Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige

Titel: Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
Vom Netzwerk:
ich Zeit zum Nachdenken und konnte über meine eigenen Unzulänglichkeiten nachsinnen. Ich dachte über mein Benehmen nach – Euch und anderen gegenüber, Mylady –, und ich schämte mich. Ich beschloß, mich nach meiner Genesung zu entschuldigen.« Er holte tief Luft. »Ich weiß, es ist unmöglich, daß Ihr mir vergebt, trotzdem bitte ich Euch darum.«
    Zu ihrem Erstaunen ließ er sich auf ein Knie sinken und senkte den Kopf.
    »Mylady, ich bitte Euch, verzeiht Ihr mir, daß ich Eure Ehre beleidigte?«
    Sie hielt eine Hand vor den Mund. Was sollte sie sagen? Seelenpein stieg in ihr auf. Sie war diejenige, die gemein gewesen war, die echten Schaden angerichtet hatte.
    »Bitte, Mylord«, sage sie. »Oh, erhebt Euch doch bitte. Da ist nichts, weswegen Ihr um Vergebung bitten müßtet.«
    Leothan gehorchte und stand wieder auf; er lächelte sie an. »Sagt mir, Mylady …« Er legte den Kopf schief und betrachtete sie. »… habt Ihr Euch irgendwie verändert? Euer Haar vielleicht?«
    Aryn schüttelte den Kopf. Wie sollte sie es erklären? Ja, es hatte sich etwas verändert, aber nichts, das man hätte sehen können. Oder doch?
    Leothan blickte sich verstohlen um. »Mylady, könnten wir kurz unter vier Augen sprechen? Da ist noch eine andere Sache, die ich gern … mit Euch besprechen möchte, wenn Ihr gestattet.«
    Er deutete auf die Seitentür hinter ihr, und die Geste erschien beinahe schüchtern. Ihre Haut prickelte. Was könnte er ihr sagen wollen, das er nicht auch vor den Augen der Gäste hätte sagen können? Möglichkeiten schossen ihr durch den Kopf, und das Prickeln wurde stärker. Sie warf einen Blick zur Hohen Tafel. König Boreas saß noch nicht auf seinem Platz, ihr blieb noch etwas Zeit, bevor das Fest offiziell begann.
    Aryn erwiderte Leothans Blick und nickte. Er legte sanft die Hand auf ihren Ellbogen und führte sie durch die Tür. Sie schloß sich hinter ihnen. Sie waren allein in dem Nebenraum.
    »Worüber wolltet Ihr mit mir sprechen, Mylord?« Sie hoffte, daß sie die Antwort bereits kannte, wagte es aber nicht zu denken, wagte es nicht zu glauben. Dann ergriff er das Wort, und ihre Wünsche wurden wahr.
    »Ich war ein Narr, mich von Euch abzuwenden, Aryn. Jetzt habe ich eine zweite Chance. Ich werde sie nicht wieder wegwerfen.«
    Er kam näher, sogar ganz nahe. Sie konnte seine Wärme spüren.
    »Darf ich Euch küssen?« flüsterte er.
    Aryn zitterte – vor Entzücken und Angst. Unsicherheit schlich sich in ihre Gedanken. War es wirklich möglich, daß Leothan einen solchen Sinneswandel erfahren hatte? Sie verdrängte die Frage. Er war hier, und er war wunderschön. Alles andere zählte nicht.
    Sie hielt ihm das Gesicht hin. »Ja, Mylord.«
    Leothan lächelte, schlang die Arme um sie und zog sie eng an sich. Seine Lippen brannten wie Feuer. Sie hatte noch nie zuvor einen Mann geküßt – nicht so, nicht aus Leidenschaft. Sie trank es gierig. Vielleicht konnte sie ja einen eigenen Zauber weben …
    Sein Griff wurde fester, er drückte sie härter an sich, bis sich seine Lippen drängend auf die ihren preßten. Es tat weh, und sie wollte sich zurückziehen, aber seine Arme waren wie Stahlbänder. Sie drückten ihren Brustkorb zusammen, das Atmen fiel ihr schwer.
    Es gelang ihr, den Kopf zu drehen. »Mylord …«
    »Hör auf, dich zu wehren.« Er stieß die Worte zwischen den zusammengebissenen Zähnen hervor. »Ist es nicht das, wovon du geträumt hast?«
    Aryn starrte ihn an. Die Leidenschaft verflog und hinterließ nur Kälte und Furcht. Sie versuchte, sich seinem Griff zu entwinden, aber er hielt ihren linken Arm fest, und ihr rechter war nutzlos – er stieß kraftlos gegen seine Brust.
    Leothan stieß sie gegen die Wand, ihr wurde schmerzhaft die Luft aus den Lungen getrieben. Sie stöhnte auf. Wie hatte sie nur so blind sein können? Sie hatte sich von seinen Worten und seiner Schönheit täuschen lassen, hatte sich des Verbrechens schuldig gemacht, das sie anderen vorwarf. Jetzt würde sie dafür bezahlen.
    Leothan drückte sich gegen sie, und sie konnte spüren, wie sich seine Härte an ihrem Bauch rieb.
    »Nein«, sagte er mit einem schrecklichen Grinsen. »Schrei nicht, oder ich verspreche dir, daß es noch viel schlimmer wird.«
    Er hielt sie mit der einen Hand fest und griff mit der anderen nach dem Vorderteil seiner Kniebundhose. Das war ihre einzige Chance. Sie drehte sich ruckartig zur Seite und glaubte, es geschafft zu haben, glaubte, sich befreien zu können. Da

Weitere Kostenlose Bücher