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Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm

Titel: Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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sie da taten; bis jetzt hatten sie sich mit dem Gelernten noch keinen bleibenden Schaden zugefügt. Bis jetzt. Doch bei Liriths Worten durchströmte sie tiefe Erleichterung.
    Du willst doch mehr lernen, nicht wahr, Grace? Ganz egal, wie gefährlich es ist, ganz egal, daß Boreas unweigerlich irgendwann herausfinden wird, was du da tust, und dich köpfen lassen wird. Du würdest alles tun, um mehr davon zu fühlen, stimmt’s?
    Aber sie hatte die Frage damals nicht beantworten müssen, so wie sie es jetzt wieder nicht tat.
    Garf lenkte sein Schlachtroß auf den Kamm der Anhöhe. Er beschattete die Augen und betrachtete die Wellenförmige Landschaft.
    »Wonach haltet Ihr Ausschau, Sir Garfethel?« fragte Durge. »Der Lagerfeuerrauch von Halsabschneidern? Spuren eines wilden Ebers? Sumpf, in dem unsere Pferde versinken könnten?«
    »Einen Ort, um zu essen«, erwiderte der junge Ritter. Grace lächelte. Garfs Bedürfnisse waren stets etwas praktischer als die Durges.
    Alle richteten sich auf, blickten in die Ferne und suchten eine Senke, die Schutz vor dem Wind und Wasser für die Pferde bieten würde.
    Aryn stieß ein Keuchen aus.
    Sofort wandte sich Grace der Baronesse zu, um sie zu fragen, ob sie einen guten Rastplatz entdeckt hatte, aber Aryn betrachtete die grüngoldenen Hügel gar nicht. Sie starrte Grace an.
    »Was ist?« fragte Grace überrascht.
    »Das Land«, murmelte Aryn. »Es hat die gleiche Farbe wie deine Augen.«
    Lirith nickte. »Das stimmt.«
    Grace wollte etwas darauf erwidern, wußte aber nicht, was sie sagen sollte.
    Garf lachte. »Nun, wenn ihre Augen dieselbe Farbe wie das Land haben, dann muß sie die Königin dieses schönen Orts sein.« Er verbeugte sich in seinem Sattel. »Heil der Königin des Sommers!«
    Es war ein armseliger Scherz. Grace schüttelte den Kopf und wollte protestieren. Da erschien eine zweite Sonne am Himmel. Sie raste über ihre Köpfe hinweg und warf unmögliche Schatten in alle Richtungen. Die fünf konnten noch gerade rechtzeitig in die Höhe blicken, um im Norden einen weißglühenden Blitz verschwinden zu sehen.
    Durge fand als erster die Sprache wieder. »Ein Feuerdrache.«
    Erst jetzt begriff Grace, was sie da beobachtet hatte. Einen fallenden Stern. Dabei hatte sie gar nicht gewußt, daß es überhaupt möglich war, am Tag einen Meteor sehen zu können.
    »Ich habe noch nie einen so hellen Feuerdrachen gesehen«, sagte Aryn.
    Lirith hielt das Gesicht noch immer in den Himmel. »Er war wunderschön.«
    »Dann soll das unser gutes Omen sein«, sagte Garf mit einem Grinsen. »Wir werden mit Sicherheit einen guten Platz für ein Picknick finden.«
    Durge warf dem jungen Ritter einen düsteren Blick zu. »Wenn Ihr meint, Sir Garfethel.«
    Zum ersten Mal seit vielen Monaten lief Grace ein Schauder über den Rücken. »Laßt uns reiten«, sagte sie. »Ich mag zwar keine Königin sein, aber ich bin hungrig.«
    Zusammen ritten sie die Anhöhe hinunter und galoppierten tiefer in den Sommer hinein.

19
    Natürlich war es Garf, der den perfekten Rastplatz fand.
    Die anderen vier hielten ihre Pferde neben dem Schlachtroß des jungen Ritters an, und zwar am Fuß eines kegelförmigen Hügels, dessen Umrisse so perfekt waren, daß Grace ihn kaum für natürlichen Ursprungs hielt. Auf den grünen Feldern Calavans gab es viele derartige Anhöhen und Grabhügel. Sie stammten von den Barbaren, die vor der Gründung der Domänen hier gelebt hatten – bevor die Herrscher Tarras’ hier ihre goldenen Banner gepflanzt hatten. Vielleicht waren die Hügel auch schon lange davor von namenlosen Völkern errichtet worden – von den gleichen Menschen, die den Steinkreis gebaut hatten, der nördlich vom Schloß stand.
    Der Rastplatz, den Garf ausgesucht hatte, senkte sich sanft einem kleinen Bach entgegen, dessen Ufer von Weiden und grünen Binsen beschattet wurden. Das wilde Lied dahinplätschernden Wassers hallte durch die Luft, und Grace mußte schlucken, da sie plötzlich heftigen Durst verspürte. Soweit sie wußte, würde das Wasser des Baches schlammig und brackig sein, aber es klang zumindest kühl.
    Sie wartete darauf, daß Durge abstieg und ihr half. Es ging nicht darum, daß er ihrer Meinung nach die Pflicht hatte, ihr zu dienen; in einem Gewand von einem Pferd abzusteigen, ohne dabei kopfüber zu stürzen, war ein Trick, den sie noch nicht richtig gemeistert hatte. Sie hätte in jedem Fall ein Paar Radfahrerhosen aus Lycra mit ordentlichem Gesäßpolster vorgezogen, aber man mußte

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