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Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige

Titel: Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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aneinanderschabten. Das war das einzige Problem, das die Kälte mit sich brachte. Die Rüstung strahlte sie aus, und sie schlich in seine Gelenke und nagte an ihnen wie kleine Drachen. Früher hatte ihn die Kälte nie gestört. In seinen Tagen als Landjunker hatte er mehrere rauhe embarranische Winter mit Postenstehen auf den Mauern der Forts verbracht, die im Hinterland der Domäne standen, wo der weiße Wind vom Wintermeer heranbrauste und einem die Pisse gefror, bevor sie am Boden ankam. Allerdings war das vor langer Zeit gewesen.
    Die nach vorn gekrümmten Schultern des Ritters bewegten sich, als er einen Seufzer ausstieß. Das wird dein vierundvierzigster Winter sein, Durge. Du bist kein junger Mann mehr. Bald wirst du deine Tage in eine Decke eingewickelt am Feuer verbringen und die Geschichten alter Schlachten erzählen, an die sich längst keiner mehr erinnert, geschweige denn sie hören will.
    Durge streckte die steifen Finger aus, zwang sie dazu, sich zu strecken, dann packte er den Griff seines Breitschwerts. Nein, er war noch nicht bereit, ein zahnloser Onkel am Feuer zu werden, noch nicht. Im Grafen von Steinspalter war noch immer etwas Leben.
    Er pustete Luft durch die herabhängenden braunen Schnurrbarthaare und sah zur Tür des kleinen Raums. Unmöglich zu sagen, wann sie sich öffnen würde. Sobald Lady Grace und Freisasse Travis im Großen Saal den Mörder entlarvt hatten, sollte Lady Aryn ihn in diesen Raum führen, während Sir Beltan ihnen außer Sicht folgte. Sobald sie den Mörder in diesem Raum hatten, würden Durge und Beltan ihn mit ihren Schwertern überwältigen, allerdings sollten sie ihn nicht töten. Grace war da eisern gewesen. Sie hoffte, den Gefangenen dazu benutzen zu können, den Rat der Könige von der Notwendigkeit zum Handeln zu überzeugen, damit sie sich alle gemeinsam den Horden des Fahlen Königs entgegenstellten.
    Durge schüttelte den Kopf. Sie war wirklich energisch, seine Herrin, die gab nicht so leicht auf. Stets glaubte sie die Macht zu haben, andere retten zu können, solange sie nur hart genug dafür arbeitete. Es war ein edles Ideal, dem man nur nacheifern konnte. Doch Durge wußte nur zu genau, daß Entschlossenheit manchmal nicht ausreichte, daß man manchmal – egal wie verzweifelt man sich bemühte, wie hart man auch kämpfte – denjenigen, der einem am meisten am Herzen lag, den man am meisten liebte, nicht retten konnte.
    Dann war da die Sache mit den Herrschern. Lady Grace verfügte über einen scharfen und logischen Verstand. Sie stellte eine Hypothese auf, sammelte Beweise und überprüfte dann, ob sich ihre Annahmen als wahr oder falsch erwiesen. Durge verstand ihre Methoden – in den alchimistischen Wissenschaften, in denen er sich versuchte, erlangte man Fortschritte auf dieselbe Weise. Der einzige Fehler in Lady Graces Überlegungen bestand aber darin, daß sie erwartete, daß die Könige und Königinnen genauso logisch dachten wie sie selbst.
    Wäre das doch nur der Fall gewesen! Aber Durge hatte aus erster Hand die Unberechenbarkeit der Herrscher erlebt. Ihre Größe brachte es manchmal mit sich, daß sie dem Glauben verfielen, sie könnten über die Wahrheit bestimmen. Befahl ein König, daß der Himmel von nun an grün war, dann war er eben so grün wie ein Smaragd. Selbst wenn man die Ratsmitglieder mit der Realität der Eisenherzen konfrontierte, war Durge nicht davon überzeugt, daß sie sich umstimmen lassen würden. Eminda würde es als Schwindel brandmarken, der weinerliche Lysandir würde sich ihrer Führung anschließen, und Sorrin – der arme König Sorrin – war so verrückt, daß er kaum begreifen würde, was da eigentlich um ihn herum vorging.
    Trotzdem war es ein guter Plan. Durge selbst hatte mit seiner Erfahrung dabei geholfen, die Einzelheiten zu verfeinern. Falls etwas die Chance hatte zu funktionieren, dann das. Doch genau wie die Kälte konnte er das bedrückende Gefühl der Sorge nicht abschütteln, das nun zusehends stärker wurde. Sie hatten sich bemüht, jede Möglichkeit zu durchdenken, alles, was schiefgehen konnte, in Betracht zu ziehen, aber da war etwas anders, etwas, das sie vergessen hatten. Davon war er überzeugt. Selbst die Luft der Schloßfestung roch nach Gefahr.
    Er ging auf dem nackten Boden auf und ab, um sein Blut in Bewegung zu halten. »Du bist ein Narr gewesen, sie allein zu lassen, Durge«, murmelte er vor sich hin. »Aber du hast ihr den Schwertschwur geleistet, und du kannst dich ihren Wünschen

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