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Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige

Titel: Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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holen.«
    Minuten später liefen sie zu fünft einen Korridor entlang. Beltans Kettenhemd klirrte mißtönend; sowohl er wie auch Durge hielten die Griffe ihrer Schwerter gepackt. Aryn sah verwirrt aus, aber Travis und Grace hatten keine Zeit gehabt, alles genau zu erklären. Sie hatten die anderen bloß gebeten, ihnen zu folgen, da Grace etwas über Lord Alerain in Erfahrung gebracht hatte.
    »Wo hast du ihn noch mal zuletzt gesehen, Travis?« fragte Grace zwischen zwei keuchenden Atemzügen.
    »Ich glaube, es war direkt hinter dieser …«
    Weitere Worte waren unnötig. Sie rannten durch einen Torbogen und kamen am Rand eines langgezogenen Raums zum Stehen. Scharlachrotes Fackellicht ergoß sich auf den Boden. Es war schwer zu sagen, wo der Lichtschein endete und das Blut begann.
    Aryn schrie auf, dann drückte sie eine Hand vor den Mund, während Beltan ihre Schultern ergriff. Travis’ drehte sich der Magen um, Grace schrie ebenfalls entsetzt auf. Mit langsamen Schritten näherte sich Durge der Leiche.
    Alerains Kopf war abgeschlagen worden und mehrere Meter von seinem Körper entfernt zu Boden gefallen; ein roter Strom verband sie. Seine Augen starrten auf eine schreckliche Weise in die Höhe. Durge kniete neben dem Leichnam nieder und löste mit überlegten, zielgerichteten Bewegungen die Schnüre, um das Wams des Seneschalls zu öffnen. Eine wulstige, frisch verschorfte Wunde schlängelte sich die schmale Brust hinunter.
    Mir kann nie wieder etwas Schlimmes zustoßen …
    Jetzt wußte Travis, warum Alerain ihn an Jack erinnert hatte – beide hatten den gleichen traurigen Ausdruck in ihren Augen gehabt. Der Seneschall hatte sich verabschiedet, genau wie Jack zuvor im Magician’s Attic.
    Durge schaute auf. »Alerain war ein Eisenherz. Und der Verschwörer. Wie es aussieht, hat sein Partner ihn vor uns erwischt.«
    Beltans Stimme klang heiser. »Woher habt Ihr es gewußt, Grace?«
    Sie starrte den Toten an und berichtete in scharfen, emotionslosen Worten von dem Mann mit dem blauen und dem braunen Auge – wie sie Alerain und ihn einst bei einer Unterhaltung angetroffen hatte und wie sie ihm am Abend in der Stadt wiederbegegnet war, als er die Lehre des Raben verkündete.
    Durge stand auf und stieß einen Seufzer aus. »Wenigstens hat er seinen Frieden gefunden.«
    Travis betrachtete Alerains verzerrtes Gesicht und wünschte, er könnte dem Ritter glauben.
    Aryn schluchzte, den Kopf an Beltans Brust gelegt. »Oh, Alerain. Was soll Boreas nur ohne Euch tun?«
    Beltan fluchte.
    Sorge verdrängte das Entsetzen, das sich auf Graces Gesicht widerspiegelte. »Was ist?«
    »Die Herrscher«, sagte Beltan. »Es war Alerain, der den Gemächertausch aller Könige und Königinnen in die Wege leitete.«
    »Was bedeutet, daß er genau wußte, wer wo schläft«, bemerkte Durge.
    Die fünf sahen sich an, dann rannten sie los.
    »Grace, Travis, ihr kommt mit mir«, stieß Beltan durch die zusammengebissenen Zähne hervor. »Durge, nehmt Aryn und berichtet dem König. Wir müssen alle Herrscher überprüfen. Jetzt sofort!«
    Durge nickte, nahm Aryn bei der Hand, und die beiden stürmten einen Korridor entlang. Beltan lief in die andere Richtung, und Grace und Travis schlossen sich ihm an.
    »Glaubst du, daß der Mörder in diesem Augenblick zuschlägt?« keuchte Travis.
    Graces Gesicht zeigte grimmige Entschlossenheit. »Er hat Alerain getötet, was bedeutet, daß er weiß, wie nahe wir ihm gekommen sind. Wenn er jetzt nicht zuschlägt, wann dann?«
    »Aber wer wird das Opfer sein?«
    »Jemand, der für Krieg gestimmt hat – und an den der Mörder heranzukommen glaubt.«
    Travis lief schneller.
    Sie kamen zuerst zu König Persards Gemach. Beltan blieb nicht einmal stehen. Er stieß im vollen Lauf zwei Wächter beiseite, trat die Tür ein und stürmte in das Gemach. Travis und Grace stolperten hinter ihm her.
    »Halt!« sagte eine gereizte Stimme. »Was soll das? Kann ein König hier denn nicht einmal seine Ruhe haben?«
    Travis brauchte einen Augenblick lang, um den Anblick zu deuten, der sich ihm bot. Der schwächliche König von Perridon saß auf dem Bett, an jeder Seite eine hellhäutige Dame. Sie alle befanden sich in verschiedenen Stadien des Entkleidetseins.
    Beltan wurde knallrot. »Es tut mir leid, Euer Majestät. König Boreas wird es Euch später erklären.«
    »Und ob er das wird!« fauchte Persard.
    Aber da waren die Freunde schon bereits aus der Tür und rannten den Gang entlang.
    »Wer ist der nächste?«

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