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Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige

Titel: Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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über die Bedürfnisse von Jungfrauen wissen, Mylady?«
    Kyrene lachte; es klang amüsiert, aber zugleich auch rauh, wie Wein, der angefangen hatte, sauer zu werden. »Viel mehr, als sie selbst wissen, mein Lieber. Kommt, laßt es mich Euch zeigen.« Sie ließ unverfroren die Hand über seine Brust und seinen Bauch gleiten, dann griff sie ein Stück tiefer kurz zu.
    Er wich einen Schritt zurück.
    In ihre Augen trat ein Glitzern. »Dann sind die Geschichten also wahr. Keine Frau kann den mächtigen Beltan dazu bringen, sich zu erheben. Seid Ihr also so sehr in eine mögliche Priesterschaft verliebt? Wollt Ihr dem Inneren Kreis der Mysterien von Vathris angehören? Oder macht es Euch mehr Spaß, mit Euren Stierbrüdern unter der Decke zu schnauben?«
    »Mit wem ich das Lager teile, geht Euch nichts an, Lady Kyrene.«
    »O doch, Lord Beltan, denn ich möchte, daß Ihr mein Lager teilt.«
    Sie trat einen Schritt näher an ihn heran, und er wich erneut zurück.
    Ein frohlockender Ausdruck trat in ihr Gesicht. »Aber begreift Ihr denn nicht? Zusammen können wir uns Boreas’ entledigen, wir können Calavan als König und Königin beherrschen. Ihr habt Eure Stärke, ich meine Schönheit. Denkt doch nur an die prächtige Brut, die wir beide in die Welt setzen könnten.« Sie lachte wieder. »Und keine Angst, ich bin keine Närrin. Ich würde von Euch nicht verlangen, mich zu lieben. Ihr könntet in Euer so kostbares Labyrinth von Vathris hinabsteigen, die Stiermaske anlegen und es so vielen von den hübschen jungen Initiierten besorgen, wie ihr Lust habt. Mir ist das egal. Tatsächlich könnte es sogar durchaus sein, daß ich gelegentlich Lust hätte, in den Schatten zu stehen und zuzusehen.«
    Die ganze Zeit, die sie gesprochen hatte, war er noch weiter vor ihr zurückgewichen. Nun standen sie vor einem dunklen Torbogen.
    »Verschwindet!«
    Kyrene stieß einen Seufzer aus. »Wie schade, mein Lieber. Aber gut, so soll es sein. Ich weiß, wann ich besiegt bin.« Die Gräfin wandte sich ab, dann verharrte sie. Sie hielt den grünen Kranz hoch. »Laßt mich Euch wenigstens das hier geben. Tut mir den Gefallen, für meine Mühen.«
    Er zögerte. Sämtliche Instinkte befahlen ihm, sich von dieser Frau zu entfernen. Etwas stimmte nicht mit ihr, es war wie eine Krankheit. Doch ihr den Gefallen zu tun, schien die leichteste Weise zu sein, sie loszuwerden. Er beugte den Kopf, und sie streckte die Arme aus, um ihm den Kranz um den Hals zu legen.
    Die Dornenzweige zwischen den Blättern und Beeren sah er viel zu spät.
    Beltan wollte ausweichen, aber diese Handlung drückte den Kranz bloß gegen seinen Nacken. Er verspürte ein halbes Dutzend schmerzhafte Nadelstiche, als sich die Dornen in seine Haut bohrten. Ein Schleier senkte sich über ihn, seine Gliedmaßen wurden kalt. Er taumelte zurück. Was habt Ihr getan, Hexe? wollte er sagen, aber kein Laut kam über seine Lippen.
    Ihr Gesicht schwebte nun über ihm, genau wie ihr blutrotes Lächeln. »Das war’s, mein Lieber.« Ihr zuckersüßes Schnurren hallte in seinem Kopf wider, wie Stimmen in einer Höhle. »Schlaft jetzt. Wenn Ihr aufwacht, werdet Ihr viel stärker sein.«
    Er starrte sie an, zu keiner Bewegung fähig. Was wollt Ihr mir antun? Aber wieder konnte er die Worte nicht formen. Durch den Nebel sah er graue Gestalten aus den Schatten heranhuschen.
    »Schafft ihn weg«, sagte sie.
    Das letzte, was Beltan hörte, war bösartiges Gelächter, dann schlangen sich feuchte Hände um seine Arme und Beine und zerrten ihn in die Dunkelheit.

40
    Grace starrte den Talisman an, der von ihrem Armreif herabbaumelte.
    Die Hitze und der Lärm des Großen Saals zogen sich in die weite Ferne zurück, und das Vakuum, das sie hinterließen, war kalt und leer. Stille hüllte sie ein wie erstickende Plastikfolie. Der Talisman füllte ihre Sicht aus, bis sie sich im Vergleich winzig vorkam, ein Satellit, der sich von der Schwerkraft eines finsteren, zerklüfteten Planeten hatte einfangen lassen.
    In ihrem Kopf drehte sich alles, wie eine den Norden suchende Kompaßnadel. Sie sah wieder Detektive Janson vor sich, wie der leere Ausdruck in seinen kleinen Augen von einem Augenblick zum anderen von dem heißen Licht des Bösen ersetzt wurde.
    Nein. Sie konnte es nicht glauben. Es war bloß ein Talisman aus Stein – es konnte nichts bedeuten. Das war unmöglich. Sie hatte über seine Brust gestreichelt, hatte die glatte, unversehrte Haut selbst gefühlt. Es mußte ein Fehler sein.
    Folge ihm,

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