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Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige

Titel: Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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sein würde. Ich glaube, sie warten ab, welche Entwicklung der Rat nimmt. Dann werden sie ein Opfer aussuchen, um das Ergebnis der nächsten Abstimmung zu verändern.«
    Durge spielte am Griff seines großen Breitschwertes herum. »Aber welche Entscheidung bestimmt den Tod eines Königs, Mylady? Die Stimme für den Krieg … oder dagegen?«
    Darauf wußte Grace keine Antwort. Wenn sie wußten, in welche Richtung sich der Rat nach Willen des Rabenkults zu entscheiden hatte, würden sie genauere Vermutungen anstellen können, um wen es sich bei dem vorgesehenen Opfer handelte. Im Augenblick mußten sie von der Annahme ausgehen, daß es jeder sein konnte … das heißt, jeder, der in der Nähe einer markierten Tür schlief.
    »Also gut«, sagte Beltan. »Wir haben fünf weitere Türen gefunden. Und was tun wir jetzt?«
    »Wir halten Wache«, sagte Grace.
    In dieser Nacht nahm der Kreis des Schwarzen Dolches die Überwachung auf. Emindas und Boreas’ Schlafgemächer lagen nicht weit auseinander und befanden sich beide im Bergfried. Allein und zu zweit verbargen sich die Mitglieder des Kreises in Alkoven und beobachteten Gänge, die vielversprechende Kandidaten für die Arbeit des Rabenkults darstellten.
    Sie hielten Wache, bis sich die Morgendämmerung näherte. Schließlich gaben sie auf und kamen wieder zusammen. Keiner hatte etwas Verdächtigeres als einen schlaftrunkenen Botenjungen gesehen, den ein schlafloser Adliger zur Küche schickte. Als Grace aus ihrem Gewand schlüpfte und ins Bett kroch, war der Himmel vor ihrem Fenster längst nicht mehr pechschwarz, und Vogelgezwitscher hallte durch die kristallklare Luft. Sie wälzte sich herum, bis die Zeit zum Aufstehen gekommen war, kämpfte sich wieder in das Gewand und lauschte dem Geflüster beim Rat der Könige.
    Nach der Sitzung traf sie sich mit Kyrene. Ihre Studien mit der Gräfin machten Fortschritte, aber wo genau die hinführten, vermochte sie nicht zu sagen. Sie wurde besser bei der Anwendung der Gabe. Sie brauchte nur noch einen kurzen Augenblick der Konzentration, um ihre geistigen Fühler auszusenden und das Leben in den sie umgebenden Dingen ertasten zu können. Als sie jedoch fragte, was sie mit dieser Macht anfangen sollte, lächelte Kyrene bloß ihr überhebliches, rätselhaftes Lächeln.
    Wieder war es stockdunkel, als der Kreis des Schwarzen Dolches zusammentraf. Diesmal war Grace die erste und nicht die letzte, die den Weinkeller betrat – ein Ort, den wieder Aryn ausgesucht hatte.
    »Ich muß die Jahrgänge aussuchen, die beim kommenden Wintersonnenwendfest serviert werden«, erklärte die junge Baronesse, als sie und die anderen eintrafen. »Ich dachte, falls man uns ertappt, könnte ich behaupten, ich würde eine Weinprobe veranstalten.«
    Beltans Miene hellte sich auf. »Welches Faß soll ich zuerst öffnen?«
    Aryn sah ihn unwirsch an. »Das ist ein Vorwand, Mylord. Wir probieren in Wirklichkeit keinen Wein.«
    Die Enttäuschung des großen Ritters war offensichtlich.
    Sie begannen damit, die Wachen für die Umgebung von Emindas und Boreas’ Gemächern einzuteilen, aber Durge hielt die Hand hoch und unterbrach sie.
    »Heute war mir das Glück hold«, sagte der Ritter aus Embarr. »Ich fand ein Dienerzimmer, das mit dem Rabensymbol gekennzeichnet war. Es hat ein kleines Fenster, davor ist ein schmaler Sims, der nach einer gewissen Distanz an Königin Emindas Gemach vorbeiführt.« Er zeigte auf die Schloßkarte.
    Aryn schüttelte den Kopf. »Aber ich habe diesen Raum gestern überprüft, und da war er nicht markiert. Was bedeutet, daß der Kultanhänger gestern nacht dort gewesen sein muß.«
    »Was wiederum bedeutet, daß es uns völlig entgangen ist«, sagte Travis.
    Die Baronesse stöhnte auf. »Das war kein Glück, Durge.«
    Die Schultern des Ritters unter dem rußgrauen Wams sanken noch tiefer.
    Grace warf dem Embarraner einen Blick zu und gab sich alle Mühe, zuversichtlich zu klingen. »Das sind trotzdem nur sechs markierte Türen. Und es gibt sieben Herrscher und Herrscherinnen. Das bedeutet, es besteht noch immer die Chance, den Verschwörer auf frischer Tat zu ertappen.«
    »Ich wünschte, wir könnten zu König Boreas gehen«, sagte Beltan. »Mit einem Wort könnte er das Schloß von fünfzig Wächtern vom Verließ bis zu den Türmen durchsuchen lassen.«
    »Aber das geht nicht«, erwiderte Aryn mit angespannter Stimme.
    Beltan warf ihr einen scharfen Blick zu, dann nickte er. Grace fiel auf, daß er eine Hand reglos mit der

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