Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter

Titel: Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
Vom Netzwerk:
Augen an. Das Schnüffeln wurde lauter. Ein feuchtes Schnauben ertönte …
     … dann wieder Schritte, die sich fortbewegten, bis sie schließlich verschwunden waren.
    Grace zwang sich dazu, wieder auszuatmen. Es wusste nicht, in welchem Zimmer sie sich versteckten.
    »Wir müssen hier raus«, sagte Travis. »Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie herausgefunden haben, in welchem Zimmer wir sind.«
    Grace wollte ihm widersprechen, konnte es aber nicht. Was auch immer diese Wesen waren, sie würden so lange suchen, bis sie gefunden hatten, weswegen sie gekommen waren. Sie rief sich ins Gedächtnis zurück, wie die Kreaturen Erics ins Auto gezerrt hatten. Sie würden sich nicht von einer Tür abhalten lassen. Aber da draußen würden sie und Travis ungedeckt sein. In der Dunkelheit würde ihr menschliches Sehvermögen den großen, blassen Augen der Kreaturen in jeder Hinsicht unterlegen sein.
    Travis fluchte. »Ich wünschte nur, wir wüssten, wie viele von ihnen da draußen sind.«
    Aber es gab eine Möglichkeit, das herauszufinden. Bevor sie den Rest ihres Mutes verlor, schloss Grace die Augen. Sie spannte den ganzen Körper an, dann griff sie mit der Gabe zu.
    Sofort war er da: der Schatten. Erinnerungen schlugen ihre Klauen in sie; verlangten, dass sie sie immer wieder durchlebte. Eulen flogen durch die Dunkelheit; ihre Rufe vermengten sich mit Verzweiflungsschreien. Weiße Hände griffen aus dem Zwielicht zu, die alte Furcht durchflutete sie. Aber da war eine neue Gefahr, die viel drängender war. Sie ließ die Erinnerungen an die Flammen über sich ergehen, die am Ende immer kamen, ließ die Bilder des Waisenhauses fortbrennen. Dann war der Schatten hinter ihr. Er war nicht verschwunden, das würde er niemals sein, aber sie konnte an ihm vorbeischauen.
    Die Weltenkraft war hier nur schwach, so erbärmlich schwach. Sie hatte nur einen Augenblick, nicht mehr, um die Fäden zu ergreifen, dann fiel alles in ihren Händen auseinander.
    Es reichte. Grace riss die Augen auf.
    »Sie sind überall. Um das ganze Motel verteilt. Ich kann sie fühlen … sie sind wie Wunden in der Nacht.«
    Aber da war noch mehr. Sie hatte etwas anderes gefühlt. Einen anderen Geist. Oder waren es mehrere gewesen? Sie unterschieden sich von den dunklen Punkten, von denen sie wusste, dass sie die Kreaturen darstellten, denn sie schimmerten golden, aber sie hatte sie – es? – nur ganz flüchtig gesehen, wenn überhaupt. Sie versuchte erneut nach der Weltenkraft zu greifen, aber es war sinnlos. Der Schatten blockierte ihr jetzt den Weg, diesmal würde man ihn nicht so leicht zur Seite schieben können.
    Travis’ Stimme klang heiser, seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen hatte er jede Hoffnung verloren. »Wie viele sind es, Grace?«
    »Ich kann mir nicht sicher sein. Ich konnte die Weltenkraft nur ganz kurz berühren. Aber ich würde sagen, fünf, sechs. Vielleicht auch mehr.«
    Er nickte grimmig. Sie wusste, zu welchem Schluss er gekommen war; sie hatte den gleichen gezogen. Damals in ihrem Gemach auf Calavere, da war es Travis und uns kaum gelungen, den einen Feydrim zu töten. Welche Hoffnung hatten sie gegen ein halbes Dutzend Kreaturen, die genauso stark und mindestens so blutrünstig waren?
    Grace hob eine Hand. »Travis, was ist mit deiner …«
    »Sinnlos, Grace. Gibt es hier nicht.« Er verschränkte die Arme über seinem schwarzen T-Shirt. »Ich glaube, diese Welt hat die Bedeutung der Runen vergessen.«
    Stille kehrte ein. Hätten durch die dünnen Wände nicht die Laute von Stimmen kommen müssen, der Lärm von Wagen auf dem Parkplatz? Travis begab sich zum Fenster.
    »Es ist so still. Ich sehe draußen keine Bewegung.«
    »Vielleicht haben sie sich zurückgezogen«, meinte Grace. »Vielleicht ist das unsere Chance, bevor sie zurückkehren.«
    In einer Minute waren sie fertig. Travis holte sein Stilett aus einer Schublade und nahm es in die rechte Hand. Grace zog ihr eigenes Messer aus der Scheide in ihrem Stiefel; die Klinge erschien beklagenswert klein, aber es war besser als nichts. Sie fasste fester mit den schweißfeuchten Fingern zu. Ihr Plan war einfach; etwas Besseres fiel ihnen nicht ein. Es bis zum Parkplatz schaffen und Erics’ Pistole finden. Wenn sie es bis dahin schafften, konnten sie weiterplanen. Sie drückten sich gegen die Tür, lauschten. Nichts. Travis griff nach dem Türknopf, fing an, ihn zu drehen.
    Scharlachrotes Licht glühte auf, färbte die Luft wie mit Blut. Grace traute ihren Augen

Weitere Kostenlose Bücher