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Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung

Titel: Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Aber wenn man gemütlich durch das Land spaziert und ein fröhliches Liedchen pfeift und an nichts Böses denkt, dann springt jemand aus dem Gebüsch und stößt einem ein Messer rein.«
    Lirith lachte, und der helle Laut hallte von den leblosen Felsen zurück. »Ihr wollt also sagen, daß wenn Durge auf der ganzen Reise seine Besorgnis wegen einer bestimmten Gefahr kundgetan hat, er eigentlich dafür sorgte, daß diese Dinge niemals eintreffen?«
    »Genau«, sagte Aryn.
    Lirith ergriff den Saum ihres Reitgewandes und machte vor dem Embarraner einen tiefen Knicks. »Nun, vielen Dank für diesen Schutz, Herr Ritter.«
    Durges Augen traten hervor, und er öffnete den Mund zu einer Erwiderung, aber da er offensichtlich nicht wußte, was er sagen sollte, schloß er ihn wieder, gab ein wortloses Grunzen von sich und drehte sich um, um in Schwarzlockes Satteltaschen herumzukramen.
    Ein Gefühl der Wärme stieg in Graces Brust auf, und trotz ihrer Müdigkeit und des Gefühls der Dringlichkeit mußte sie lächeln. Sie würde niemals wissen, wie sie es geschafft hatte, Freunde zu verdienen, erst recht nicht solch unglaubliche und wunderbare Freunde wie diese. Aber in den letzten Monaten hatte sie gelernt, die Tatsache zu akzeptieren, daß gute Dinge manchmal völlig grundlos geschahen – so bizarr das auch sein mochte.
    Die Schatten der Berge wurden länger. Grace stieß einen Seufzer aus.
    »Wir sollten besser aufbrechen. Mir ist aufgefallen, daß es zumindest die Menschen dieser Welt vorziehen, mit unerwarteten Besuchern vor Sonnenuntergang konfrontiert zu werden.«
    Durge und Beltan nickten.
    Aryn sah Lirith fragend an. »Werden wir … an diesem Ort willkommen sein, Schwester?«
    Lirith glättete das braune Gewand. »Die Hexen haben den Runensprechern noch nie irgendwelche Vorbehalte entgegengebracht. Und ich glaube auch nicht, daß wir ihnen Sorgen bereiten.«
    Beltan warf der Hexe einen verblüfften Blick zu, aber Grace verstand nur zu gut.
    Sie hält Travis noch immer für den Runenbrecher, so daß er vielleicht doch besser nicht gerettet werden sollte. Bist du sicher, daß Lirith mitkommen soll?
    Dieser Verdacht verursachte Grace Unbehagen, und sie zwang ihn beiseite. Sie mußte an ihre Freunde glauben. Denn, bei den Göttern dieses Ortes, an sich selbst konnte sie nicht glauben.
    »Ich glaube, da ist ein Stall«, sagte Beltan und zeigte auf ein niedriges Steinhaus, das Grace noch gar nicht aufgefallen war. Es verschmolz mit dem Felsvorsprung, an den es sich schmiegte.
    Der blonde Ritter ging hinüber und sah es sich an, dann bedeutete er den anderen, zu ihm zu kommen. Sie nahmen die Pferde mit.
    »Es ist tatsächlich ein Stall«, sagte Beltan. »Obwohl er meiner Meinung nach schon seit Jahren nicht mehr benutzt wurde.«
    Aryn streichelte den Hals ihrer Stute. »Aber wird es den Pferden hier auch gutgehen? Jemand könnte versuchen, sie zu stehlen.«
    Ein hartes Licht stahl sich in Durges Augen. »Dann wird derjenige Schwarzlockes Hufe sauber auf dem Hinterkopf zu spüren kriegen.«
    Das schwarze Schlachtroß des Embarraners stieß mit solch perfektem Timing ein Schnauben aus, daß Grace es nur für das halten konnte, als das es erschien: die Bekräftigung der Worte des Ritters.
    Die Männer banden die Pferde in dem Stall fest, dann begaben sich die sechs Reisenden zu den Steinen, die den Beginn des Pfades markierten. Aus dem Augenwinkel sah Grace ein silberblaues Aufblitzen. Sie schaute in die Höhe und entdeckte ein Licht auf der Turmspitze. Dann war das Licht wieder verschwunden.
    »Sie wissen, daß wir kommen«, sagte Durge.
    Grace nickte steif, dann begab sie sich mit Tira an der Hand an den Aufstieg.
    Der Weg war so steil, wie Durge befürchtet hatte, aber nicht so trügerisch. Er war tief in den Felsen eingeschnitten, und das Kommen und Gehen zahlloser Füße hatte sämtliches Geröll beseitigt. Als schwierig erwiesen sich nur die Abschnitte, an denen die Felswand steil in die Tiefe führte. Dort waren drei Stufen in den Stein geschlagen worden. Sie waren abgenutzt und rutschig, es gab weder Geländer noch Halteringe, und Grace hatte das beunruhigende Gefühl, daß der Erdboden sie anzog. Allein Tira schien sich nicht an den Stufen zu stören, und sie lief mit einer Geschwindigkeit voraus, die Graces Herz an neue und anatomisch völlig unmögliche Orte rückte.
    Als sie das kleine Plateau vor dem Turm erreichten, war die Sonne hinter den hohen Gipfeln verschwunden, und aus den tiefen Tälern kroch das

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