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Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor

Titel: Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Schrei,
Die Fahlen, sie nahen, Zauberei ist …‹«
    Ein schriller Aufschrei, der einem das Blut in den Adern gefrieren ließ, unterbrach das Lied des Barden.
    »Hört auf, Ihr Narr!« brüllte Sebaris. »Sie werden Euch hören … Sie hören alles!« Der Lord stand aufrecht da, einen verstörten, furchterfüllten Ausdruck im Gesicht. »Wißt Ihr denn nicht, daß dieses Lied verboten ist?«
    Die Reisenden konnten ihn bloß anstarren.
    Mehrere Herzschläge verstrichen, dann schien Sebaris wieder zu Sinnen zu kommen. Er sackte in sich zusammen und stieß einen tiefen Seufzer aus. Falken half ihm zurück auf seinen Stuhl, und Melia schenkte ihm einen Becher Wein ein, den er hinunterstürzte.
    »Solltet Ihr Anstoß an meinem Lied genommen haben, bitte ich Euch um Verzeihung, Mylord«, sagte Falken und ließ den ausgezehrten Mann nicht aus den Augen.
    Sebaris schüttelte den Kopf. »Nein, entschuldigt Euch nicht, guter Sänger. Es ist offensichtlich, daß Ihr aus fernen Ländern kommt – Ihr konntet es nicht wissen. Laßt uns nicht mehr über das Lied sprechen. Kirtha wird Euch nun Eure Gemächer zeigen, wo Ihr Euch ausruhen könnt.«
    Melia nickte. »Ihr seid sehr freundlich, Mylord.«
    »Nicht freundlich genug, fürchte ich.«
    Die letzten Worte murmelte er, als wären sie eher für ihn selbst bestimmt gewesen als für seine Gäste, und Travis hatte den Eindruck, als flackerte erneut das Licht des Irrsinns in den Augen des Lords. Aber vielleicht war es auch nur die Glut des ersterbenden Feuers. Sie wünschten dem Lord eine gute Nacht, sammelten ihre noch immer feuchten Umhänge ein und folgten Kirtha aus dem Saal. Die Magd führte sie einen düsteren Korridor entlang. Sie blieb vor einer Tür stehen und bedeutete ihnen, dort einzutreten.
    Melia betrachtete das fleckige Kopftuch, das um die Stirn der Dienerin gewunden war. »Ich kenne mich einigermaßen in den Heilkünsten aus, mein Kind«, sagte sie sanft. »Darf ich deine Verletzung sehen?«
    Sie machte Anstalten, nach dem provisorischen Verband zu greifen, aber das Mädchen schreckte vor ihrer Berührung zurück wie ein verängstigtes Tier. Mit einem Ausdruck stummen Entsetzens schüttelte sie den Kopf.
    Melia zog die Hand zurück. »Wie du wünschst, meine Kleine.« Allein das Funkeln ihrer Bernsteinaugen machte ihr Interesse an dieser merkwürdigen Reaktion deutlich.
    Ohne die Erlaubnis einzuholen, sich zurückziehen zu dürfen, lief Kirtha in den Korridor hinein und verschwand.
    »Anscheinend wußte sie dein Hilfsangebot nicht zu schätzen«, sagte Falken.
    »Allerdings. Aber ich frage mich, warum das so war.«
    Beltan stieß ein mürrisches Schnauben aus. »Nun, ihr beiden könnt ja hier stehenbleiben und euch so lange über die Beweggründe von Dienstmägden unterhalten, wie ihr Lust habt, aber ich gehe jetzt in das Gemach und befreie mich von diesem Kettenhemd, bevor es festrostet. Den ganzen Tag im Regen herumzureiten ist nicht gut für die Rüstung.«
    »Oder für das Temperament«, bemerkte Melia.
    Das Gemach war genauso feucht und kühl wie der Rest des Herrenhauses. Die Wände wiesen Risse auf, im Kamin lag kein Holz, von der Decke hingen Spinnweben. Ein paar Bänke dienten als Möbel, aber sie sahen so zerbrechlich aus, daß die Reisenden ihre Umhänge auf dem Boden ausbreiteten und statt dessen darauf Platz nahmen.
    Melia strich unsichtbare Falten aus ihrem mitternachtsblauen Kleid. »Nun«, sagte sie aufgebracht, »was auf Eldh sollte das alles?«
    »Du meinst Sebaris, vorhin im Saal?« fragte Falken. »Das ist eine gute Frage. Ich würde gern wissen, seit wann es in Eredane verboten ist, Glennens Lied zu singen. Das ergibt keinen großen Sinn.« Er strich mit dem Daumen über ein paar Saiten der Laute, dann schüttelte er den Kopf. »Eigentlich ergibt nichts hiervon einen Sinn. Selbst für den Haushalt eines Provinzadligen reicht eine Magd nicht aus. Hier müßten ein Dutzend Diener und Gefolgsleute sein. Was geschieht in Eredane? Zuerst die Stadt, jetzt dieser Ort. Hier stimmt was nicht.«
    »So sieht es aus«, sagte Melia. »Wie dem auch sei, ich finde nicht, daß wir die Gastfreundschaft unseres Lords zu lange in Anspruch nehmen sollten.«
    Falken nickte. »Der Sturm müßte sich bald ausgetobt haben. Wir können bei Anbruch der Morgendämmerung aufbrechen. Ich bin sicher, daß Sebaris erleichtert sein wird, wenn er uns gehen sieht.«
    Sie richteten ihre Aufmerksamkeit darauf, alles für die morgige Weiterreise vorzubereiten. Beltan schärfte

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