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Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung

Titel: Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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abend bei Tisch gesehen habe. Ihr könnt Eurem Schicksal nicht entkommen. Denn Ihr müßt wissen, daß Ihr und ich füreinander bestimmt sind.«
    Beltan suchte nach einer Erwiderung, aber ihm fehlten die Worte. Was auch immer er von dem anderen erwartet hatte, diese Worte bestimmt nicht. Er trat an den Beckenrand. Er mußte das Wasser nicht testen, um zu wissen, daß es ihm das Fleisch von den Knochen sengen würde, falls er auch nur den Fuß hineintauchte.
    Der Mann in dem Becken drehte sich um und stieg die gefliesten Stufen hinauf. Beltan starrte ihn an, zu keiner Bewegung fähig.
    War Dakarreth beim Abendessen im Großen Saal schon eine imposante Erscheinung gewesen, war das kein Vergleich mit dem, was er jetzt darstellte. Seine goldene Haut glühte förmlich von der Hitze des Wassers, und seine Augen waren funkelnde Abgründe. Seine Proportionen waren die eines Helden der Vergangenheit, den man als Statue verewigt hatte.
    Beltan stockte der Atem. Dakarreth sah wie ein Gott aus.
    Bei Vathris, er ist ein Gott. Zumindest war er einer. Und er will wieder einer werden.
    Und warum auch nicht? Wenn man Dakarreth jetzt so sah, erschien der Gedanke, daß andere ihn nicht anbeten würden, völlig absurd.
    Dakarreth stieg die letzte Stufe hoch. »Eure Gefährten wollen mich vernichten, Sir Beltan.« Selbst jetzt, wo er diese schrecklichen Worte aussprach, war seine Stimme volltönend und zwingend. »Aber das darf man ihnen nicht erlauben. Ihr wißt das natürlich. Und es wird ihnen auch nicht gelingen, denn ich habe ihnen einen meiner Sklaven geschickt, der sich um sie kümmert.«
    Machst du dir nicht mal selbst die Hände schmutzig, wollte Beltan sagen, aber er bekam keinen Ton heraus.
    »Ich sagte eben die Wahrheit«, fuhr Dakarreth fort, und in seine Augen trat ein Leuchten. »Ich brauche einen Krieger an meiner Seite, der alle vernichtet, die gegen mich sind, damit ich noch viel heller strahlen kann. Und Ihr sollt dieser Krieger sein. Euer Gesicht und Euer Körper sind natürlich grob und ungeschliffen. Aber das spielt keine Rolle. Ich kann Fleisch wie Ton formen, wie es mir beliebt. Aber in Euch brennt ein Feuer, das man nicht so leicht findet oder erschaffen kann. Und genau das brauche ich.« Er streckte die Hand aus. »Kommt zu mir, Sir Beltan. Ich kann einen neuen Körper erschaffen, der das Feuer Eures Geistes beherbergt, einen Körper, der sowohl wunderschön als auch unsterblich ist.«
    Beltan fühlte Übelkeit in sich aufsteigen. Du meinst, du kannst mich verbrennen.
    Er wollte von diesem Ort fliehen, aber wie er sich geschworen hatte, zwang er sich dazu stehenzubleiben. Jeder Augenblick, den er den anderen erkaufte, war es wert, egal welchen Preis er auch dafür bezahlen mußte. Mühsam stieß er hervor: »Zeigt es mir.«
    Dakarreths Lächeln wurde breiter, ein Ausdruck tiefer und endloser Geheimnisse. Er kam näher. Möglicherweise war der Körper des Nekromanten nicht richtig lebendig, trotzdem trugen die Hitzewellen, die er ausstrahlte, einen sauberen, frischen Geruch mit sich.
    Dakarreth ergriff seinen Arm. Beltan war ein starker Mann, aber er kam nicht gegen ihn an. Dakarreth zwang ihn auf eine Marmorbank, das Opferlamm auf dem Tempelaltar. Der Stein drückte sich heiß in Beltans Rücken.
    Dakarreth beugte sich über ihn, legte ihm die Hand auf die Brust und grub ihm die Finger in die Haut über der Herzgegend. Es schmerzte. Es schmerzte sogar sehr.
    »Und jetzt, Sir Beltan«, sagte Dakarreth, und sein perfektes Gesicht verwandelte sich in eine Maske der Verzückung, »werdet Ihr verwandelt!«
    Der Schmerz ließ Beltan aufstöhnen, und er verscheuchte die lähmende Hitze aus seinen Gedanken. Dakarreth war ein Gott, ja. Aber er war das Böse, und Beltan würde ihm niemals dienen. Mit einer fließenden Bewegung griff er in den Rock, zog den Dolch und trieb Dakarreth die Klinge tief in die Schulter.
    Dakarreth riß die Augen weit auf. Mit einem Aufschrei taumelte er zurück. Beltan setzte sich grinsend auf. Also konnte man Götter doch verletzen.
    Aber er ist kein Gott, Beltan. Noch nicht. Darum gibt es noch immer eine Chance.
    Sein Grinsen verblaßte, als sich Dakarreths lodernder Blick auf ihn richtete und seine Seele verkümmern ließ.
    »Du hast mich verraten!« Dakarreth riß sich mit der rechten Hand den Dolch, aus der Schulter. Blut schoß hervor. Er schleuderte die Waffe beiseite, dann strich er mit den Fingen über die Wunde. Der Blutfluß wurde langsamer, wechselte die Richtung und floß

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