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Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor

Titel: Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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dunkel, vor morgen früh können wir sowieso nichts tun.«
    Darauf konnten sich die beiden tatsächlich einigen, und sie schlugen am Straßenrand ihr Lager auf.
    In dieser Nacht hatte Travis die erste Wache. Normalerweise hätte ihn das gestört, da er von dem langen Tagesritt erschöpft war. Doch aus einem ihm unbekannten Grund fühlte er sich ruhelos. Er saß auf einem Felsen, ein Stück von dem ersterbenden Lagerfeuer entfernt, blickte in die Nacht und lauschte den gleichmäßigen Atemzügen der anderen.
    Langeweile überkam ihn. Bevor er überhaupt darüber nachdachte, das Eisenkästchen aus der Tasche zu ziehen, hielt er es schon in der Hand. Er blickte auf und beobachtete einen Moment lang die schattenhaften Umrisse am Feuer. Weder Falken noch Melia bewegten sich. Er öffnete den Deckel.
    Ein Seufzen kam über seine Lippen. In der Dunkelheit war der Stein noch schöner. Er fing das Sternenlicht ein und webte es zu einer graugrünen Aura, die direkt über seiner Oberfläche schimmerte. Verzaubert beugte sich Travis über den Behälter.
    Ein leises Summen riß ihn aus seiner Trance.
    Travis schüttelte den Kopf. Obwohl nur eine oder zwei Minuten vergangen zu sein schienen, seit er das letzte Mal aufgesehen hatte, waren die Sterne am Himmel weitergewandert. Wie lange hatte er den Stein angestarrt?
    Das Summen wurde lauter, er bekam eine Gänsehaut. Er legte den Stein in den Behälter zurück, schob ihn sich unter das Wams und stand auf, um in die Nacht hinauszublicken. Dann sah er es: in der Ferne zeichnete sich ein fahles Leuchten von der Dunkelheit ab. Er hatte dieses Licht schon zweimal gesehen, einmal in Jacks Antiquitätenladen, als die Eindringlinge angegriffen hatten, und dann noch einmal auf dem Highway nördlich von Castle City, kurz bevor er in die alte Reklametafel getreten war. Der Lichtschein kam näher.
    Travis rannte zum Lagerfeuer und schüttelte Falken an der Schulter.
    Der Barde stöhnte ärgerlich. »Was ist denn, Travis?«
    Er flüsterte nur ein Wort. »Gefahr.«
    Falken setzte sich auf, sofort hellwach. »Weck die anderen.«
    Augenblicke später waren sie um die Überreste des Lagerfeuers versammelt, das Beltan mit dem Inhalt einer Wasserflasche gelöscht hatte.
    »Anscheinend haben dich die Feinde deines Zaubererfreundes Jack gefunden, Travis«, sagte Melia. »Es war wohl nur eine Frage der Zeit. Obwohl ich mich frage, warum jetzt und hier und nicht schon früher.«
    Travis hob eine Hand und berührte die Schatulle durch den rauhen Stoff seines Wamses, sagte aber nichts.
    Beltan griff nach dem Schwert. »Was tun wir? Kämpfen?«
    »Nein, wir reiten«, sagte Falken.
    Wenige Minuten später lenkten sie ihre Pferde auf den breiten Königinnenpfad. Das Licht, ein geisterhaftes blauweißes Leuchten im Norden, war näher gekommen. Sie wandten sich von der Helligkeit ab, aber bevor sie ihren Pferden die Sporen geben konnten, stieß Falken einen Fluch aus.
    »Was ist?« fragte Melia.
    »Seht.«
    Im Süden hob sich ein weiterer Lichtschein von der Dunkelheit ab; er war nicht sehr hell, aber deutlich erkennbar. Travis griff verstohlen in sein Wams, und seine Finger strichen über die Schatulle aus Eisen. Er verspürte den unwiderstehlichen Drang, sie zu öffnen, und er fing an, sie hervorzuholen.
    Melia drehte sich in ihrem Sattel um, und der Blick ihrer bernsteinfarbenen Augen schien ihn aufspießen zu wollen. Er biß die Zähne zusammen, widerstand dem seltsamen Drang und zog die Hand zurück.
    Falken lenkte sein Pferd neben Melias. »Was ist das deiner Meinung nach?«
    »Ich kenne nur eine Sache, die in einem solch grellen Lichtschein kommt. Aber das kann nicht sein. Es ist so lange her.«
    »Nun, ich verspüre keine große Lust, hier stehenzubleiben, um zu sehen, ob du recht hast.«
    Beltans Schlachtroß tänzelte nervös im Kreis. »Und was machen wir jetzt?«
    »Wir können nach Westen reiten und uns quer durch das Land schlagen«, schlug Melia vor.
    Der große Ritter schüttelte den Kopf. »Im Westen gibt es nichts außer offener Prärie. Wir wären ohne jede Deckung.«
    Melia stöhnte ärgerlich auf. Offensichtlich war das nicht die Antwort, die sie hatte hören wollen.
    »Es gibt einen anderen Weg.«
    Es war Falken, der das sagte.
    »Wieso habe ich gewußt, daß du das sagen würdest?« meinte Melia ungehalten.
    Falken betrachtete das näher kommende, flackernde Licht. »Das ist nicht der richtige Zeitpunkt für Sturheit, Melia. Die Berge bieten uns die größte Chance, ein Versteck zu

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