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Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung

Titel: Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Großmeister zeigte mit seinem Runenstab durch die Tür. »Hier entlang.«
    Travis brachte ein Nicken zustande, dann folgte er dem alten Runensprecher. Während sie die Treppe hinuntergingen, schlossen sich ihnen zwei Gestalten an, die eine klein und untersetzt, die andere größer, schärfer und dunkler; beide waren sie in Nebelgrau gekleidet. Larad und Eriaun. Sie sprachen Travis nicht an, und er traute sich nicht, das Schweigen zu brechen.
    Als sie das Erdgeschoß erreichten, glaubte Travis, die Prozession würde hier anhalten. Aber Oragien führte sie durch einen Durchgang, der Travis zuvor noch nie aufgefallen war. Tatsächlich wies der Torbogen solch seltsame Winkel auf und war so in die Wand hineingebaut worden, daß die Öffnung unmöglich zu sehen war, bevor man schon mitten in ihr stand.
    Hinter dem Durchgang befand sich eine weitere Treppe: Sie war kleiner, schmaler und von einem farblosen Licht erhellt, das keiner sichtbaren Quelle entsprang. Schon bald wußte Travis nicht mehr, wie viele Drehungen sie zurückgelegt hatten. Die Luft war drückend, als laste ein gewaltiges Gewicht auf ihr, und ihm wurde klar, daß sie in den Felsvorsprung hinunterstiegen, aus dem der hohe Turm herausgemeißelt worden war.
    Gerade als er davon überzeugt war, daß die unsichtbare Macht seinen Körper zu Brei zerquetschen würde, endete die Wendeltreppe, und er folgte Oragien in einen höhlenartigen Raum. Die Erbauer des Turms hatten die Wände dieses Gemachs zerklüftet gelassen, aber sie wurden von bleichen Kristallen hervorgehoben, die man überall in sie eingesetzt hatte und die das quellenlose Licht auffingen, es brachen und die kühlen Splitter in alle Richtungen verteilten.
    »Was ist das für ein Ort?« murmelte er. Im Gegensatz zu dem Chorgemach dämpfte die Luft dieses Ortes seine Worte, ohne sie aber zu verschlucken wie der Monolith außerhalb des Turms.
    Oragien zeigte mit seinem Stab in die Mitte des Raums. Travis trat zögernd einen Schritt vor.
    Der Stein hatte die halbe Größe eines Mannes, verfügte über drei Seiten und bestand aus Onyx. Zuerst glaubte Travis, er würde auf einem Ständer ruhen, der dieselbe Farbe wie die Wände hatte. Als er näher kam, erkannte er die Wahrheit: Der Stein schwebte ein Meter zwanzig über dem Boden des Gemachs – ohne die Hilfe eines Gestells oder von Drähten.
    Graue Gestalten bewegten sich am Rande von Travis’ Blickfeld – in dem Gemach hielten sich noch andere Männer auf, alles in allem etwa zwanzig Brüder. Aber er beachtete sie nicht, denn der Stein hielt seinen Blick gefangen.
    Nein, kein Stein. Runenstein. Das kann nichts anderes sein.
    Jeder Quadratzentimeter des schwarzen Steins war mit kleinen, regelmäßigen Zeichen bedeckt. Runen. Einige davon konnte Travis entziffern. Die meisten waren ihm unbekannt.
    Er blieb vor dem Runenstein stehen und atmete einen scharfen, metallischen Geruch ein, der an die Ausdünstungen eines Blitzschlages erinnerte. Seine rechte Handfläche juckte, und er griff nach der polierten Oberfläche.
    »Haltet ein!« befahl eine Stimme in scharfem Tonfall, deren Echo allerdings von der Stille des Raums verschluckt wurde.
    »Nein, Bruder Larad, laßt es ihn versuchen«, sagte eine andere, sanftere Stimme. Eriaun.
    Oragiens tiefer Bariton durchschnitt die übernatürliche Stille. »Sicherlich wird der Runenstein seinesgleichen erkennen.«
    Travis hielt den Atem an, dann berührte er sanft eine Rune.
    Fhar.
    Die Stimme, die in seinem Kopf erklang, hatte Ähnlichkeit mit Jacks Stimme. Aber irgendwie wußte Travis, daß da nicht der wahre Jack gesprochen hatte. Es war ein Teil von Jack, das war alles. Ein Teil des Runenmeisters, der er einst gewesen war und den er an Travis weitergereicht hatte.
    Travis schloß die Augen, und er sah, wie die Rune vor dem schwarzen Hintergrund aufglühte. Fhar. Fluß. Ja, natürlich, es war so offensichtlich.
    Hinter ihm keuchte jemand auf. Travis öffnete die Augen, dann sah er, daß die Rune nicht nur in seinen Gedanken glühte. Die Einkerbungen, die die Rune Fhar bildeten, schienen mit geschmolzenem Silber gefüllt zu sein, blieben dabei aber kühl. Travis berührte eine andere Rune.
    Meleg, wisperte die Stimme in seinem Kopf. Holz.
    Wie zuvor ihre Vorgängerin leuchtete auch diese Rune nach der Berührung auf, und ein Energiestrom durchfuhr Travis, köstlich, aber flüchtig. Mit sanften Bewegungen strich Travis über drei weitere Runen. Jede von ihnen erwachte schlagartig zu silbrigem Leben, während er

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