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Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige

Titel: Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Wichtiges geschehen, etwas, das unbedingt nötig gewesen war. Diese Menschen waren so selbstgefällig geworden, ihr Horizont so eng. Jetzt hatten sie erlebt, daß ihr kostbarer Frieden doch gebrochen werden konnte. Vielleicht würden sie jetzt etwas unternehmen.
    Sie stieß zwei flüchtende Adlige beiseite, dann hatte sie die anderen erreicht. »Travis.«
    Er schaute auf, einen unglückseligen Ausdruck auf dem Gesicht.
    »Travis, das war wunderbar«, sagte sie. »Was du getan hast … du hast sie wachgerüttelt. Das war einfach großartig!«
    Sie griff nach seiner Hand, aber er wich ihr aus.
    »Nein, Grace. Ich kann nur Dinge zerstören.«
    Bevor die anderen ihn aufhalten konnten, drehte er sich um und lief aus dem Raum.

31
    Travis sah zu den eisengrauen Wolken hinauf, die über dem Schloß umherwirbelten, und fragte sich, ob er den indigofarbenen Himmel Colorados jemals wiedersehen würde.
    Er fröstelte und zog den Nebelmantel enger um den Körper. Vielleicht war es hier ja doch besser. Vielleicht war es besser, eine Welt von den Erinnerungen entfernt zu sein. Andererseits hatte ihn das aber noch nie daran gehindert, sich zu erinnern.
    Gute Nacht, großer Bruder.
    Nacht, Kleines.
    Der Winterwind wehte seinen Seufzer fort.
    Drei Tage waren vergangen, seit er im Ratssaal die Rune des Friedens zerbrochen hatte. Falken zufolge hatte der größte aller Runenbinder sie dort vor Jahrhunderten gebunden. Wie war es nur möglich, daß Travis über die Macht verfügte, sie zu zerbrechen? Doch irgendwie hatte er es getan. Er spürte noch immer die Energie durch seinen Arm strömen, durch seine Hand in den Steintisch eindringen.
    In ihrem Gemach hatte Falken ihn immer wieder nach diesem Augenblick befragt, aber Travis war sich noch immer nicht sicher, was genau sich dort zugetragen, was genau er getan hatte. Er war so wütend gewesen, das war alles, wütend auf die Herrscher und ihren Widerwillen, die vor ihnen liegende Wahrheit zu akzeptieren. Er hatte die dunklen Wolken über Imbrifale gesehen, er hatte das grausame Licht der Phantomschatten gesehen, und er hatte das Herz aus Eisen gesehen, das Grace einem Toten aus der Brust geschnitten hatte. Warum konnten sie noch immer nicht glauben? Er hatte bloß mit der Faust auf den Tisch schlagen wollen, aber die Wut war aus ihm herausgeströmt wie ein Blitz einen Draht entlang, und es war ihm unmöglich gewesen, sie aufzuhalten.
    Als der Rat am nächsten Tag wieder zusammentrat, hatte Königin Eminda Travis’ Kopf auf einem silbernen Tablett verlangt. Es war kein Geheimnis, daß sie nichts von Runensprechern oder Magie hielt. Zu seinem Glück hatte sich Boreas aber durchsetzen können. Der König hatte folgendermaßen argumentiert: Falls Eminda wegen der Zerstörung der Rune des Friedens besorgt war, mußte sie doch auch mit Sicherheit die zerbrochene Rune beunruhigen, die Falken dem Rat gezeigt hatte – das Siegel des Runentors. Es war ein brillanter Schachzug von Seiten Boreas’ gewesen; Eminda verstummte augenblicklich. Travis hatte es nicht miterlebt – er hielt sich von dem Ratssaal so fern wie nur möglich –, aber Grace hatte es ihm beschrieben, und er konnte sich die Königin von Eredane vorstellen, wie sie mit vor Wut aufgedunsenem und knallrotem Gesicht aus Angst, die eigene Position zu schwächen, keinen Widerspruch wagte. Selbst in einer Niederlage gab es kleine Triumphe.
    Nachdem Boreas Travis vor dem Rat verteidigt hatte, hatte er ihn zu sich befohlen, und Falken hatte ihn begleitet. Travis wußte, daß seine Tat in gewisser Weise Boreas’ Zielen geholfen hatte. Trotzdem hatte er erwartet, daß der König über seinen Ausbruch vor der Ratsversammlung wütend sein würde. Sobald die Tür hinter ihm ins Schloß gefallen war, straffte er sich und fragte sich, wie lange er wohl schreien würde, während Boreas ihn mit diesen kräftigen Händen in kleine Stücke riß.
    Zu seiner Überraschung nickte ihm der König zur Begrüßung ernst zu, bot ihm Wein an und bat ihn, Platz zu nehmen. Dann unterhielt er sich kurze Zeit mit Travis, während Falken in der Nähe stand. Der König wollte wissen, ob Travis jemals zuvor Runen zerbrochen hatte, und wenn ja, wie viele.
    Nachdem die Befragung vorbei war, starrte der König ins Feuer. »Der Legende zufolge würde Calavan niemals fallen, solange die Rune des Friedens mit dem Ratstisch verbunden ist.«
    Travis wußte nicht, was er sagen sollte. Beschuldigte ihn der König, die Domäne in Gefahr gebracht zu haben?
    »Nein,

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