fand wenn schon nicht die Lust, so doch zumindest die Energie zum Aufstehen.
    Sie ritten den ganzen Morgen nach Süden – obwohl Travis sich nach kurzer Zeit unwillkürlich fragte, ob Morgen das richtige Wort war, denn als die Stunden ins Land zogen, schien der Tag nur noch dunkler statt heller zu werden. Überall hingen winzige Tropfen Feuchtigkeit, auf dem Gras, den Steinen, den Bäumen und auf Travis' Umhang, wo sie wie kleine Perlen aussahen. Es dauerte nicht lange, und Donner

Weitere Kostenlose Bücher